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Clipping the Din*

curated by_ Daniel Baumann, Kathrin Bentele und Matthew Hanson

Krinzinger Projekte
 13.09. - 12.10.2019

Eröffnung: 12. September 2019, ab 18 Uhr

Laut der amerikanischen Künstlerin Gretchen Bender dauerte es 1987 nicht länger als zehn Minuten, bis sich ein Bild neutralisierte und in einem alles verschlingenden Datenfluss verschwand – in einem, wie sie damals sagte, "cannibalistic river“**. 30 Jahre später ist diese Verzögerung einer Gleichzeitigkeit gewichen und aus zehn Minuten sind zehn Sekunden geworden. Clipping the Din verbindet zwei Generationen von Künstler*innen, deren Arbeiten in diesen dröhnenden Bildfluss eingreifen, um sich der Macht des mediatisierten, neutralisierten und überproduzierten Bildes zu stellen.

Die technologischen Innovationen der 1980er Jahre in Video und Fernsehen ermöglichten es, mit einfach zugänglichen Aufnahme- und Schnitttechniken, Projektionen und lokalen Netzwerken zu experimentieren. Viele Künstler*innen adaptierten diese Produktions- und Distributionsstrategien, um vorherrschende mediale Diskurse zu unterwandern. Das war der Anreiz: zuzusehen, wie das “umgeleitete” Bild wieder in Umlauf gelangte.

Heute wird jede Form von Bedeutung unmittelbar als marktfähiger Inhalt absorbiert. Strategien wie Détournement, Mimikry, Spiegelung und Beschleunigung scheinen immer bereits vorweggenommen. Das Bild wird unweigerlich und sogleich an die Struktur, die es versucht, zu kritisieren, rückgekoppelt. Überproduktion ist an einem Punkt angelangt, an dem Repräsentation, auch rassen- und geschlechtsspezifische Repräsentation, sich in Nicht-Sichtbarkeit zu verlieren scheinen: Signifikation weicht Ambivalenz.

Clipping the Din wird von Daniel Baumann, Kathrin Bentele und Matthew Hanson auf Einladung von Krinzinger Projekte für Curated By Vienna, 2019 kuratiert.

Ausstellende Künstler: Dara Birnbaum, Gretchen Bender & Robert Longo, Tony Cokes, Carolyn Lazard, Branda Miller,  Georgie Nettell, Richard Sides

Daniel Baumann war von 1996 bis 2014 Kurator der Adolf Wölfli-Stiftung im Kunstmuseum Bern. Von 2003 bis 2010 war er verantwortlich für Kunsttangente, ein Projekt für Kunst im öffentlichen Raum in Basel. 2003 kuratierte er für die Wiener Secession die Junge Szene. 2004 initiierte er eine Ausstellungsreihe in Tbilissi, Georgien. Zusammen mit Tobias Madison, Emanuel Rossetti und Dan Solbach gründete er 2008 in Basel den Ausstellungsraum New Jerseyy (2013 geschlossen). 2013 kuratierte er gemeinsam mit Dan Byers und Tina Kukielski die 2013 Carnegie International am Carnegie Museum of Art in Pittsburgh. Daneben war als Kritiker tätig für Zeitschriften wie Artforum, Parkett, Piktogram, Tate Etc. und Spike Art. Seit 2015 ist er Direktor der Kunsthalle Zürich.

Kathrin Bentele ist Assistenzkuratorin bei den KW Institute for Contemporary Art, Berlin. 2018 war sie Curatorial Fellow bei Artists Space, New York, wo sie eine umfassende Filmretrospektive von Jack Smith co-organisierte. Von 2016 bis 2017 war sie Assistenzkuratorin am Kunsthaus Glarus, Schweiz, und arbeitete als Teil des Editorial Teams bei JRP|Ringier, Zürich. Sie schreibt für Artforum und Brand-New-Life. Als unabhängige Kuratorin hat sie 2019 eine Serie von Screenings und Artists Lectures in der Kunsthalle Zürich organisiert, u.a. mit Künstler*innen wie Leslie Thornton, Rosa Aiello, Tony Cokes, Branda Miller, Dara Birnbaum und Erik & Harald Thys (in Kollaboration mit Matthew Hanson).

Matthew Hanson ist ein in Zürich lebender unabhängiger Kurator. Zu seinen jüngsten Ausstellungen und Projekten gehören: Sorawit Songsataya: step-sister; Mikro Zürich, 2018; CA Conrad: Flowers Dreaming the Elevation Allegiance, Zürich, 2017; Lol Beslutning: Destina & Destine, Zürich, 2017; The Buttocks of a Steelmill (mit Robert Ashley & Astrid Lorange), Zürich, 2016;  i) duplex cling mob, Michael Lett Gallery, Auckland, 2015;  Home is Where One Starts From, Yuill Crowley Gallery, Sydney, 2013. Mit Kathrin Bentele organisiert er eine Reihe von Screenings und Artists Lectures in der Kunsthalle Zürich, u.a. mit Künstler*innen wie Leslie Thornton, Rosa Aiello, Tony Cokes, Branda Miller, Dara Birnbaum, und Erik & Harald Thys. Er ist Redakteur beim Magazin  Periodico und schreibt für  Spike Art.

*“Clipping” ist ein Begriff aus der Sound-Produktion und beschreibt eine Form digitaler Verzerrung durch Übersteuerung. “Din” bedeutet Dröhnen oder Getöse
**Gretchen Bender by Cindy Sherman, Bomb Magazine, January, 1987