S.P.Q.R. – der Senat und das Römische Volk – überall
in der Stadt, der ich mich seit meiner Jugend verbunden fühle,
findet man diese Inschrift.
Immer war ich begeistert von Rom, seinen Bauten, seinen Hügeln,
der Umgebung, dem Ernst und der Fröhlichkeit der Stadt. Der
Reiz der Antike, der sich zuerst scheu verweigert, dann sich dem
Wissenden aber mehr und mehr erschliesst, ist ein Faszinosum, dem
ich im Laufe der Jahre erlegen bin – wissentlich und voll
Absicht.
Das Studium der Geschichte der Stadt von der Republik bis zu
den Caesaren, von den Einflüssen anderer Völker und Kulturen,
von den Griechen zu den Etruskern, schärfte meine Sinne, mein
Auge und mein Wissen. Nie konnte ich nordische Heldensagen lesen
und ertragen, doch als Atheist labe ich mich an der überzeugenden,
bösen, aber doch spielerischen griechisch-römischen Götterwelt.
Sie sind mir sehr vertraut, die alten römischen Bauten, angefangen
vom gigantischen Kolosseum und Pantheon bis hin zu den kleinen
Tempelchen und den zahlreichen Ruinen und Halbruinen der Domus
Aurea des Nero, der Area Pacis des Augustus, des Forum Romanum,
des Palatin, der Foren des Trajan und des Hadrian.
Ich kann und will nie mehr den Blick vergessen, den man vom Capitol
aus über das Forum Romanum hat, nie mehr den von den anderen
Hügeln, die ich Dutzende Male erstieg, jede Säule, jeden
Stein der Stadt erobernd.
Ich kenne den Glanz und den Niedergang der Herrscher, deren Grösse,
Triumphe und Wohltaten, aber auch deren Exzesse, Verrohung und
Grausamkeiten.
Schon prima vista wusste ich, dass mich diese Stadt verschlingen
würde – und sie tat es auch. Ich blieb übrig als
Lìebhaber und Maler und, wie ich glaube, als Chronist Roms
aus meiner Sicht, wohl weniger wissend als Theodor Mommsen – aber
besser sehend als Goethe oder Seume.
Egal wo auf der Welt ich mich gerade befand, lebte ich seit meiner
Jugend in Rom. Jetzt lebe ich in Rom, obwohl ich mich in Wien befinde
und hier male, hier fresse ich fröhlich in mich hinein Rom,
die Römer, die römische Küche, trinke die römischen
Weine, lese die Geschichte des römischen Weltreichs, der römischen
Weltsicht, und bin froh, nicht ein strenger und züchtiger
Grieche sein zu müssen.
Markus Prachensky
Dezember 2004 |
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