Marie Luise Lebschik
Marie Luise Lebschiks Malerei kreist seit Jahrzehnten um nur ein Thema:
Mädchenfiguren verweisen auf Zustände der Unentschlossenheit und
Introvertiertheit der Pubertät. Diese Situation des Übergangs verharrt bei
ihr im Zustand der Langsamkeit. Der verweigerte Dialog der Gesichter mit
dem Betrachter, aber auch der Körper mit dem sie umgebenden Farbraum,
lässt auf eine allgemeine Aussage zur Isolation des modernen Individuums
schließen. Die Figuren bilden das Alter Ego einer ganzen Generation, die
nicht erwachsen werden will. Aber da sie nicht eindeutig zu uns sprechen
wollen, ist die sinnliche Freude am Stofflichen in dieser Malerei wesentlich.
Die Himmel werden aber meist undurchsichtig, die Kleider empfangen
Tageslicht aus unsichtbaren Quellen. Zwar handelt es sich scheinbar nicht
um eine Ateliersituation, aber die Landschaften bleiben auch undefiniert.
Mit konsequenter Beobachtung von Foto über Zeichnung bis zur Malerei
von Modellen ist die künstlerische Praxis weit gesteckt und reflektiert über
sich selbst.
Brigitte Borchardt-Birbaumer
Uwe Hauenfels
Raumzeichnungen Holz
Baumgetrocknete Äste aus Edelhölzern wie Buchsbaum, Apfel, Birne
oder Lärche sind das Ausgangsmaterial für die Raumzeichnungen aus
Holz. Die einzelnen Teile, entlang der natürlichen Krümmung des Astes
geschnitten, werden miteinander entlang von Raumachsen verbunden.
Durch die farbige Lasur oder Beize tritt die ursprünglich unruhige Farbe
des Kernholzes zu Gunsten der Einheit des Objektes zurück. In abstrakter
Formensprache gehalten, entfalten sich die Bögen, um immer wieder
an fiktive Ausgangspunkte zurückzukehren. Durch die Schatten, die sie
werfen, korrespondieren die Holzobjekte mit ihren Umraum.
Stefan Sakic
Die Darstellung von Gewalt, den täglichen Zerstörungen von Natur- und
Lebensräumen wird durch das Aufhängen von Teilen eines Weidenbaumes,
der gefällt wurde, suggeriert. Diese Weidenteile auf Fleischerhaken
assozieren in ihrer Symbolik unseren Umgang mit uns selbst und anderen
Lebensformen.
Stefan Sakic
Gerda Lampalzer
TRANSLATION
Inspirierende Idee für das Projekt „Translation“ war die Vorstellung,
dass in jeder Sprache eine andere Sprache verborgen sein könnte. Zur Überprüfung dieser These wurden vier nicht deutschsprachige Personen
(1 Russe, 1 Japanerin, 1 Columbianer, 1 Engländerin) beim Sprechen
in ihrer Sprache mit der Videokamera aufgenommen. Diese Gespräche
wurden in einem Videoschnittprogramm in kleinste Einheiten – von Silben
bis zu Einzellauten -zerlegt und wieder neu zusammengesetzt. Das
Ergebnis waren deutsche Texte mit völlig neuer Bedeutung. Diese nun
künstlichen Texte sind zu einer vierkanaligen Installation choreografiert,
die auf vier im Quadrat angeordneten Leinwänden präsentiert wird. Die
Protagonistinnen sprechen teils gleichzeitig, teils im Chor, teils miteinander,
teils untereinander gemischt etc. und kreieren so ein poetisches
Stück in Deutsch mit vier Akzenten. Mit Sergey Panteleev, Rie Takahashi,
Jorge Daniel Valencia, Kim Hogben.
Gue Schmidt
HÖREN IST SEHEN. OIR IS VER. TO HEAR IS TO SEE.
Ein Projekt zu Radio und Klangskulptur 1996 –2006
Zehn Jahre Projektentwicklung, fünf Publikationen, vierundvierzig
Stunden Klangmaterial, hundertzweiundvierzig Kunst- und Musikschaffende;
zahlreiche theoretische Textbeiträge zu den Themen Radio und
Klangskulptur; internationale Ausstellungen u.a. in Caracas, Istanbul
oder Medellin (wo alles begann) und darüberhinaus das WWW als zentrale
Vermittlungsplattform: Gue Schmidt (*1956) hat ein erstaunliches
Projekt realisiert. Als Künstler für seine (Licht-, Raum-, Video- und Klang-)
Installationen bekannt, hat er mit dem Projekt HÖREN IST SEHEN das Tor
in eine Parallelwelt geöffnet.
Im World Wide Web begegnen den Nutzenden individuelle Klangräume
und wer sich Zeit nimmt, kann sich auch in Notizen und Bildmaterialien
der einzelnen Kunstschaffenden vertiefen. Kurze Stücke stehen dabei
gleichwertig neben langen und die große Anzahl an Künstlerinnen ist
ebenso auffällig wie die vielfältigen Herkünfte der Eingeladenen. Hier
wird künstlerische und kuratorische Praxis zum Paradefall, denn offenbar
geht es nicht nur darum, österreichische Klangwelten zu exportieren,
sondern ebenso darum, internationales Kunstschaffen wahrzunehmen. Über die Jahre ist damit ein Zeitbild zur Gegenwartsmusik gewachsen,
das der Öffentlichkeit zudem frei zugänglich ist.
Im Vordergrund des Projektes steht dabei die kritische Reflexion gesellschaftlicher
und sozialer Verhältnisse. Sie führt letztlich zu eben jener inhaltlichen
Verknüpfung der einzelnen Arbeiten, die qualitative Dichte und
konzentrierte Ereignisse erst erlauben. Das Konzept wird auch in die physische
Ausstellung vor Ort integriert, in der zumeist die Menge der Arbeiten
gezeigt wird und nur selten exemplarische Beispiele hervorgehoben
werden. Gemeinsames Tun in Zeiten neoliberaler Gleichgültigkeiten. Es
geht dabei um „jene Felder (...), die von stumm bis tönend reichen. Das
Feld dazwischen aber, das sind wir!“
Gue Schmidt
alien productions
alien productions | Martin Breindl, Norbert Math, Andrea Sodomka
alien productions wurde 1997 von den MedienkünstlerInnen Martin
BREINDL (A), Norbert MATH (I), Andrea SODOMKA (A) und August
BLACK (USA) als Künstlernetzwerk für Arbeiten in Theorie und Praxis
Neuer Technologien und Medien gegründet. Sie alle arbeiten grenzüberschreitend
im Bereich technologischer Kunst seit 1985 – sowohl
einzeln als auch zusammen und oft in Kooperation mit anderen KünstlerInnen.
Ihre Werke umfassen Intermediaperformances und -installationen,
Elektronische Musik, Netzkunst, Radiokunst, Sound Art, Interaktive
Kunst, Video, Bildende Kunst und künstlerische Photographie.
alien productions steht insbesonders für Kooperationsprojekte mit
anderen KünstlerInnen, TechnikerInnen, TheoretikerInnen und WissenschafterInnen
aus den verschiedensten Bereichen. alien productions
verstehen sich nicht als Künstlergruppe im klassischen Sinn, sondern
als ein offenes Netzwerk, in dem SpezialistInnen verschiedenster
Provenienz in interdisziplinärer Weise zusammenarbeiten. |
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