Was Oswald Oberhuber, Peter Weiermair, Roland Göschl, Richard Kriesche und Helmut Grimmer wirk lich in die Holzkisten legten, die ihnen im Sommer 1973 von ihrem Freund Anton Christian zugeschickt worden waren, wissen wir nicht. Fest steht, dass sie es - laut künstlerischer Anleitung - für geeignet halten sollten, „sich selbst zu interpre tieren“. Die Kisten - Christian gab ihnen den Titel „Fünf Porträts" - sind bis heute nicht aufgesperrt worden - 32 Jahre lang, eine Generation. Und sie werden weiterhin verschlossen bleiben, denn die Schlüssel hat der damals 33-jährige Künstler für immer in Eisen eingeschweißt. Die „Porträts" sind Teil des konzeptuellen Frühwerks eines Künstlers, der sich nach seinen Londoner und Pariser Sturm- und Drangjahren dem sichereren Terrain der Malerei zuwandte. Aus der zeitgenössischen Sicht wie auch aus der historischen Distanz verdient Anton Christians Frühwerk allerdings weit mehr als eine Erwähnung.
Die Innsbrucker Galerie Thoman, die sein Schaffen seit vielen Jahren kontinuierlich be gleitet, hat sich nun erstmals auch dieses wichtigen Werkblocks angenommen. Vergänglichkeit, Verän derung, Verrottung sind darin Leitthemen. Auch die katholische Prägung hat Spuren hinterlassen, wo raus sich verschiedenerlei Be rührungspunkte zu anderen Künstlern seiner Generation er geben: Walter Pichler, Bruno Gironcoli, Karl Anton Fleck fal le einem ein, aber auch ein Dieter Roth. Anhand von Ob jekten, Werkgruppen und bis her nie gezeigten Studien wer den jene Entwicklungslinien rekonstruiert, mit denen Christian sich unter ande rem durch eine Ausstellungsbeteiligung 1973 am renommierten Londoner Institute of Contemporary auch internationale Aufmerksamkeit verschaffen konnte
Die Presse, Schaufenster, 30.12.2005, Johanna Hofleitner
Katalog
Anton Christian Frühe Arbeiten
13,5 x 21,2 cm, 65 Seiten, 28 Farb- und 7 s/w-Abbildungen
Texte von Christoph Bertsch und Anton Christian
Herausgeber Elisabeth und Klaus Thoman, Innsbruck 2005
€ 20,- |
