Zum besonderen Anlass des 30jährigen Galeriejubiläums
stellt die Galerie Krinzinger mit Rudolf Schwarzkogler jenen Künstler
in den Mittelpunkt der Ausstellung, dessen Werk über Jahrzehnte
hinweg einen Kernpunkt des Galerieprogramms darstellte. (Anm.: Aus
organisatorischen Gründen findet die "Geburtstagsausstellung"
im Jänner des 31. Jahres statt.)
30 Jahre erfolgreiche Galerientätigkeit erlauben uns, einen
kurzen Überblick über die Geschichte der Galerie zu geben:
Die Galerie Krinzinger wurde 1971 gegründet. Seit damals wurden
mehr als 300 Einzel-, Gruppen- und Themenausstellungen mit nationalen
und internationalen Künstlern organisiert. Ursula Krinzinger
machte sich bereits in den 70er Jahren, damals noch mit ihrer Galerie
in Innsbruck, international einen Namen durch ihre Auseinandersetzungen
mit dem Wiener Aktionismus, für den sie Überzeugungsarbeit
geleistet hat, und der internationalen Performance. Die Wiener Galerie
wurde 1986 eröffnet. Hier zeigt sie monografische Ausstellungen
der von ihr vertretenen Künstler, deren Karrieren sie seit
vielen Jahren aufgebaut hat, sowie Themen- und Gruppenausstellungen
auf Museumsniveau, die in sorgfältig editierten Katalogen dokumentiert
werden (so z.B. Fluxus Subjektiv, 1991; Körpernah, 1994; Meret
Oppenheim, 1997; UK Maximum Diversity, 1998). Wesentlich für
das Profil der Galerie sind Ausstellungen und Symposien, welche
die internationale Diskussion reflektieren (Neue Strategien NYC
I, 1986; LAX, 1992; Berlin Binnendifferenz, 2000). Einen Programmschwerpunkt
bildet die Aktions- und körperbezogene Kunst von Künstlern
der amerikanischen Westküste, die in enger Beziehung zum österreichischen
Aktionismus steht. Ein wichtiger Bestandteil des Programms ist die
Präsentation der Entwicklung im Medium Malerei sowie die Vermittlung
und Förderung junger und jüngster Kunst. Die Galerie hat
sich seit ihrem Bestehen schon an über 200 internationalen
Kunstmessen beteiligt.
Die Anfänge der Auseinandersetzung Ursula Krinzingers mit
dem uvre Rudolf Schwarzkoglers: 1975 befreundet sich Ursula
Krinzinger mit Edith Adam, der Lebensgefährtin Schwarzkoglers.
Seit diesem Zeitpunkt verwaltet sie gemeinsam mit Edith Adam den
Nachlass von Schwarzkogler, den sie 1982 als Grundstein eines Aktionismusarchives
an die Sammlung Ludwig MMK Wien verkaufen kann. 1975 zeigt die Galerie
Krinzinger auf der Kunstmesse Köln eine große Einzelpräsentation
von Rudolf Schwarzkogler. Es wird nichts verkauft, aber die Ausstellung
erregt großes Aufsehen. Der erste umfangreiche Katalog - die
erste Monografie Rudolf Schwarzkoglers - wird von der Galerie Krinzinger
in Zusammenarbeit mit Heinz Cibulka, Edith Adam, der Fotografin
Franziska Cibulka und dem Aktionismusfotografen Ludwig Hoffenreich
herausgegeben. 1975 erscheint das Portfolio der 3. Aktion Schwarzkoglers
mit 13 Fotos und einem faksimilierten Notizbuch. Im selben Jahr
wird das umfangreiche Portfolio, das alle Aktionen Schwarzkoglers
dokumentiert, konzipiert und erscheint bis 1980. Es entsteht in
enger Zusammenarbeit mit Hoffenreich, F. Cibulka und Edith Adam,
die die Aktionstexte verfasset. Die permanente Präsentation
der Werke Schwarzkoglers in Wien und auf internationalen Kunstmessen
stellt bis heute einen wichtigen Programmpunkt der Galerie dar.
Rudolf Schwarzkogler verstarb am 20. Juni 1969 nach einem Sturz
aus dem Fenster seiner Wiener Wohnung. Obwohl erst 28 Jahre alt,
hinterließ er ein reifes und vielschichtiges uvre von
hoher ästhetischer Qualität, das allerdings zu seinen
Lebzeiten nie ausgestellt worden war. Auch seine Aktionen fanden
unter Ausschluss der Öffentichkeit nur vor der Kamera statt,
lediglich bei der ersten ("Hochzeit") waren Freunde als
Publikum geladen: So hatte Schwarzkogler erst später als Brus,
Muehl und Nitsch in Anlehnung an die Aktionsformen der Künstlerfreunde
mit seinen Aktionen begonnen. "jetzt rückschauend kann
der direkte und indirekte einfluss von schwarzkogler nicht übersehen
werden. viele seiner theoretischen und praktischen formulierungen
haben auf uns gewirkt. dass seine arbeit einen wichtigen eigenständigen
beitrag zu den aktionen, die sich in wien ereigneten, darstellt,
steht fest." (Hermann Nitsch, 1970) Schwarzkogler entwickelte
eine sehr persönliche, konzeptuelle Aktionsform ohne Interaktion
mit dem Publikum, sondern orientiert auf eine mediale Vermittlung
durch die Fotografie, die eine Konzentration des Künstlers
auf sich selbst forderte. Das Bemühen, sein Werk einer breiten
Öffentlichkeit bekannt zu machen, setzte unmittelbar nach seinem
Tod ein, und wurde initiiert vor allem von Edith Adam und Schwarzkoglers
Künstlerfreunden Günter Brus, Heinz Cibulka und Hermann
Nitsch. (Quelle: Badura-Triska/Klocker, 1992)
Schwarzkoglers großartige Qualität hat Ursula Krinzinger
als junge Galeristin den Mut gegeben, international wichtige Kunst
nach Österreich zum Vergleich zu bringen, und hat sie sehr
früh mit den Künstlern der amerikanischen Westküste
Kontakt nehmen lassen: Die internationale Wertschätzung Schwarzkoglers
unter Künstlern war enorm und setzte früh ein. (Chris
Burden kannte und schätzte Schwarzkolgers Arbeiten seit Anfang
der 70er Jahre.) So beschloss sie, zum Jubiläum eine Ausstellung
zu planen, in der einerseits das noch privat zugängliche Werk
Schwarzkoglers in entsprechender Form präsentiert wird und
andererseits Arbeiten von österreichischen und internationalen
Künstlern, die dem Künstler eine Arbeit widmen, zu sehen
sein werden. Diese Werke werden räumlich und inhaltlich wichtigen
Werkgruppen Schwarzkoglers (Vintages und Editionen) gegenübergestellt.
Die teilnehmenden Künstler haben bzw. hatten alle eine besondere
persönliche und/oder künstlerische Beziehung zu Rudolf
Schwarzkogler. Seine Arbeiten beeinflussten ihre eigene künstlerische
Produktion - in welchem Medium auch immer - auf unterschiedlichste
Art und Weise. Stellvertretend ein Statement von Marina Abramovic:
"Schwarzkogler opened the door of pain for me. I entered the
door and in the process lost the fear and found, unexpected, the
light." Nicht zuletzt möchten wir uns bei den teilnehmenden
Künstlern bedanken, die diese Jubiläumsausstellung mit
Ihrem großem Interesse und Engagement für die Galerie
und das uvre von Rudolf Schwarzkogler erst in diesem Umfang
ermöglichen. Zu sehen sind Arbeiten von:
Marina ABRAMOVIC, Vito ACCONCI, Janine ANTONI, Gottfried BECHTOLD,
Anna und Bernhard BLUME, John BOCK, Günter BRUS, Chris BURDEN,
Heinz CIBULKA, Valie EXPORT, Günther FÖRG, Bruno GIRONCOLI,
Al HANSEN, Anish KAPOOR, Mike KELLEY, Jürgen KLAUKE, Oleg KULIK,
Paul McCARTHY, Jonathan MEESE, Bjarne MELGAARD, Otto MUEHL, Hermann
NITSCH, Tony OURSLER, Nam June PAIK, Gina PANE, Arnulf RAINER, Eva
SCHLEGEL, Karl Heinz SCHLÖGEL-HOFER, Carolee SCHNEEMANN, Gavin
TURK, Ben VAUTIER, Peter WEIBEL, Benjamin WEISSMAN, Franz WEST,
Erwin WURM
Zur Ausstellung sind ein Kurzsymposium und ein dokumentierender
Katalog geplant.
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