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Florian Ladstätter

Supertuesday

  GALERIE V & V
 07.03. - 31.03. 2001

 

Eröffnung: Dienstag, 06. März 2001, 18 Uhr


Ausstellung 1: Galerie V&V, Bauernmarkt 19, 1010 Wien - Eröffnung: 18 Uhr

Something Biological

Die Schmuckstücke dieser Ausstellung bestehen größtenteils aus weißem Kunststoff (Teflon) und erwecken durch ihre Formen Assoziationen an biologische Strukturen. Die Objekte wirken dabei nicht wie Abbilder konkreter Strukturen, sondern als diffuse Hybridstrukturen zwischen einzelnen Zellen, Organen oder ganzen Organismen in undefinierbaren Entwicklungsstadien. Das weiße, optisch dem Marmor ähnliche Material führt zu einem skulpturalen Eindruck.

Ausstellung 2: Kunst- und Rahmenhandlung Tiller & Ernst, Grünangergasse 6, 1010 Wien
Ethno Ideas

Alle Arbeiten dieser Ausstellung bestehen aus transparenten Kunststoffen. Die Formen der Arbeiten leiten sich unmittelbar von Schmuck, Kleidungsstücken, Geräten und Waffen verschiedener Naturvölker ab, wobei auch die Naturmaterialien, die Teil dieser Schmuckstücke sind, aus transparentem Kunststoff rekonstruiert werden. Dadurch wird die Materialität ins Zentrum gerückt. Die Abendländische Konzeption des von Platon ausgehenden Hylemorphismus (Theorie der Zusammensetzung von Dingen aus Form und Materie mit gleichzeitiger Bewertung von Form als wesentlichem und Materie als zufälligem und als die reine Form trübenden sogar negativen Bestandteil) wird in ihrer Fragwürdigkeit sichtbar.

Das Tragen eines transparenten Naturvölker-Schmuckstückes über alltäglicher westlicher Kleidung läßt eine Spannung entstehen zwischen den völlig verschiedenen Lebenswelten unterschiedlicher Kulturen und bringt dabei ursprüngliche Arten des Schmückens zurück.

Ausstellung 3: Galerie Slavik, Himmelpfortgasse 17, 1010 Wien
Cool Glamour

Die Kristall-Materialien der Firma Swarovski führen zu Arbeiten, die ein eigenes Reich von Empfindungen und Assoziationen anbieten: einerseits bejahen die Arbeiten im Gegensatz zur Ächtung von Strass als vorgetäuschtem Edelstein voll den direkten Reiz des Funkelns und Glitzerns als den Gipfel optischer Sinnlichkeit - andererseits emanzipieren sich die Arbeiten von traditionellen Luxus- und Glamourcodes, um Freiheit für einen neuen Umgang mit dem Glitzern zu schaffen, deren Ergebnis in der Übertragung von glamourösen Elementen auf andere Kleidungskontexte und damit in andere Soziotope besteht.

Die Arbeiten stehen den Materialien entsprechend eng in Zusammenhang mit Kleidungsstücken und überschreiten so die Grenze zur Mode.

Ausstellung 4: Schmuckatelier Stoss im Himmel 3, 1010 Wien
Jeanne D´Arc Kitchen Toys

In einem vierwöchigen Arbeits-Rausch entstehen 30 Schmuckstücke: große, bunte, eigenartige. Ausgangsmaterial sind Kunststoffblöcke, selbst gegossen und verschieden eingefärbt. Jede neue Farbe schreit nach neuen Kombinationen, eine Zeitreise durch Farbzusammenstellungen. Die Formen irgendwas zwischen Küchengeräten, Waffen, Massagestäben, Spielzeug, Kristall- und Zellmodellen, Konditorwaren, Raumschiffen...


Warum 4 Ausstellungen gleichzeitig?

1.) Bedenkenlose Produktion:
Die Dimension von Schmuckstücken impliziert die Möglichkeit, in relativ kurzer Zeit eine größere Anzahl herstellen zu können. So ist es möglich, im Laufe eines halben Jahres genügend Arbeiten für mehrere Präsentationen zu produzieren. Dabei geht es natürlich nicht einfach um Menge, sondern um die Arbeitsweise selbst, die sich deutlich von der Herstellung von Werken in größeren Dimensionen unterscheidet:

Die Dimension des Schmucks erlaubt es, ohne lange Planung draufloszuarbeiten, zu experimentieren, plötzlichen Impulsen zu folgen, mitunter soweit, bis das Werk im Material vor seinem Entwurf im Kopf fertig ist: Die Dimension erlaubt bedenkenlose Produktion.

2.) Wiener Schmuckszene:
Der Wunsch, an 4 für zeitgenössischen Schmuck wesentlichen Orten in Wien gleichzeitig auszustellen, bedient nicht nur die Eitelkeit des Produzenten sondern bietet einige Chancen: für die schmuckinteressierten BesucherInnen, neue Galerien kennenzulernen bzw. die bestehenden Präsentationsorte auf einmal, gewissermaßen als Einheit zu sehen, für die GaleristInnen und KünstlerInnen, bestehende Grenzen aufzuweichen und auch das Gemeinsame in den Mittelpunkt zu rücken.

3.) Verschiedene Spielfelder:
Die 4 Ausstellungen unterscheiden sich (zumindest vordergründig) stark. Nicht nur scheinen die Gruppen von Arbeiten eine räumliche Trennung nahezulegen, darüberhinaus scheinen sie unterschiedlichen Schmuckpositionen zu folgen:

a) materialorientiert: Schmuckstücke, deren wesentlicher Aspekt in den verwendeten Materialien und ihrer Kombination liegt.

b) formorientiert: Schmuckstücke, deren wesentlicher Aspekt in ihrer räumlich- plastischen Struktur liegt: Skulpturen zum Tragen.

c) konzeptuell: Schmuckstücke, die eine begriffliche Botschaft transportieren bzw. deren Reiz auf einer intellektuellen Ebene liegt.

d) designorientiert: Schmuckstücke, die für die Serienproduktion, also für eine größere Öffentlichkeit entworfen werden und zum Ausdruck eines zeitgeistigen Lebensgefühls dienen können.

Dieser Unterscheidung sind die 4 Ausstellungen grob zuordenbar: Something Biological für Form, Ethno Ideas für Konzept, Glitzern für Design und Jeanne D´Arc Kitchen Toys für Material.

Zugleich haben die 4 Ausstellungen aber eine fundamentale Gemeinsamkeit: Bei allen spielt das Material eine zentrale Rolle, obwohl das wie ein Widerspruch erscheinen mag. Alle Arbeiten leben von den optischen und haptischen Qualitäten ihres Materials: die weiche Weißheit des Teflons, das sich wie Seife anfühlt, die Durchsichtigkeit und Einsichtigkeit von Plexiglas und anderen Kunststoffen, die Lichtspiele der glitzernden Materialien von Swarovski, die unterschiedlichen Farben und Oberflächen der Plastikteile. Nur dann, wenn die sinnliche Erfahrung des Materials alle anderen Ebenen (vielleicht auch unbewußt) unterläuft, kann ein Schmuckstück ästhetisch (in der wörtlichen Bedeutung als "für die wahrnehmenden Sinne") stimmen.

Überhaupt: alle theoretischen Konzepte werden nur von weit außen an künstlerische Arbeiten herangetragen. Wenn die Texte spannend sind und anregen, sind sie zumindest nicht lästig - jedoch: weder den Inhalt noch die Gelungenheit eines Werkes können begriffliche Konzepte fassen.Wie problematisch die konzeptuelle Beschreibung der Arbeit mit Material ist, werden auch diese 4 Ausstellungen zeigen: so klar ein Konzept anfänglich sein mag, die Dinge entwickeln eine Eigendynamik, drängen hinaus aus dem begrifflichen Spielfeld. An mehrdeutigen Stellen behaupten sie ihre Eigenartigkeit, im rational Diffusen werden sie dauerhaft reizvoll weil irreduzibel auf Botschaften, verweigern den Dienst als Zeichen, Medium, sind nicht mehr Vermittler, sondern selbst alles, selbstzwecklich. (Text: Florian Ladstätter)

 

Wir freuen uns, wenn Sie unser Ausstellungsprojekt interessiert, bitten um Vorankündigung sowie Besprechung in den Medien und laden Sie herzlich zur Eröffnung der Ausstellung "Something Biological" Florian Ladstätter (A) am Dienstag, den 6. März 2001, um 18 Uhr in die Galerie V&V ein.

Ansprechpartnerin: Mag. Astrid Klopf-Kellerer
  Galerie V&V
  Tel. + Fax: 535 63 34