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Elisabeth von Samsonow

Geschichte der Psyche

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 17.03. - 05.05.2018


Vernissage: am Samstag, den 117. März, 14:00 Uhr
Einführung: Vanessa Joan Müller, Leitende Dramaturgin, Kunsthalle Wien



bild
Walter Swennen, T-disc, 2017, oil on canvas with vinyl attachment, 50 x 60 cm
Foto: HV-studio

Es gibt nur ein Möbel, das einen derart auffälligen Namen trägt: Psyche. Ein mit Spiegel und Lädchen versehenes Ding, welches zum Inventar des Schlafzimmers gehört. Es ist dasjenige Gebilde des intimen Raumes, das der Selbstbetrachtung dient – ein autoerotisches Instrument. In Elisabeth von Samsonows Installation „Geschichte der Psyche“ für das LOGIN sind mehrere solcher Psychen versammelt, deren Herkunft aus den Fünfzigerjahren sich auf die Generation, aus der die Künstlerin kommt, bezieht (die Beliebtheit der Psyche hat in den Fünfziger- und Sechzigerjahren einen Höhepunkt erreicht). Die beiden großen Fenster des LOGIN funktionieren dabei wie ein okularer Zutritt zu einer „Camera“, so als blickte man durch ein Spektiv.
Das Arrangement der Psyche-Spiegel befindet sich auf der „retinalen“ Rückseite des Raumes. Nur der Blick in die Spiegel enthüllt ein von außen unsichtbares Objekt, ein großes weißes Idol. In dieser Skulptur „Idol“ nimmt Elisabeth von Samsonow die Spur der Kykladenfigurinen auf, als Zeichen einer verschütteten psychischen Aktivität (in einer kulturellen Stratigraphie). Die Kykladenfigurinen inspirierten ferner die Moderne in der Bildhauerei, etwa Constantin Brancusi. Elisabeth von Samsonows „Geschichte der Psyche“ ist ein Display, das offenlegt, wie das idolatrische Moment die Kunst an die Konzepte der Seele bindet. Das idolatrische Moment stellt den erotischen Pol des Blicks in die Psyche dar. Es entstammt einer älteren Schicht der Seele, die zugleich die ältere Schicht der Kunst ist. Zu sehen ist das multipel zerlegte und in den Spiegeln reflektierte Idol als Erinnerung an den Ursprung der Psyche.
(E.v.S.)

Elisabeth von Samsonow ist Künstlerin, Ordinaria für Philosophische und historische Anthropologie der Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien, Gastprofessorin Bauhaus Universität Weimar (2012-2013). Ihre künstlerische Arbeit beschäftigt sich mit dem systematischen Ort der Plastik/Skulptur im Kanon der Künste, mit einer Geo-Logik der Körper, mit der Wechselwirkung von Körpern und Medien und der (Neu)Erfindung von Subjektivität.
Ausstellungen (Auswahl): Austrian Performance Season, Solyanka State Gallery, Moskau (2017); Transplants, Dominikanerkirche, Krems (2016); The Nervous System of the Earth, Galerie Jünger, Wien (2014)
www.samsonow.net
pages.akbild.ac.at/kunstanthropologie