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Ian Hamilton Finlay

Fragments

GALERIE HUBERT WINTER
 09.05. - 21.06.2025

Eröffnung: 8. Mai 2025, 18-21 Uhr

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Portrait of Ian Hamilton Finlay © Norman McBeath RSA.

Die Galerie Hubert Winter freut sich besonders, eine Ausstellung anlässlich des hundertsten Geburtstags des schottischen Künstlers Ian Hamilton Finlay (1925–2006) zu präsentieren. Fragments beinhaltet sowohl eine neue umfassende Publikation, als auch insgesamt acht Ausstellungen, die im Mai 2025 in Basel, Brescia, Edinburgh, Hamburg, London, New York, Palma de Mallorca und Wien parallel eröffnet werden; kuratiert und herausgegeben von Pia Maria Simig.

Am bekanntesten ist Finlay mit Sicherheit für sein größtes Kunstwerk Little Sparta, seinen Garten als ein Gesamtkunstwerk in den Pentland Hills in der Nähe von Edinburgh, wo er die letzten 40 Jahre seines Lebens lebte und arbeitete und alle Aspekte und Ideen seiner künstlerischen Praxis mit der Natur interagieren lassen konnte. Erstmals internationale Aufmerksamkeit erlangte er 1987 für seine Guillotine-Installation A View to the Temple, welche auf der Documenta in Kassel zu sehen war und seither ein beständiges Element seiner Ikonografie blieb.

Finlay beeinflusste die Bewegung der Konkreten Poesie maßgeblich und konnte mit seinem – gemeinsam mit Jessie McGuffie – 1961 gegründeten Verlag Wild Hawthron Press sein umfangreiches, poetisches und grafisches Werk veröffentlichen. Seine Arbeiten der bildenden Kunst, die in Zusammenarbeit mit erfahrenen Künstlern und Kunsthandwerkern entstanden, sind weltweit in Museen, Parks und Gärten zu finden.

In der Ausstellung sind unterschiedliche Arbeiten aus den 1960er bis -90er Jahren und eine Vielzahl an Materialien in Gegenüberstellung zu sehen, die sich im Wesentlichen auf das Maritime in Ian Hamilton Finlay’s Werk konzentrieren; ein wichtiger Aspekt und ein beherrschendes Thema in seinem Oeuvre. Finlay beschäftigt sich immer wieder mit der Thematik der Fischerboote, Segelboote oder Kriegsschiffe und ist dabei von ihren Namen, ihrer Form, Konstruktion oder Geschichte fasziniert. Wie Tom Lubbock schreibt, „ist es charakteristisch für Finlay, das Meer oder die Seefahrt nicht abstrakt zu behandeln. Das Meer selbst kommt in seiner Ausstellung kaum vor, eher das Meer als Arbeitsort oder Kriegsschauplatz. Fischerboote und Kriegsschiffe überwiegen.“ [1] Dabei zeigen Werke wie Wings (Dinghy) (1997) oder die Neonarbeit netc. (1975) die Konkrete Poesie und das Spiel mit dem Wort, die das Werk des Künstlers besonders prägen. Finlay erklärte in einem Brief an einen Mitarbeiter, dass netc. eine Kombination aus dem Wort net (dt. Netz) und der Abkürzung etc. sei und somit die unterschiedlichen Teile (wie Seile und Reusen), die mit dem Fischfang verbunden sind, ausdrücken soll.

Im Gegensatz zu jenen Netzen und anderen Objekten, die mit der Hochseefischerei im Allgemeinen assoziiert werden können, sind Reef-Points (1998) spezifisch für die Arbeit auf Segelbooten. Gezeigt wird eine Serie von Aluminium-Reliefs, die auf dem Muster der Reffe auf Segeln basieren. Reef- Points sind „kleine flache Stücke aus geflochtenem Tauwerk oder weichem Seil, die sich von der Mitte aus zu beiden Enden hin verjüngen, [...] und zum Festbinden des Segels beim Reffen verwendet werden. [...] Die Absicht jedes Reffs ist es, das Segel im Verhältnis zur Zunahme des Windes zu verkleinern.“ [2] Die Seile, die das Gewebe an verschiedenen Stellen des Segels durchdringen, kreieren ein für jedes Boot einzigartiges Muster und sind notwendig, um es durch Wellen und Wind zu steuern.

Während Ian Hamilton Finlay in seinem Garten Little Sparta behutsam und sehr bewusst in die Umwelt eingreift, tut dies der Mensch im Laufe der Geschichte wiederholt großflächig und grenzenlos, erobert Land, Meer und Himmel. In Arbeiten wie Japanese Stacks (1978-79), Battle of Midway I & II (1977) und Carrier Strike (1977) werden prägnante metaphorische Konstruktionen sichtbar: das Kriegsschiff als klassischer Tempel, das Bügelbrett oder der Bienenstock als Flugzeugträger, Bügeleisen als kleinere Boote, die eine Flotte bilden, Bienen als Flugzeuge. Diese Werkzeuge und Symbole des Krieges interessieren Finlay in Relation zum Vokabular der klassischen Architektur, zum häuslichen Raum und der natürlichen Umgebung.

Die Ausstellung Ian Hamilton Finlay – Fragments findet im Mai 2025 bei Ingleby Gallery, Edinburgh; Kewenig Gallery, Palma de Mallorca; Galleria Massimo Minini, Brescia; Victoria Miro Gallery, London; David Nolan Gallery, New York; Sfeir-Semler Gallery, Hamburg; Stampa Galerie, Basel und Galerie Hubert Winter, Wien, statt.

Ian Hamilton Finlay – Fragments (Buch)

Das am 8. Mai 2025 von ACC Art Books veröffentlichte und von Pia Maria Simig herausgegebene Buch Fragments versammelt einhundert Werke von Ian Hamilton Finlay, die jeweils von einem kurzen, fragmentarischen Text des Künstlers und zahlreicher renommierter Autoren begleitet werden, die zu Lebzeiten über Finlays Werk geschrieben haben. Die Publikation enthält einführende Essays von Stephen Bann (CBE, Emeritus Professor of History of Art at the University of Bristol) und Tom Lubbock (leitender Kunstkritiker von The Independent von 1997 bis zu seinem Tod im Jahr 2011) sowie 100 Farbtafeln. Zusätzliche Texte von: Yves Abrioux, Stephen Bann, Prudence Carlson, Patrick Duncombe, Julia Eames, Patrick Eyres, Alec Finlay, Ian Hamilton Finlay, George Gilliland, Harry Gilonis, und Tom Lubbock. Designt von John and Orna Designs.

[1] Tom Lubbock in: Ian Hamilton Finlay. Maritime Works, Tate St Ives, St Ives 2002, S. 8.
[2] W. H. Smyth, The Sailor’s Word-Book. An Alphabetical Digest of Nautical Terms, including Some More Especially Military and Scientific, but Useful to Seamen; as well as Archaisms of Early Voyagers, etc., London 1867, S. 565-566.