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Gertie Fröhlich

Plakate des Österreichischen Filmmuseums 1964-1984


  Galerie Ulysses
  28.06. - 29.07.2005

Vernissage: am Dienstag, den 28. Juni 2005 um 19:00 Uhr
es spricht: Dr. Christian Brandstätter


GERTIE FRÖHLICH - Erfinderin der Galerie St. Stephan - wurde am 29. Juni 1930 in einem Dorf namens Klastor geboren, nahe dem deutschsprachigen Ort Kuneschhau in der Slowakei, wo ihr Vater Dorfschullehrer und Organist war und seine vier Töchter streng katholisch aufzog. Kuneschhau war im 14. Jahrhundert von König Sigismund gegründet worden, welcher deutschsprachige Bergknappen ansiedelte, um die reich vorhandenen Bodenschätze abzubauen. Als sich 1944 der Zweite Weltkrieg dem Ende näherte, wurde der deutschsprachigen Bevölkerung zu verstehen gegeben, dass sie sich besser in österreichische Sicherheit begeben sollte. Die Familie Fröhlich wanderte von der Slowakei nach Oberösterreich aus und liess sich in der Nähe von Vöcklabruck nieder, wo ein Teil der Familie herstammte.

Gertie Fröhlich studierte zunächst Malerei bei Rudolf Szyszkowitz in Graz, übersiedelte dann 1953 nach Wien, wo sie bei Albert Paris Gütersloh inskribierte und 1956 das Diplom machte.

Als Gertie Fröhlich 1953 nach Wien übersiedelte, fand sie Aufnahme bei der Familie Friedrich und Eva Heer, wo sie auch zunächst wohnte. Während des Sommers 1954 nahm sie einen Sommerjob bei der Katholischen Aktion an. Ihr Chef war der Domprediger zu St. Stephan, OTTO MAUER. Irgendwann zu dieser Zeit lernte sie Eva Maria Kallir kennen, die Tochter des Schiele Experten, Otto Kallir-Nirenstein, Gründer der legendären Neue Galerie in der Grünangergasse, der 1938 Österreich verlassen musste und der seine Galerie für die Jahre des Krieges seiner ehemaligen Mitarbeiterin Vita Künstler übertrug. Nach dem Krieg verbrachte Otto Kallir oft den Sommerurlaub in Altaussee, so auch im Jahre 1954. Von seiner Tochter, die in Wien als Sozialarbeiterin engagiert war und nicht Galeristin werden wollte, erfuhr Gertie eines Tages, dass der berühmte Kunsthändler vorhatte, die Galerie in der Grünangergasse aufzugeben. Die unternehmungslustige Gertie Fröhlich, die von ihrem Studium her viele Künstlerkollegen kannte, überredete ihren Chef Otto Mauer, von dem sie wusste, dass er ein Kunstliebhaber und im besonderen ein Freund von Alfred Kubin war, nach Altaussee zu fahren, um über eine Übernahme der Galerie mit Otto Kallir zu verhandeln. Eine Reise, der Erfolg beschieden war. So wurde der Domprediger Otto Mauer Galerist und Gertie Fröhlich sein Sekretärin und Beraterin.

Gertie Fröhlich, ein Wesen mit Charme, geistreichem Witz, allseits beliebt und von vielen Künstlern verehrt, entschied sich für Markus Prachensky, den sie bald darauf heiratete und ihre gemeinsame Wohnung in der Sonnenfelsgasse 11 wurde zu einem Treffpunkt der jungen Österreichischen Avantgarde. Nicht nur Prachenskys enge Freunde Mikl, Hollegha und Rainer, sondern auch manche der Wiener Phantasten, aber auch Architekten wie Hans Hollein, Wilhelm Holzbauer, Fritz Kurrent, Johannes Spalt, die Literaten H.C. Artmann, Konrad Bayer, Gerhard Rühm, Oswald Wiener sowie Filmemacher wie Peter Kubelka und Ferry Radax trafen sich in der Wohnung im 2. Stock der Sonnenfelsgasse 11.

Es dauerte nicht lange, bis sie Otto Mauer überzeugen konnte, die Galerie ihren Künstlerfreunden zu öffnen und so wurde die Galerie St. Stephan, zum - einzigen - Zentrum der Österreichischen Avantgarde. Die Verdienste der Gertie Fröhlich können nicht hoch genug geschätzt werden.

Nach ihrer Scheidung von Markus Prachensky wurde Filmemacher Peter Kubelka, der 1957 mit seinem einminütigen Avantgarde Film Adebar weltberühmt wurde, zum Gefährten.

Als Peter Kubelka 1964 das Österreichische Filmmuseum mit Peter Konlechner gründete, gewann er Gertie Fröhlich für die Gestaltung der Plakate, welche sie - es waren über hundert - zwanzig Jahre lang schuf, die sich grösster Beliebtheit erfreuten. Gertie Fröhlich hat auch das Logo für das Filmmuseum ausgewählt, u.z. das Phantasiewesen Zyphius - welches sie in einer Abhandlung über Fabelwesen aus dem Jahre 1558 fand, wo es sich mit Einhorn, Phoenix, Sphinx, Sirenen und anderen Zaubertieren als eindeutig hässlichstes Tier tummelte.

Die GALERIE ULYSSES zeigt nun erstmals eine repräsentative Auswahl ihrer Plakate.