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Gilbert Bretterbauer

Salon

 MARIO MAURONER CONTEMPORARY ART
 15.04. - 28.05.2016


Vernissage: Donnerstag, 14. April 2016, 18-21 Uhr



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Der multidisziplinär arbeitende Minimalist Donald Judd hat in den 60er Jahren das Thema der Grenzdialoge zwischen Kunst, Architektur und Design für sich auf pragmatische Weise geklärt: Wenn ich eine Skulptur mache, bin ich Bildhauer, wenn ich einen Stuhl mache, Designer, wenn ich ein Haus mache, Architekt. Sein Ausweg aus dem Labyrinth komplexer Fragestellungen bleibt Vielen der nachfolgenden Generationen konzeptueller KünstlerInnen allerdings verwehrt, agieren sie doch wie Gilbert Bretterbauer programmatisch explizit im Dazwischen, mehr noch, dieses Dazwischen ist ihr eigentliches künstlerisches Terrain.

Auf diesem Terrain hat sich in den letzten zwanzig Jahren um und nach Franz West eine bemerkenswerte Wiener Szene entwickelt. West und die Generation von Gilbert Bretterbauer, Peter Kogler, Gerwald Rockenschaub, Heimo Zobernig und anderen hat sich nicht nur intensiv mit Begriffsverschiebungen zwischen Bild, Skulptur, Objekt und Raum, sondern auch mit dem Verhältnis von Skulptur und Gebrauchsgegenstand bzw. von bildender und angewandter Kunst auseinandergesetzt. Allein oder in wechselseitigen Kooperationen haben sie neben hybriden Kunstobjekten auch Möbel, Lampen und andere Gegenstände des täglichen Gebrauchs entworfen. Sie gestalteten Lese- und Ruhezonen, Bars, Cafés und Restaurants in den kommunikativen Zwischenzonen von Kulturevents, kooperierten mit Architekten und waren so gleichzeitig Verursacher und Teil eines Trends. Ihre „Kunst mit Gebrauchswert“, beziehungsweise ihre spezifische Analyse der labilen Beziehungen von Kunst und Design, brachte Abwechslung in das öde Allerlei des gehobenen Designsegments.

Gilbert Bretterbauer (* 1957 in Wien) vertritt in seiner Generation jene Sektion, die noch dem Handgemachten anhängt, jedenfalls nicht auf einen derartigen individuellen Ausdruck verzichten möchte. Natürlich ist er auch mit dem Computer vertraut und als gelernter Textiltechniker kennt er alle Finessen industrieller textiler Produktion, was ihm bei Bedarf die adäquate Umsetzung seiner handgemalten, handgezeichneten Entwürfe ermöglicht. Im „Salon“, seinem Kommentar zum Thema der „Grenzdialoge“, konfrontiert er ein industriell gefertigtes Produkt mit skulpturalen, handgefertigten Möbel-Hybriden. Das Interesse des Künstlers am Psychedelischen, an der Hippie-Kultur beziehungsweise an der kalifornischen Variante der US-amerikanischen Alltagskultur verdichtet sich hier visuell in einem Interieur von ambivalenter Ästhetik und hoher Eigenart.

Edelbert Köb