"Schmucktragen ist intim. Egal ob auffallendes
Unikat oder maschinell hergestellte Massenware, es verrät etwas
über die TrägerIn. Unbewußt wird Schmuck beim Betrachten
Fremden zur Informationsquelle, genauso wie Kleider, Sprache, Benehmen.
Mich interessiert der Moment in dem der Schmuck sich dieser Zuordnung
sträubt.
Auf den ersten Blick fällt mein Schmuck nicht besonders auf.
Größe, Material und Formensprache werden sofort als "Schmuck"
erkannt. Erster Störfaktor sind aber die Motive, die sich auf
den Arbeiten befinden. Das können gravierte Symbole oder aufgemalte
Bilder sein. Es sind zum Teil ganz bedeutungsschwangere Motive wie
Grabsteine, Kreuze, Waffen, religiöse Bilder und zum Teil Belanglosigkeiten
wie Stühle, WC, Nasen oder Türen.
Ganz wichtig ist mir die handwerkliche Ausführung
der Stücke. Auch sie fungieren als Störfaktor. Mein Umgang
mit dem goldschmiedischen Handwerk ist bewußt ungenau. Die
schlampige Verarbeitung steht im Kontrast zu den verwendeten Techniken
wie Gravieren, Emaillieren, Niellieren, die alle sehr zeitaufwendige
und mühevolle Arbeitsvorgänge sind.
Die Motive auf meinen Arbeiten verweigern sich dem
Schmücken, die Formen aber nicht. Die Handwerklichkeit verweigert
sich der Bewunderung, der Aufwand aber nicht.
Ich verstehe meine Arbeit als eine Art Forschung im Bereich Schmuck.
Ich suche nach einer Ästhetik und Formensprache, die sich dem
eindeutig Schönen entzieht. Es ist eine große Bereicherung
in etwas deutlich Fehlerhaftem eine neue Schönheit zu entdecken.
Mein Schmuck verlangt viel von seiner TrägerIn. Die Wahl eines
meiner Schmuckstücke zu tragen ist sehr intim. Es führt
selten zu einer sofortigen Akzeptanz, es führt vielleicht zu
Neugier oder Irritation, im besten Fall aber zu einem Hinterfragen
des Schmückens an sich.
Man kann meine Schmuckstücke analysieren und dadurch intellektuell
begreifen. Als TrägerIn gibt es, glaube ich, nur die Möglichkeit
sie liebzugewinnen, mit all ihren Mängeln und Zweideutigkeiten.
Sie sind fast wie das richtige Leben." (Karen Pontoppidan)
Karen Pontoppidan: Geb.: 1968 in Kerteminde, Dänemark.
199197: Studium an der Akademie der Bildenden Künste,
München, bei Prof. Otto Künzli. Seit 1997: Eigene Werkstatt,
seit 2000 : Assistentin von Prof. Otto Künzli.
Ansprechpartnerinnen: Veronika Schwarzinger, Bärbel
Schmid Tel./Fax: 535 63 34
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