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RUTH SCHNELL – L’ORDRE DU REGARD

 

 Galerie Lisi Hämmerle
 01.06. - 05.07.2003

 

Eröffnung: Freitag, 30. Mai, um 20 Uhr
einführende Worte: Dr. Friedemann Malsch, Direktor des Kunstmuseum Liechtenstein


Vorrangige Themen der künstlerischen Settings von Ruth Schnell sind Transformationsprozesse von Bild-, Körper- und Raumrepräsentationen.

Ruth Schnells Arbeiten, im künstlerischen Kontext der Neuen Medien eingebettet, sind Versuchsanordnungen zu Wahrnehmungscodes und -formationen in einer mediatisierten Umwelt, in der der Mythos einer allgemeingültigen Realität seine endgültige Auflösung erfahren muss.

Die Ausstellung "L´ORDRE DU REGARD" in der Galerie Lisi Hämmerle widmet sich der Gültigkeit von Blickordnungen und einer Verknüpfung von realem Umraum, Bildraum und virtuellem Zeichenraum. Gezeigt werden vier 2003 entstandene Arbeiten sowie Multiples. 

Zu sehen sind mit mehreren transluzenten Polyesterharz-Schichtenüberzogene MDF-Platten - monochrome Tafelbilder. In diese Bildträger sind jeweils 32 vertikal angeordnete Leuchtdioden eingelassen. Diese zunächst als kompositorische Elemente identifizierbaren Lichtbalken generieren in Lichtpunkte zerlegte Wörter.

Zwei fundamental verschiedene Blickordnungen kollidieren in der Ausstellung. Während die bewusste Bildbetrachtung zielgerichtetes Sehen voraussetzt, erfordert eine Wahrnehmung der als Impulse über die Lichtbalken flimmernden Wörter einen genau entgegengesetzten Blickmodus. Diese sind dann wahrnehmbar, wenn der Betrachter selbstverständliche, am Akt des Lesens eingeübte Rezeptionsmuster aufgibt; erforderlich ist hier ein frei schwebender Blick am Objekt vorbei.

Ruth Schnell macht sich dabei den so genannten "Nachzieheffekt" zunutze: eine bewegte punktförmige Lichtquelle - oder eben umgekehrt eine unbewegte Lichtquelle bei schneller Bewegung des Auges – wird als Lichtstreifen abgebildet. Als Nachbilder, die auf der Netzhaut produziert und im Gehirn interpretiert werden, erscheinen die über die Leuchtbalken generierten Wörter Hologrammen gleich im Raum.

Die Wortreihen entstammen Lexika, Statistiken und anderen Medien der Wissenserfassung. Diese werden als Instanzen der jeweils gültigen Weltsicht verstanden, die über Zuschreibungen Bedeutung produzieren.

Arbeiten von Ruth Schnell mit LED-Leuchtstäben sind als Kunst-am-Bau- Projekte an der HTL Bregenz (Baumschlager/Eberle-Zubau) und an der Landesakademie St. Pölten realisiert worden. 2001 erhielt die in Wien lebende Künstlerin den renommierten Internationalen Kunstpreis des Landes Vorarlberg. Im Juli 2002 realisierte sie mit "Territorism" eine groß angelegte Außenraumprojektion für das Kunsthaus Bregenz. Patricia Köstring
Ruth Schnell

Zur Realisierung  haben beigetragen:
Patricia Köstring (künstlerische Assistenz, Produktionsassistenz),
Alexander Pausch (Elektronik, Programmierung). Veronika Schnell,
Lisi Hämmerle