Für die aktuelle Ausstellung in der Galerie Hubert Winter
konzipierte die New Yorker Künstlerin Mary Ellen Carroll das
Projekt "Doppelgänger". Die hier gezeigten Arbeiten
versteht die Künstlerin als fortlaufenden Prozeß innerhalb
eines konzeptuellen Rahmens, der aus einer objektiven Wahrnehmung
einen subjektiven Moment destilliert. Zu sehen sind Fotografien
von Männern und Frauen an unterschiedlichen Plätzen, bei
unterschiedlichen Tätigkeiten, jeweils das Datum, die Uhrzeit
und der Ort angegeben, die alle eines gemeinsam haben: sie sehen
der Künstlerin in verschiedener Hinsicht ähnlich. Diese
Aneinanderreihung von Einzelbegebenheiten verdichten sich zu einer
Biographie der Künstlerin, die ihr eigenes Selbst über
die Gesichter und Geschichten anderer konstruiert. Eine Studie,
eine Reise, ein Erforschen der eigenen Rolle durch die Vielfalt
der Menschen. Wie bei einem Puzzle setzt sich die Individualität,
die Charakteristik, die Eigenheit der MEC aus den Besonderheit von
anderen Individuen zusammen und verbreitet eine Ambience der Selbstdarstellung,
des Narzissmus und die Frage nach Einzigartigkeit. Denn, so scheint
es, das Bild, das man von sich hat, das andere von einem haben setzt
sich aus subjektiven Erinnerungen, Erfahrungen und Erlebtem zusammen.
Der ebenfalls in der Ausstellung präsentierte Film wurde
in Wien gedreht und beschreibt einen Tag von zwei MECs. Zu sehen
sind Mary Ellen, die sich selbst darstellt und die Schauspielerin
Cathrine Wallach, die die Rolle der Künstlerin mimt. Jede der
beiden MECs trifft auf Menschen des öffentlichen Lebens, flaniert
durch die Stadt, zeigt sich in alltäglichen Situationen. Nicht
als Zwillingspaar, sondern als eine Persönlichkeit, die zweimal
existiert. Die Doppelung ist das Entscheidende, die Parallellität
und Wiederholung auch im historischen und politischen Sinne. Darauf
bezieht sich die Flagge vor der Galerie, die die Besucher mit dem
"lautgeschriebenen": EVREWUN IZ WELKEM! begrüßt.
Identität, nationale Identität - alles die Summe von vielen
Einzelstimmen.
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