Arnulf Rainer – Porträts
Seit den späten 1960er Jahren nimmt die Auseinandersetzung
und Befragung des menschlichen Körpers einen eminenten Schwerpunkt
in Arnulf Rainers Werk ein. 1968/69 hat Rainer seine psychophysische
Konstitution analysiert, in dem er mittels Photos seine exhibitionistischen
Grimassen – Nerven- und Muskelanspannungen – dokumentiert
hat und diese im Anschluss malerisch und zeichnerisch korrigiert,
akzentuiert, verbessert oder ausgelöscht hat. Face Farces – ein
Aufdecken archetypischer Gebärden. Darauf folgten im Kontext
des »körperlichen Expressionismus« die Werkblöcke
der Van Gogh-Übermalungen, die Charakterköpfe von Franz
Xaver Messerschmidt bis hin zu den Totenmasken als letzte Expression
des Menschen.
Die aktuell präsentierte Werkauswahl zeigt einen repräsentativen
Querschnitt von Personen aus der österreichischen Kulturgesellschaft,
Künstlerfreunde und Sammler, Kritiker, Ausstellungsmacher,
die im persönlichen Kontakt zum Künstler stehen. Dabei
handelt es sich um keine Celebrity-Porträts, etwa in der Tradition
von Andy Warhol, sondern mehr um individuelle »Charakterköpfe«,
die Rainer präzise bearbeitet und interpretiert. Zum einen zeugen die um 1970 entstandenen
Blätter von der Vehemenz des zeichnerischen Einsatzes im Überarbeiten
der Blätter. Der Künstler akzentuiert, verdichtet und
steigert die energetisch aufgeladenen Posen der grimassierenden
Protagonisten wie Oswald Wiener, Dominik Steiger oder Reinhard
Prießnitz. Reminiszenzen an Rainers Face Farces und Body
Paintings sind spürbar.
Zum anderen ver- und umhüllt der Künstler in den jüngst
entstandenen Arbeiten die Porträtierten in eine auratische
Sphäre, lässt die Personen wie etwa Maria Lassnig, Helmut
Zambo, oder Rudi Fuchs in eine leicht transzendente Gegenwelt entschwinden,.
Mit Pinseln streicht Rainer sanft die Leimfarbe auf den Bildträger – kräftige
Farbbündel, koloristische Schichten, sinnliche Farbströme
entstehen.
Text: Florian Steininger |
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