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Frank Thiel


  GALERIE KRINZINGER
 verlängert bis 02.08.2003

 

Eröffnung: 8. Mai 2003, 19 Uhr
Es spricht: Pierre Huber, Art & Public, Genf
Frank Thiel ist anwesend


Nachdem wir den in Berlin lebenden Künstler Frank Thiel (geb. 1966 in Kleinmachnow bei Berlin) bereits u. a. in den Gruppenausstellungen DACH (1999) und Berlin-Binnendifferenz (2000) sowie auf zahlreichen Kunstmessen im In- und Ausland gezeigt haben, freuen wir uns, nun die seit langem geplante Einzelausstellung realisieren zu können.

In der Ausstellung zeigen wir Fotografien der Jahre 1999-2003. Bekannt geworden ist Frank Thiel vor allem durch seine fotografischen Aufnahmen von Berlin, in denen er die architektonische Verwandlung der deutschen Hauptstadt dokumentiert. „Thiel zielt mit seinen Arbeiten auf die Aushöhlung des Ortes und der Zeit ab, auf das Wechseln der Gesichter, das Überziehen von architektonischen Masken, die schnell die Geschichte verbergen und die Bereitschaft Berlins für das globale dritte Jahrtausend signalisieren wollen.“ (Kat. Remake Berlin, Winterthur 2000)

Eine solche Stadtlandschaft zeigt das vierteilige Panorama des Potsdamer Platzes (1999), das in der Ausstellung im Dialog mit sechs neuen, sehr abstrakten Arbeiten steht - Fotografien von Stahlgeflechten für Fundamentplatten. Diese Bilder, die mehr den Charakter von Zeichnungen als von Fotografien haben, verdeutlichen die Entwicklung in Thiels Arbeit hin zu mehr Abstraktion.

Im linken Galerieraum präsentieren wir großformatige Arbeiten der Serie “SK 76 / 2-Mp” , die Fassaden Ostberliner Schulgebäude, alle erbaut aus vorgefertigten Stahlbetonfertigteilen, zeigen. Die verwendete Montagebauweise “Wandbau 2-Mp” war für alle Schulbauten in der DDR verbindlich. Das genormte Konstruktionsprinzip “Typenserie 66” wurde in der Hauptstadt der DDR jedoch durch die „Skelettbauweise SK-Berlin” ersetzt, wodurch in Ostberlin ein eigener Schulgebäudetypus entstand. Zwischen 1966 und 1981 wurden hier 164 Schulen in dieser Skelettbauweise errichtet. In diesem Zeitraum wurde das Konstruktionsprinzip zweimal (1971 und 1976) “rationalisiert”.

Die von Frank Thiel fotografierten Gebäude, deren Vorhangfassaden durch horizontale Fensterbänder und farbige Verkleidungselemente geprägt sind, wurden in dieser Form nur nach der “2.Rationalisierung” der “Skelettbauweise SK-Berlin” im Jahr 1976 gebaut. Daraus leitet sich auch der Titel der Serie“SK 76 / 2-Mp” ab: “SK” steht für Skelettbauweise; “76” verweist auf die Errichtung nach 1976; “2-Mp” verweist auf das Maximalgewicht der für dieses Konstruktionsprinzip verwendeten, vorgefertigten Wandsegmente, welches aus transport- und montagetechnischen Gr ünden auf 2 Megapond beschränkt war.

Grundidee der Serie ist es, ein architektonisches Modul/Raster in ein fotografisches zu “übersetzen”. So wurde bei jeder Aufnahme ein genau definierter Ausschnitt der Fassaden (11 komplette Vertikalen und 2 Vertikalen im Anschnitt) fotografiert. Resultierend aus der identischen Modulbauweise der Gebäude ergeben sich nahezu identische Einzelbilder, aus denen sich durch Aneinanderreihung ein fiktives Haus beliebiger Länge (re)konstruieren lässt. Das Konstrukionsprinzip der Architektur findet also seine Entsprechung im Konstruktionsprinzip der Fotoarbeit.

Ausstellungen (Auswahl): Art & Public, Genf (2002); Kunstverein Ludwigsburg (2002); „After the Wall“, Moderna Museet, Stockholm (1999); „Remake Berlin“, Fotomuseum Winterthur (2000); „90 60 90“, Museo Jacobo Borges, Caracas; „dAPPERTutto“, 48. Biennale di Venezia (1999), XXV. Bienal de Sao Paolo (2002), Sean Kelly Gallery, New York (2002); Galerie Helga de Alvear (2003)

 


Frank Thiel
Stadt 2/55 (Berlin), 2002
c-Print
175 x 231 cm