„Alle meine Projekte thematisieren im Wesentlichen das menschliche
Verhalten in Extremsituationen. Ich versuche, die üblicherweise
sehr kurzen Momente extremer körperlicher und geistiger Anspannung
abzubilden, sie gewissermaßen einzufrieren. Entscheidungen,
die unter solchem Druck getroffen werden, wirken sich nicht nur
unmittelbar auf unser strategisches Handeln aus, sondern können
auch unser gesamtes Leben beeinflussen. Unter starkem Druck wächst
unser Vertrauen in die eigenen Kräfte, so dass wir uns ganz
auf die nächsten in unserem Leben anstehenden Entscheidungen
konzentrieren können. In diesen kurzen Momenten sind wir daher
imstande, unser gesamtes Potential zu mobilisieren und ungeahnte
Energien freizusetzen.
Ängste und Ambitionen verändern unser normales Verhalten
und lassen uns vorübergehend zu einer völlig anderen
Person werden… Menschen, die beispielsweise Arbeit suchen,
oder Menschen, die an den üblichen Geschäftstreffen teilnehmen,
unterhalten sich oder machen Small Talk, müssen dabei aber
ihre gesamte Aufmerksamkeit und Energie auf die jeweilige Situation
konzentrieren und alle ausgesandten Signale ihres Gegenübers
genau beobachten. Subtilste Veränderungen im Gesichtsausdruck
oder Mienenspiel zu übersehen könnte unter Umständen
eine ganze Strategie zunichte machen und im Nachhinein als eine
verpasste Chance gewertet werden.
Ich würde solche Situationen gerne in einer dichten Menschenmenge
beobachten, sie in einem bestimmten Augenblick einfrieren und diesen
Moment so lange ausdehnen, bis die ungebremsten Emotionen deutlich
sichtbar werden… Wäre unser Leben ein Actionfilm, würde
ich nur jene Momente fokussieren, in denen wir unsere Stärke
zeigen und zu allem entschlossen sind, ja bis zum Äußersten
gehen, das Letzte aus uns herausholen und unsere schier übermenschlichen
Fähigkeiten dafür einsetzen, Probleme zu lösen.
Ich arbeite schon sehr lange mit unterschiedlichen Medien wie
Video,
Skulptur und Malerei. Der Symbolgehalt der von mir für meine
Skulpturen und Installationen verwendeten Materialien ist ein wesentlicher
Aspekt meiner Arbeit und mindestens so wichtig wie ihre konkreten
Eigenschaften, ihr alltäglicher Gebrauch und ihre sofortige
Wiedererkennbarkeit durch die Betrachtenden. Ich arbeite daher
mit trivialen Materialien wie etwa Papierschlangen, Konfetti, Gummiringen,
Isolierbändern etc. Ich versuche auch, die Mittel der Kommunikation,
wie sie in den zeitgenössischen Medien eingesetzt werden,
in meine Arbeit zu integrieren. Durch diese Simplizität und
Unmittelbarkeit werden die Betrachtenden direkt angesprochen.
Sie erkennen allerdings (oder auch nicht) erst nach genauerem Hinsehen,
dass die Geschichte, die ich erzähle, nicht so „farbenfroh” ist,
wie sie ihnen auf den ersten Blick erscheinen mag. Üblicherweise verdichte ich meine Materialien zu einer einheitlichen,
gleichförmigen Masse. Mit dieser Masse kann ein vertrautes
Objekt gestaltet werden, das jedoch zu einem Element einer neuen,
autonomen Struktur wird. Ich stelle alle meine Werke selbst her,
wobei der Arbeitsprozess oft ebenso intensiv wie zeitaufwendig
ist.“ (AK, 2003)
Geboren 1972 in Warschau. Malereistudium an der Akademia Sztuk
Piêknych, Posen, lebt und arbeitet in Warschau und Paris.
Artist’s
site: http://free.art.pl/agnieszka.kalinowska/
Ausstellungen (Auswahl):
2006 Raster/Czarnagaleria, Warschau;
2005 Goodnight Tower, Karlskrona;
Kunsthalle Darmstadt;
2004 Zacheta National Gallery of Art, Warschau;
Lodz Biennale, Lodz; Wyspa
Institute
of Art, Danzig; Arizona State University Art Museum, Tempe; Contemporary
Art Center, Vilnius; Art Museum of Estonia, Tallinn; National
Center of Contemporary Art, Moskau;
2003 SculptureCenter, Long
Island;
2002 Manhattan Gallery, Lodz; Ujazdowski Castle - Centre
for Contemporary Art, Warschau;
2000 Wyspa Gallery, Danzig. |
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