„Andeuten und Verbergen“ zeigt zwei künstlerische Positionen, die sich auf sehr unterschiedliche Weise mit dem Fragilen und dem Mehrschichtigen beschäftigen. Christoph Luger und Irene Wölfl arbeiten mit Spuren, Fragmenten und Schichtungen – sei es auf der Wand oder im Material, sei es in der Malerei oder im Fundstück. Ihre Arbeiten erzählen keine offensichtlichen Geschichten, sondern lassen Räume offen, in denen sich Bedeutung langsam entfaltet. Es sind Werke, die leise sprechen – und gerade deshalb lange nachwirken.
Christoph Luger intoniert unseren Blick auf eine vieldeutige, zerbrechliche Welt. Er komponiert Ausschnitte, ohne das Ganze zu benennen. Indem er zunächst Papierflächen an die Wand klebt, tuckert, sie mit der Wand vereint, um sie wie eine Wand zu bearbeiten. Doch nicht der glatte, sichere Farbauftrag interessiert Christoph Luger, sondern die lasierende, den Duktus preisgebende, von zufälligen Unregelmäßigkeiten zerklüftete, liebevoll strapazierte Fläche charakterisiert seine Ästhetik.

Christoph Luger: Ohne Titel, 2025, Leimfarbe auf Papier;
64,2 x 65,1 cm, Eisenrahmen

Christoph Luger: Ohne Titel, 2025, Leimfarbe auf Papier;
74,3 x 74,3 cm, Eisenrahmen

Christoph Luger: Ohne Titel, 2025, Leimfarbe auf Papier;
27 x 35 cm, Holzrahmen
Dazu nimmt Christoph Luger ausschließlich lasierende Leimfarben die er in Schichten über Risse, offene Verletzungen des Papiers großzügig gestikulierend mit dickem Pinsel bestreicht. Die Schrammen am Papier überkleistert er mit Papierfetzen in wohltuend leiser Farbästhetik. Das völlig intuitive, von Verwundungen begleitete, ja herbeigeführte Werden des von dem Mauerwerk gelösten Bildes vermittelt ein Gefühl von unbeschwerter, unbegrenzter Freiheit.

Christoph Luger: Ohne Titel, 2013, Leimfarbe auf Papier;
58,5 x 45,5 cm
Aus Empathie für Weggeworfenes, Vergangenes gestaltet Irene Wölfl zeitlos Neues für Heute und Morgen. Für sie war es seit jeher spannend, ausgediente, scheinbar wertlose Abfallprodukte als Rohmaterial zu nützen und alten, ausrangierten Dingen neue Formen und Funktionen zu geben. Neben der Faszination, aus Altem Neues zu kreieren, birgt die Liebe zu Recyclingmaterialien und -produkten eine unverblümte Gesellschaftskritik:
Irene Wölfl will in der selbstverständlich gewordenen Wegwerf-Gesellschaft der westlichen Welt aufzeigen, dass viele alltägliche Dinge mehr als nur „ein Leben“ haben können.

Irene Wölfl: landscape white, 2025, Papiercollage;
33 x 30 cm gerahmt in 40 x 40 cm

Irene Wölfl: addition 13, 2025, Collage aus gebrauchten Papieren;
gerahmt in 60 x 50 cm
Irene Wölfl erkennt darin die Poesie des Lebens. Notizen, alte Fotos, Briefe, Ansichtskarten, Tapetenreste sind Kostbarkeiten, denen Irene Wölfl mit feierlichem Respekt begegnet. Bewahren diese doch, wenn vielleicht bloß in Bruchstücken, durchwegs bewegende Schicksale, erzählen von Dramen, Romanzen, Träumen und Sehnsüchten. Die Künstlerin gestaltet diese Kleinode zu neuen, geheimnisvollen Geschichten. Und es sind immer nur winzige Ausschnitte, Kostproben vergangener Lebensepisoden, die sie auf liebevoll diskrete Weise anspricht, aber nie preisgibt. Gleichsam als Anregung für eigene Erzählungen im Kopf, Reisen in das Gute einer alten Zeit und von dem unerschütterlichen Glauben an eine erfüllende Zukunft.

Irene Wölfl: Poesie der kleinen Dinge 88, 2025, Papiercollage, Vintage-Foto und Papiere;
genäht, gerahmt 30 x 30 cm in 40 x 40 cm

Irene Wölfl: Poesie der kleinen Dinge 92, 2025, Papiercollage, Vintage-Foto und Papiere;
genäht, gerahmt 32 x 25 cm in 40 x 40 cm
Weiterführende Informationen zu Christoph Luger:
> Link zs art galerie / Christoph Luger
Weiterführende Informationen zu Irene Wölfl:
> Link zs art galerie / Irene Wölfl
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