Ausstellung 1: Galerie V&V, Bauernmarkt 19,
1010 Wien - Eröffnung: 18 Uhr
Something Biological
Die Schmuckstücke dieser Ausstellung bestehen
größtenteils aus weißem Kunststoff (Teflon) und
erwecken durch ihre Formen Assoziationen an biologische Strukturen.
Die Objekte wirken dabei nicht wie Abbilder konkreter Strukturen,
sondern als diffuse Hybridstrukturen zwischen einzelnen Zellen,
Organen oder ganzen Organismen in undefinierbaren Entwicklungsstadien.
Das weiße, optisch dem Marmor ähnliche Material führt
zu einem skulpturalen Eindruck.
Ausstellung 2: Kunst- und Rahmenhandlung Tiller
& Ernst, Grünangergasse 6, 1010 Wien
Ethno Ideas
Alle Arbeiten dieser Ausstellung bestehen aus transparenten
Kunststoffen. Die Formen der Arbeiten leiten sich unmittelbar von
Schmuck, Kleidungsstücken, Geräten und Waffen verschiedener
Naturvölker ab, wobei auch die Naturmaterialien, die Teil dieser
Schmuckstücke sind, aus transparentem Kunststoff rekonstruiert
werden. Dadurch wird die Materialität ins Zentrum gerückt.
Die Abendländische Konzeption des von Platon ausgehenden Hylemorphismus
(Theorie der Zusammensetzung von Dingen aus Form und Materie mit
gleichzeitiger Bewertung von Form als wesentlichem und Materie als
zufälligem und als die reine Form trübenden sogar negativen
Bestandteil) wird in ihrer Fragwürdigkeit sichtbar.
Das Tragen eines transparenten Naturvölker-Schmuckstückes
über alltäglicher westlicher Kleidung läßt
eine Spannung entstehen zwischen den völlig verschiedenen Lebenswelten
unterschiedlicher Kulturen und bringt dabei ursprüngliche Arten
des Schmückens zurück.
Ausstellung 3: Galerie
Slavik, Himmelpfortgasse 17, 1010 Wien
Cool Glamour
Die Kristall-Materialien der Firma Swarovski führen
zu Arbeiten, die ein eigenes Reich von Empfindungen und Assoziationen
anbieten: einerseits bejahen die Arbeiten im Gegensatz zur Ächtung
von Strass als vorgetäuschtem Edelstein voll den direkten Reiz
des Funkelns und Glitzerns als den Gipfel optischer Sinnlichkeit
- andererseits emanzipieren sich die Arbeiten von traditionellen
Luxus- und Glamourcodes, um Freiheit für einen neuen Umgang
mit dem Glitzern zu schaffen, deren Ergebnis in der Übertragung
von glamourösen Elementen auf andere Kleidungskontexte und
damit in andere Soziotope besteht.
Die Arbeiten stehen den Materialien entsprechend
eng in Zusammenhang mit Kleidungsstücken und überschreiten
so die Grenze zur Mode.
Ausstellung 4: Schmuckatelier Stoss im Himmel 3,
1010 Wien
Jeanne D´Arc Kitchen Toys
In einem vierwöchigen Arbeits-Rausch entstehen
30 Schmuckstücke: große, bunte, eigenartige. Ausgangsmaterial
sind Kunststoffblöcke, selbst gegossen und verschieden eingefärbt.
Jede neue Farbe schreit nach neuen Kombinationen, eine Zeitreise
durch Farbzusammenstellungen. Die Formen irgendwas zwischen Küchengeräten,
Waffen, Massagestäben, Spielzeug, Kristall- und Zellmodellen,
Konditorwaren, Raumschiffen...
Warum 4 Ausstellungen gleichzeitig?
1.) Bedenkenlose Produktion:
Die Dimension von Schmuckstücken impliziert die Möglichkeit,
in relativ kurzer Zeit eine größere Anzahl herstellen
zu können. So ist es möglich, im Laufe eines halben Jahres
genügend Arbeiten für mehrere Präsentationen zu produzieren.
Dabei geht es natürlich nicht einfach um Menge, sondern um
die Arbeitsweise selbst, die sich deutlich von der Herstellung von
Werken in größeren Dimensionen unterscheidet:
Die Dimension des Schmucks erlaubt es, ohne lange Planung draufloszuarbeiten,
zu experimentieren, plötzlichen Impulsen zu folgen, mitunter
soweit, bis das Werk im Material vor seinem Entwurf im Kopf fertig
ist: Die Dimension erlaubt bedenkenlose Produktion.
2.) Wiener Schmuckszene:
Der Wunsch, an 4 für zeitgenössischen Schmuck wesentlichen
Orten in Wien gleichzeitig auszustellen, bedient nicht nur die Eitelkeit
des Produzenten sondern bietet einige Chancen: für die schmuckinteressierten
BesucherInnen, neue Galerien kennenzulernen bzw. die bestehenden
Präsentationsorte auf einmal, gewissermaßen als Einheit
zu sehen, für die GaleristInnen und KünstlerInnen, bestehende
Grenzen aufzuweichen und auch das Gemeinsame in den Mittelpunkt
zu rücken.
3.) Verschiedene Spielfelder:
Die 4 Ausstellungen unterscheiden sich (zumindest vordergründig)
stark. Nicht nur scheinen die Gruppen von Arbeiten eine räumliche
Trennung nahezulegen, darüberhinaus scheinen sie unterschiedlichen
Schmuckpositionen zu folgen:
a) materialorientiert: Schmuckstücke, deren wesentlicher
Aspekt in den verwendeten Materialien und ihrer Kombination
liegt.
b) formorientiert: Schmuckstücke, deren wesentlicher
Aspekt in ihrer räumlich- plastischen Struktur liegt: Skulpturen
zum Tragen.
c) konzeptuell: Schmuckstücke, die eine begriffliche
Botschaft transportieren bzw. deren Reiz auf einer intellektuellen
Ebene liegt.
d) designorientiert: Schmuckstücke, die für
die Serienproduktion, also für eine größere
Öffentlichkeit entworfen werden und zum Ausdruck eines
zeitgeistigen Lebensgefühls dienen können.
Dieser Unterscheidung sind die 4 Ausstellungen grob zuordenbar:
Something Biological für Form, Ethno Ideas für Konzept,
Glitzern für Design und Jeanne D´Arc Kitchen Toys für
Material.
Zugleich haben die 4 Ausstellungen aber eine fundamentale Gemeinsamkeit:
Bei allen spielt das Material eine zentrale Rolle, obwohl das wie
ein Widerspruch erscheinen mag. Alle Arbeiten leben von den optischen
und haptischen Qualitäten ihres Materials: die weiche Weißheit
des Teflons, das sich wie Seife anfühlt, die Durchsichtigkeit
und Einsichtigkeit von Plexiglas und anderen Kunststoffen, die Lichtspiele
der glitzernden Materialien von Swarovski, die unterschiedlichen
Farben und Oberflächen der Plastikteile. Nur dann, wenn die
sinnliche Erfahrung des Materials alle anderen Ebenen (vielleicht
auch unbewußt) unterläuft, kann ein Schmuckstück
ästhetisch (in der wörtlichen Bedeutung als "für
die wahrnehmenden Sinne") stimmen.
Überhaupt: alle theoretischen Konzepte werden nur von weit
außen an künstlerische Arbeiten herangetragen. Wenn die
Texte spannend sind und anregen, sind sie zumindest nicht lästig
- jedoch: weder den Inhalt noch die Gelungenheit eines Werkes können
begriffliche Konzepte fassen.Wie problematisch die konzeptuelle
Beschreibung der Arbeit mit Material ist, werden auch diese 4 Ausstellungen
zeigen: so klar ein Konzept anfänglich sein mag, die Dinge
entwickeln eine Eigendynamik, drängen hinaus aus dem begrifflichen
Spielfeld. An mehrdeutigen Stellen behaupten sie ihre Eigenartigkeit,
im rational Diffusen werden sie dauerhaft reizvoll weil irreduzibel
auf Botschaften, verweigern den Dienst als Zeichen, Medium, sind
nicht mehr Vermittler, sondern selbst alles, selbstzwecklich. (Text:
Florian Ladstätter)
Wir freuen uns, wenn Sie unser Ausstellungsprojekt interessiert,
bitten um Vorankündigung sowie Besprechung in den Medien und
laden Sie herzlich zur Eröffnung der Ausstellung "Something
Biological" Florian Ladstätter (A) am Dienstag, den 6.
März 2001, um 18 Uhr in die Galerie V&V ein.
Ansprechpartnerin: |
Mag. Astrid Klopf-Kellerer |
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Galerie V&V |
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Tel. + Fax: 535 63 34 |
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