JÖRG SASSE
Wien, den 11. April 2002
JÖRG SASSE (geb. 1962 in Bad Salzuflen, Nordrhein-Westfalen,
lebt und arbeitet in Düssel-dorf) zählt zu den bemerkenswertesten
Fotokünstlern seiner Generation. Ausstellungen u.a. im Kölnischen
Kunstverein/der Kunsthalle Zürich, 1996/1997, dem Musée
dart moderne de la ville de Paris, 1997, im Portikus Frankfurt,
1998, und die umfassende Werkschau in der Kunsthalle Bremen, 2001,
haben die Voraussetzung für einen internationalen Diskurs über
den spezifischen Ansatz seiner Arbeit geschaffen. Wir freuen uns,
seine erste Einzelausstellung in Österreich anzukündigen.
Bereits seit Mitte der 70er Jahren hat sich Jörg Sasse intensiv
mit dem Computer, verschiedenen Programmiersprachen und Datenverarbeitungsprogrammen
beschäftigt. Von 1982 bis 1988 studiert er an der Düsseldorfer
Akademie, Meisterschüler von Bernd Becher. Seit 1994 stellt
er computermanipulierte Fotografien her. Ausgangspunkt dafür
sind fremde Amateurfotos, denen er den "Beigeschmack von Privatheit"
(Jörg Sasse) gründlich aus-treibt. Die Eingriffe sind
vielfältig und ohne das Ausgangsmaterial oft nicht mehr nachzuvollziehen.
Der Bildausschnitt wird verschoben, die Farben werden verändert,
Details werden scharf oder unscharf gestellt, einzelne Motive werden
an andere Stelle gesetzt oder verschwinden überhaupt.
"Seine Bilder, deren fotografische Vorlagen entwendet, konfisziert,
über- und angeeignet, viel-leicht sogar gestohlen wurden, repräsentieren
jetzt eine völlig andere Sicht auf das Bild. Sie sind nicht
wie Doubles, sie wiederholen nicht ihr Ausgangsmaterial, sie verkörpern
ein neues Bild - sie sind das Original!" (Udo Kittelmann).
Bemerkenswert ist die Irritation, die sie beim Betrachten auslösen,
da oft Vorder- und Hintergrund durch Schärfe/Unschärfe
der gewohnten Relation ent-hoben sind oder der Betrachterstandpunkt
diffus wird. "Natürlich wird eine Fotografie immer das
Erkennbare mit tragen. Und das ist auch gut so. Was mich interessiert
ist der Punkt, an dem sich das autonome Bild an der Wand mit dem
Verweis auf die gewesene Wirklichkeit trifft. Der Punkt, an dem
man meint, etwas erkannt zu haben, das sich im nächsten Moment
jedoch wieder entzieht." (Jörg Sasse)
Jörg Sasses "Arbeiten am Bild" ist der Versuch,
"eine Entsprechung von Wirklichkeit im Bild zu
erzeugen, anstatt etwas abzulichten." (Jörg
Sasse) Die Geschichte von Fotografie und die der Malerei leben hier
in zeitgemäßer digitaler Symbiose. Hatte sich die Fotografie
mit ihrem Anspruch der Reproduktion von Wirklichkeit von der Malerei
gelöst, greift Sasse mit "malerischen" Mitteln die
behauptete Abbildlichkeit an. Er verwendet dabei Pixel statt Pinsel.
Seine früheren Arbeiten hatten das Motiv noch deutlich im Blick,
bei den Arbeiten ab 1994 gewinnen bildnerische Kategorien über
das Motiv, das gleichsam lapidar wird, die Oberhand. Die Bildtitel
sind vierstellige Ziffern, aus Zufallsdaten gewonnen, auf seiner
Homepage www.c42.de
sind jeder Fotografie Kriterien der Abstraktion wie Richtung, Farbe,
Sujet, Material etc. zugeordnet. Der inzwischen auf 64 Kriterien
angewachsene Raster dient als Referenzsystem zu anderen Arbeiten
der selben Kategorie. "Dabei spielt weniger als zuvor eine
Rolle, daß es bei der Bearbeitung bestimmter Bildteile um
diese als Bedeutungsträger geht, sondern vielmehr um deren
Beschaffenheit auf der Fläche." (Jörg Sasse) So beweisen
seine "Arbeiten am Bild" höchste Meisterschaft in
der digitalen Bearbeitung des malerisch verstandenen Bildes.
Wir zeigen Arbeiten aus den Jahren 1985 bis 2002. Jörg Sasse
ist vom 23. bis 26. April in Wien. Gerne vereinbaren wir für
Sie ein persönliches Gespräch mit dem Künstler und
senden Ihnen auf Anfrage reprofähiges Bildmaterial zu.
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