“Doch hat dieses wache Denken uns in das Labyrinth wirren Alpdrucks
geführt, wo die Spiegeln der Vernunft die Folterkammer
vervielfachen.“
(Octavio Paz, Das Labyrinth der Einsamkeit)
KünstlerInnen verschiedener Nationalität – aus Europa wie der arabischen
Welt – beschäftigen sich in der Ausstellung Labyrinth/Trap
intermedial mit der Metapher des Labyrinths bzw. der Falle als
systemisch-diskursive Konstruktion situiert zwischen den Antipoden
von Stillstand und Bewegung.
Während im griechischen Mythos Theseus mithilfe des Fadens der
Ariadne den Weg aus dem Labyrinth Daedalus findet, steht das
Labyrinth bei Octavio Paz als Synonym für die Falle. In dieser verharrt
das Subjekt, gefangen, in einem erzwungenen Stillstand,
gleichzusetzen mit einer Dekonstruktion des Perspektivischen.
Das Labyrinth der Klassik ist linear, der Irrgarten weitaus komplexer
aufgebaut, weist hingegen die Möglichkeit der Wahl auf. Einige
Verzweigungen führen näher zum Ziel, andere enden an einem
Punkt an dem man gezwungen wird zurückzugehen. Damit wird der
Irrgarten auch zum Symbol für die Möglichkeit der Entscheidung,
so evoziert „die Gnade des Entweder-Oder“ bei Kierkegaard das
Absolute, denn es ist die Differenz zwischen Wählen und Nichtwählen.
Die arabische Welt versteht gerade den Dualismus der binären
Struktur als Falle. Der Zwang zwischen zwei Wegen zu entscheiden
impliziert die Verneinung bzw. das Nichtwahrnehmen des Anderen.
Das Entweder-Oder des labyrinthischen Irrgartens verwandelt sich
in eine Beschränkung der Freiheit.
Elisabeth Voggeneder
Kurator: Sini Coreth |