Vorrangige Themen der künstlerischen
Settings von Ruth Schnell sind
Transformationsprozesse von Bild-, Körper- und Raumrepräsentationen.
Ruth Schnells Arbeiten, im künstlerischen Kontext der Neuen
Medien
eingebettet, sind Versuchsanordnungen zu Wahrnehmungscodes und
-formationen in einer mediatisierten Umwelt, in der der Mythos
einer
allgemeingültigen Realität seine endgültige Auflösung
erfahren muss. Die Ausstellung "L´ORDRE DU REGARD" in
der Galerie Lisi Hämmerle
widmet sich der Gültigkeit von Blickordnungen und einer Verknüpfung
von realem Umraum, Bildraum und virtuellem Zeichenraum. Gezeigt
werden vier 2003 entstandene Arbeiten sowie Multiples.
Zu
sehen sind mit mehreren transluzenten Polyesterharz-Schichtenüberzogene
MDF-Platten - monochrome Tafelbilder. In diese Bildträger
sind jeweils 32 vertikal angeordnete Leuchtdioden eingelassen. Diese
zunächst als kompositorische Elemente identifizierbaren Lichtbalken
generieren in Lichtpunkte zerlegte Wörter.
Zwei fundamental
verschiedene Blickordnungen kollidieren in der
Ausstellung. Während die bewusste Bildbetrachtung zielgerichtetes
Sehen voraussetzt, erfordert eine Wahrnehmung der als Impulse über
die Lichtbalken flimmernden Wörter einen genau entgegengesetzten
Blickmodus. Diese sind dann wahrnehmbar, wenn der Betrachter
selbstverständliche, am Akt des Lesens eingeübte Rezeptionsmuster
aufgibt; erforderlich ist hier ein frei schwebender Blick am Objekt
vorbei.
Ruth Schnell macht sich dabei den so genannten "Nachzieheffekt" zunutze:
eine bewegte punktförmige
Lichtquelle - oder eben umgekehrt
eine unbewegte Lichtquelle bei schneller Bewegung des Auges – wird
als
Lichtstreifen abgebildet. Als Nachbilder, die auf der Netzhaut
produziert
und im Gehirn interpretiert werden, erscheinen die über die
Leuchtbalken
generierten Wörter Hologrammen gleich im Raum.
Die Wortreihen entstammen
Lexika, Statistiken und anderen Medien der
Wissenserfassung. Diese werden als Instanzen der jeweils gültigen
Weltsicht verstanden, die über Zuschreibungen Bedeutung produzieren.
Arbeiten
von Ruth Schnell mit LED-Leuchtstäben sind als Kunst-am-Bau-
Projekte an der HTL Bregenz (Baumschlager/Eberle-Zubau) und an
der
Landesakademie St. Pölten realisiert worden.
2001 erhielt die
in Wien lebende Künstlerin den renommierten
Internationalen
Kunstpreis des Landes Vorarlberg. Im Juli 2002 realisierte sie
mit "Territorism" eine groß angelegte Außenraumprojektion
für
das Kunsthaus Bregenz.
Patricia Köstring
Ruth Schnell
Zur Realisierung haben beigetragen:
Patricia Köstring (künstlerische Assistenz,
Produktionsassistenz),
Alexander Pausch (Elektronik, Programmierung). Veronika Schnell,
Lisi Hämmerle
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