Seit
zehn Jahren gibt es in Niederösterreich das neue Kulturförderungsgesetz,
das unter
anderem für kunst im öffentlichen raum niederösterreich
die rechtlichen Grundlagen für
innovative und ambitionierte Projekte schuf und nun als Vorbild
für die weiteren
Bundesländer dient, aber auch international auf Anerkennung
trifft.
Durch das neue Kulturförderungsgesetz entstand in Niederösterreich
in den letzten zehn
Jahren ein Netz an künstlerischen Arbeiten im öffentlichen
Raum, das in seiner Qualität und
Dichte einzigartig ist. In dieser außergewöhnlichen
Kulturlandschaft begegnen die
Bewohner/innen und Besucher/innen über 350 künstlerischen
Arbeiten in den
unterschiedlichsten Zusammenhängen, als Platzgestaltungen,
an Fassaden und auf
Dächern, als temporäre Interventionen oder als skulpturale
Setzungen.
Die Festausstellung zur kunst im öffentlichen raum niederösterreich
versucht, eine Auswahl
der Arbeiten, die über das ganze Land verteilt sind,
in einem Fotoband, das sich durch den
gesamten Ausstellungsraum zieht, zu vereinen und somit erstmals
im Überblick als Ganzes
wahrnehmbar und einsehbar zu machen. So lassen sich Veränderungen
im Umgang mit
dem öffentlichen Raum und Schwerpunkte, die sich in
den letzten Jahren entwickelt haben,
nachvollziehen.
Ergänzend zur retrospektiven Dokumentation in dem von
Walter Kirpicsenko konzipierten
Fotoband lädt die Kuratorin Dr. Susanne Neuburger sechs
Künstler/innen – Maria Thereza
Alves, Carola Dertnig, Gerhard Dirmoser, Andreas Fogarasi,
Anna Gudjonsdottir und Lia Perjovschi -
ein, Positionen vorzustellen, die ortsbezogene und gesellschaftsrelevante künstlerische
Ansätze nun im Medium einer Ausstellung
statt im öffentlichen Raum
präsentieren. Sie spiegeln auch den Anspruch auf Internationalität wieder, den kunst im öffentlichen raum niederösterreich seit mehreren Jahren
verfolgt.
Im Rahmen der Festausstellung gibt es weiters die
Möglichkeit,
sonst nur schwer
zugängliche Kurzfilme und Dokumentationen, die meist im
Rahmen von temporären
Projekten entstanden sind, zu sehen. Aber auch größere
Filmproduktionen von Ulrike
Schweiger und Fiona Rukschcio werden gezeigt.
Kuratorin: Dr. Susanne Neuburger
Ausstellungsdesign: Arch. Walter Kirpicsenko
Weitere Termine
1. September 2006, 18.00 Uhr
Im Rahmen der Eröffnung wird der Band 8 zu Öffentliche
Kunst, kunst im öffentlichen raum niederösterreich mit der Dokumentation der in den letzten zwei Jahren realisierten
Arbeiten präsentiert. Zusätzlich nähern
sich Franziska Leeb, Marc Ries zusammen mit
Bernhard Kellner und Leo Schatzl dem Phänomen „Kreisverkehr“.
Der Kreisverkehr als
Leerstelle, als Regulativ der motorisierten Bewegung und
als Aufforderung zur Gestaltung
oder gar zur Inbesitznahme.
23. September 2006, 15.30 Uhr
Führung durch die Ausstellung durch die Kuratorin Dr.
Susanne Neuburger
29. September 2006, 17.00 Uhr
Im Rahmen der Finissage im DOK Zentrum für moderne Kunst
wird der Index für alle bis
dato erschienen Publikationen, geordnet nach Autoren,
Orten und KünstlerInnen, präsentiert,
der als Alternative zu einem Ausstellungskatalog erscheint.
Im
Anschluss findet im Cinema Paradiso, um 18.30 Uhr die
Premiere des zweiten Teils der
Filmdokumentation kunst im öffentlichen raum nö von
Rudi Palla statt. Der
Filmemacher und Autor begleitete 13 der zwischen 2002
und 2006 entstandenen Arbeiten
und eröffnet neue Einblicke. Zu
den KünstlerInnen
Maria Thereza Alves untersucht in dem groß angelegten
Projekt „Wake“ den Boden in
verschiedenen Ländern und Orten, wie etwa im Hafen von
Marseille oder in Großbaustellen
in Berlin, nach immigrierten Samen, die sie in Treibhäusern
einpflanzt und zieht, um so
migratorische Prozesse und historische Entwicklungen aufzeigen
zu können. Für die
Ausstellung baut sie die Installation „Voss-Straße“ aus
den Berliner Großbaustellen neu auf. Carola
Dertnig wird eine ausführliche Dokumentation ihres
im Rahmen eines Wettbewerbs
von kunst im öffentlichen raum niederösterreich
zum Frauenhaus Amstetten entstandenen
Beitrags präsentieren. In ihren Arbeiten geht sie oft
von bestimmten Orten aus, seien es nun
Gemeindebauten in Wien oder das World Trade Center in N.Y.
und verknüpft Text, Bilder,
Performance und Video unter dem Aspekt des Performativen.
Gerhard Dirmoser ist Diagrammatiker und arbeitet an Schnittstellen
zum Kunstbetrieb, wo
seit den 90er Jahren Fragen von Sicht- und Darstellungsweisen
eines geographischen oder
kartographischen Sachverhalts untersucht werden. „Mapping“ ist
ein wichtiger künstlerischer
Ansatz für ortsspezifische Arbeiten. Dirmoser wird in
der Ausstellung zwei seiner
kunstbezogenen Arbeiten als Wandbilder zeigen.
Andreas Fogarasi zeigt die Arbeit „Planning Library“,
die 2003 für ein temporäres Projekt in
Drosendorf entstanden ist. Es handelt sich um eine Bibliothek
zum Thema Stadt bzw.
Stadt/Land, in deren Diskussion die Frage von Öffentlichkeit
bzw. öffentlichem Raum im
Zentrum steht. In der Ausstellung steht diese Installation
quasi symbolisch für die
theoretische Grundlage des Programms, darüber hinaus ist
sie ein Angebot, die Bücher zu
benützen, um Einblicke in die Arbeits- und Herangehensweise
zu erhalten.
Anna Gudjonsdottir hat über viele Jahre die renommierte
Galerie für Landschaftskunst in
Hamburg geleitet. Als Künstlerin arbeitet sie selbst
kontinuierlich zum Thema Landschaft als
Imaginationsraum. Sind in der Regel Programme für Kunst
im öffentlichen Raum an
städtische Situationen gebunden, ist Niederösterreich,
im Unterschied dazu, doch
weitgehend mit kleineren Orten und Landschaft konfrontiert,
weswegen die Arbeit von Anna
Gudjonsdottir eine thematisch vergleichbare Position einnimmt.
Lia Perjovschi versucht Fragen nach dem Standort, dem Kartographieren,
Abmessen und
Beurteilen eines ebenso gesellschaftlichen wie physischen
Raums zu beantworten. Seit
vielen Jahren legt sie in Bukarest ein Archiv an, das Contemporary
Art Archive. Ihre „Globe
Collection“, die sie in St. Pölten zeigen wird,
enthält 1500 Objekte von Alltagsgegenständen,
Fotos, Verpackungen u.a. Der Globus, als ein Sammlungsschwerpunkt,
symbolisiert den
totalitären Anspruch und Zugriff auf die Welt. Perjovschi
weist auf kulturelle Differenzen und
Umgangsweisen heutiger Werte- und Kulturgemeinschaften hin. |