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Spallo Kolb

Zeichnung, Skulptur, Installation

 Galerie Lisi Hämmerle
 09.04. - 14.05.2016


Eröffnung am Freitag, 8. April um 19 Uhr
Einführende Worte: Marina Hämmerle – Büro für baukulturelle Anliegen



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Nach über zehn Jahren Ausstellungsabstinenz eröffnet Lisi Hämmerle einen Spalt breit Einblick in das Schaffen des Ostschweizer Künstlers Spallo Kolb. Seine Ausdrucksmittel sind derer viele – Skulpturen, Zeichnungen, Installationen, Architekturen, Archäologische Experimente. Sein schöpferisches Arbeiten paart sich mit   dem Tun eines Landwirts, Schlossers, Keramikers, Motorradfahrenden, Unternehmers, Bauträgers, Familienvaters. Im Mittelpunkt   seines Interesses   steht die Forschung   an Material,   physikalischen Vorgängen, Fertigkeiten, Tektonik. Sein Interesse ortet sich immer wieder außerhalb von Raum und Zeit, unbedarft spult er 6000 Jahre Entwicklungsgeschichte zurück und widmet sich inbrünstig der Frage „Wie entsteht Feuer?“.

Ja, der 1959 geborene Appenzeller ist ein Vertreter jenes selten gewordenen archaischen Typus Mensch, der sich nicht mit den Informationen eines Mikroprozessors zufrieden gibt. Er will selbst ergründen, was es mit der Welt und ihren Proportionen, Beziehungen, Hergängen so auf sich hat. Und es darf schwer sein, jenseits von 0, 1 und wieder 0 hebt er Formen aus Stein, Eisen, Zement, Holz, Stahl. Er findet sie, formt sie, kondensiert und verändert. Ein Balanceakt tut sich auf: Natur – Mensch, Materie – Nicht Materie, Hoher Kasten und Hütebub. Das Kleine im Großen wird gesehen und umgekehrt.

Eine dieser Schärfungen wird auch der Galerieraum von Lisi Hämmerle wiederfahren. Dort wo jetzt Säulen Struktur bilden, wird plane Fläche, aus Ablenkung wird Konzentration, eine Türe wird zur Skulptur – zur geschnittenen Form. Wind, Regen, Korrosion lagern sich zur grafischen Komposition ab, erhalten ein neues Leben als Bild, versiegelt im luftdichten Raum. Ein Parkplatz vor der Galerie wird zur unendlichen Acht in Stahl, Kosmos statt Auto, Infinity auf dem Podest. Der imaginierte Berg der Kindheit, beflügelt von Wodka und Kaviar, führt Herz und Hand durch zwei Tage und Nächte im Wien des alternden Qualtingers. Zwei Dutzend Zeichnungen federn aus dem jungen Wilden am selbstgeschweißten Stahltisch. Fünfunddreißig Jahre später hängen sie in St. Petersburger Manier in Bregenz. Werke von beherzter Intensität, tröstliche Zeichen menschlicher Regung im Chaos zunehmender Entfremdung. Spallo Kolb fügt mit ein paar Arbeiten zusammen, was anderswo aus den Fugen geraten ist.

Marina Hämmerle