Wenn Hoffmann malt, möchte er frei sein von all den Bindungen
ans genaue Detail, die er in vielen seiner Zeichnungen eben deswegen
entgeht, damit er sich später, in größeren Entwürfen,
in phantasievollen Exkursionen, über das zuvor präzis
Formulierte hinwegsetzen kann, einer anderen Art Präzision
zuliebe, die der Kontrolle von Emotionen dient. In der Malerei entstehen
mit einem Mal Komplexe, die das Ausufernde, Ungezügelte, Direkte
in diesem Künstler zum Ausdruck bringen, und wenn es ihm gelingt,
daraus eine Form, einen Zusammenhalt, eine in sich stimmende Bewegung
zu gewinnen, enthält das fertige Bild die gefährliche
Schönheit des Anarchischen neben der Ordnung dessen, der dem
während des Werde-Prozesses drohenden Chaos des Halbbewußten
die Stärke des Geistigen entgegenzusetzen hat. Es ist der alte
Kampf zwischen Dionysos und Apoll.
Die ästhetische Komponente steckt dazwischen, sie wird hervorgelockt
durch die Beobachtung dessen, was sie Farbe bewirkt, wenn sie sich
mischt, neben der anderen steht, über eine dritte legt und
Assoziationen frei werden läßt, die Hoffmann aus der
Beobachtung dessen gewinnt, was er draußen vorfindet: das
Gelb des Getreidefelds, das Violettrot des Herbstblattes, das Blauschwarz
verschatteter, sumpfiger Ecken. Malerei, das ist für diesen
Künstler in erster Linie Farbe; Zeichnung, das ist für
ihn Form. Wenn sich in einem Werk beides zusammenfindet und einander
umschließt, hat er sein Ziel erreicht, dann ist daraus entstanden,
was die Natur auf ihre Weise aus einer Unzahl von Möglichkeiten
auch immer wieder entstehen läßt: Einheiten, die sich
aus der Verschiedenheit rekroutieren. Es ist das Ziel, dem Hoffmann
immer näherzurücken sucht, wozu er eines wohlrhythmisierten
Lebens bedarf, wie er auf seinem Schloß eben zu führen
gelernt hat.
Kristian Sotriffer
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