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Hans Kupelwieser |
Tina Bepperling |
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Werner Feiersinger |
Julie Hayward |
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Dorothee Golz |
Durch Jahrhunderte, ja Jahrtausende — nicht nur abendländischer Kunstgeschichte — war das beinahe ausschließliche Thema oder Motiv der Bildhauerei die Figur, ob Mensch, Tier, Mischwesen etc. Möbel und andere dem Menschen dienliche, und oft mit hohem Aufwand gestaltete Artefakte waren, seit es einen Kunstbegriff gibt, letztlich immer bestenfalls als Kunsthandwerk klassifiziert. Auch wenn Duchamps Ready Mades schon 1917 grundsätzlich die Tür zur Akzeptanz neuer Sujets bzw. zu einer erweiterten Wirklichkeitswahrnehmung durch die Kunst weit geöffnet hatten, blieben in der frühen Moderne Bocconis „Stillleben mit Flasche“ oder diverse Kleinskulpturen und Reliefs der Kubisten Ausnahmen von der Regel. Auch die Schubladen Dalis öffneten sich noch im Frauenkörper.
Erst in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts erobert die Lebensrealität endgültig die letzten Reservate der Kunst, auch das der dagegen besonders widerständigen Bildhauerei, die mit Minimal gerade erst ein fundamentalistisches Bollwerk gegen den Ansturm des Literarischen errichtet hatte. Artschwager machte das Möbelsujet kunsttauglich, Oldenburg alles was sonst noch an Dingen des täglichen Gebrauchs übrig war. Die Bildhauerei hatte sich ein neues Feld erschlossen, das bis heute fruchtbar geblieben ist und dessen Ausdifferenzierungspotential unerschöpflich zu sein scheint. Blicken wir heute auf die große Bühne der Kunst, so haben sich die klassischen Akteure (Figurationen) weitgehend verabschiedet, die Staffage, das Bühnenbild, die Möblierung ist übrig geblieben – ein Befund der trotz einer „neuen“, postmodernen Figuration zwischen Hyperrealismus und Groteske grosso modo noch Gültigkeit besitzt.
Im breiten Spektrum dieses Themas fokussieren die „Objets sculpturals“ einen ganz speziellen Aspekt. Im Gegensatz zu den „Objets trouvés“ (Aspekte des Recyclings und der Appropriation werden ein weiteres Thema der Ausstellungsreihe „Grenzdialoge“ sein) sind sie eben keine Findungen, sondern Erfindungen, materialisierte, geformte, in Gestalt gebrachte Ideen zu den Sujets Möbel und Gebrauchsobjekt. Das Sujet Mensch ist aber, handelt es sich doch um Gegenstände seines Gebrauchs, als Bezugspunkt immer gegenwärtig. Die Ausstellung fasst Positionen zusammen, die trotz unterschiedlicher inhaltlicher Konnotationen und Materialästhetiken, allesamt noch einem klassischen Bildhauereibegriff verpflichtet sind, dessen Parameter Körperhaftigkeit und eine im weitesten Sinn anthropomorphe bis biomorphe Formensprache sind.
Unterschiedlich sind dagegen die inhaltlichen Zugänge der fünf KünstlerInnnen: Dorothee Golz zeigt mit Hohlwelt VI einen ihrer figurenbefreiten Handlungsräume, die sich mit Fragen zwischenmenschlicher Beziehungen im Spannungsfeld von Polarität und Komplementarität, von Projektionen und realen Erfahrungen befassen, sowie psychisch konnotierte, ironische Umformungen von Artefakten der Alltagswelt.
Aktuelle Lebenszusammenhänge und vertraute häusliche Kontexte sind auch das Bezugsfeld der bildhauerischen Transformationen, Dekonstruktionen und Verfremdungen von Julie Hayward, die sich aber nur peripher an objektiven Realitäten orientiert, sondern selbst Realitätsmomente konstruiert. Sie schafft suggestive Objekte für teils irritierende, teils abgründige Parallelwelten. Die perfekten skulpturalen Amphoren Körper aus der Urnen- Manufaktur von Tina Bepperling führen dagegen einen „Grenzdialog“. Designnah im Sinne von systematischer Form-, Farb-, Materialuntersuchung und -verfeinerung sind sie perfekte Hybride: je nach Kontext hochklassiges Gebrauchsobjekt, minimalistische Skulptur und/oder Symbol für Transzendenz mit einer Vielzahl kulturgeschichtlicher Referenzen.
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