CHRIS BURDEN - Metropolis (Studies) / Bridge / Coyote Stories
Die derzeit im New Museum laufende Ausstellung Extreme Measures von Chris Burden wird unter Kritikern schon als eine der wichtigsten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst genannt. Der amerikanische Künstler, geboren 1946 in Boston, entwirft seit den 1990er-Jahren Skulpturen und Installationen, die von seiner Faszination für Technik zeugen. Burdens imaginäre Megalopolen etwa sind kinetische Modelle hochmodernen Städte, die von einer Geräuschkulisse rasender Miniarturautos und Zügen animiert werden (Metropolis I und Metropolis II, 2004/2008). Die Entwürfe zu den Brücken, die aus Konstruktionssets für Kinder gebaut sind, basieren zum Teil auf realen Vorbildern. Einblick in ein Erlebnis des Künstlers gewährt die Arbeit Coyote Stories (2005), die seine teils gefährlichen Begegnung mit Kojoten in Kalifornien schildert. Als Teil seiner konzeptuellen Arbeit fand in den 70er Jahren eine Serie von Performances statt, bei denen Burden seinen eigenen Körper, oft in sehr gewaltsamer Weise, einsetzte. In Bezug auf seine künstlerische Entwicklung bemerkte Burden rückblickend “my work has gone from dealing with personal issues of power to external issues of power.” Burdens Interesse an hoch entwickelten Zivilisationen zusammen mit einer großen Faszination für Technologie führten zu Arbeiten wie Medusa’s Head (1990), Pizza City (1996) – modellhafte Darstellungen von Fantasiegesellschaften. Dazu kann auch Metropolis gerechnet werden. Die Arbeiten in der Ausstellung Metropolis II Study und Metropolis (Set of 6 drawings) sind dabei zwei Hauptstudien des ganzen Metropolis-Projektes. Die sechs Zeichnungen verweisen auf den gesamten Denkprozess, von der originären Idee und dessen weiterer Entwicklung und wurden vom Künstler persönlich ausgesucht Bei der Skulptur arbeitete er genau mit jenem Material, das er auch für Metropolis II verwendet hatte, was der Skulptur eine Sonderstellung einräumt. Metropolis II selbst ist eine raumgreifende, komplexe kinetische Skulptur, einer sich schnell entwickelnden, unbändigen modernen Stadt nachempfunden. Chris Burden dazu: Der Lärm, der unablässige Zugsverkehr und die rasenden Spielzeugautos erzeugen im Betrachter den Stress des Lebens in einer dynamischen, hochaktiven und hastenden Stadt des 21ten Jahrhunderts. Seit 1997 baut Burden an einer Serie maßstabsgetreuer Brückenmodelle, für die er eigene Variationen (Edelstahl) von Meccano und Mysto Erector Konstruktionssets – populäre Kinderspielsachen seit den 1910er Jahren - verwendet. Sein spezielles Interesse in Brückenkonstruktionen reflektiert seine Faszination über den menschlichen Trieb Barrieren zu überwinden und die Kräfte der Natur zu kontrollieren. Für Burden ist die Brücke ein Symbol für die Entwicklung der Zivilisation. Weltweit hat der Aufschwung eines Landes immer einen direkten Zusammenhang zu den gebauten Brücken. Im Portfolio Coyote Stories zeichnet Chris Burden seine sehr persönliche, fünfundzwanzig Jahre andauernde, Begegnung mit Kojoten in den Hügeln seines Wohnsitzes im südkalifornischen Topanga Canyon auf. Die Geschichten reichen vom Verträumten und Phantastischen bis hin zu Begegnungen grausamster Gewalt. Alle Geschichten reichen zurück auf Burdens beschreibende
GOTTFRIED BECHTOLD - Panamera / Ready Maids / REZ-Projekt
Der “Betonporsche”, eines von Gottfried Bechtolds Hauptwerken, war 1971 die erste “ausgelagerte” Skulptur in der Geschichte der Galerie Krinzinger. Seither ist das Automobil immer wieder als Motiv in seinem Werk aufgetaucht. 42 Jahre später “lagert” Gottfried Bechtold seine Panamera-Skulptur wieder aus, zu sehen im Palais Coburg. Die Panamera-Skulptur, (2009-12) ist Bechtolds neuestes Porsche-Projekt; ein wirklich hybrides Artefakts, das zwischen einer klassischen Skulptur und zwischen dem Gebrauchsobjekt Automobil changiert. Eine autoähnliche Skulptur oder ein skulpturähnliches Auto - beziehungsweise ein Auto besetzt von skulpturalen Applikationen, oder aber eine Skulptur, die mit 500 PS motorisiert ist. Bechtold interessiert sich seit langem in forschender Weise für die Ausweitung des Skulptur-Begriffs. Skulpturen sind im Großen und Ganzen standortgebundene, bewegungslose Werke. Selbst Mobiles verbleiben außerhalb ihrer Binnenbewegungen
am selben Standort. Die Panamera-Skulptur könnte sich – die polizeiliche Genehmigung vorausgesetzt – innerhalb eines Tages quer durch Europa bewegen. Ausgangpunkt der Skulptur ist das Vorserienmodell Nr.12 eines Porsche Panamera Turbo. Was Bechtold nun beschäftigt und zu Taten animiert, ist nicht mehr nur, die Autoskulptur als Hybrid zu betonen, sondern darüber hinaus sein weiterführendes Interesse an der zunehmend höher bewerteten rechner-, sensor-, video- und radargestützten Bedienungsstruktur von Automobilen zu bekunden. Die signifikanten auf Sicht bezogenen Teile der Skulptur sind aus Bronze dem
klassischen Bildhauer-Material gegossen: das heißt alle transparenten Teile des Panamera (Scheiben, Scheinwerfer, Blinker etc.) sind in etwa 1 cm dicken, von Hand geschliffenen, polierten, und anschließend präzise ins Auto implantierten Kontingenten (Serien) von Bronze-Skulpturen verschiedener Größe ausgeführt. Bechtold unterdrückt die direkte Sichtverbindung von innen nach außen und von außen nach innen. Die verlorene Sicht kompensiert er mittels 4 Videokameras, welche die bedienungs- und fahrrelevante Umgebung nach innen auf einen Videobildschirm übertragen. So ist aus der klassischen (Bronze) Skulptur (Auto) darüber hinaus auch ein real fahrender Simulator entstanden, und damit eine Kategorie von Simulator erschaffen, welcher reale Auswirkungen zeigt. (© Sylvia Taraba) Des weiteren zeigt Bechtold in den Räumen der Galerie neueste Skulpturen aus der Serie der Ready Maids, aus der eine 2006 monumental vor dem Bregenzer Festspielhaus aufgestellt wurde. Ihre Gestalten
generieren diese Skulpturen aus gefällten Bäumen, deren Oberflächen nur minimal idealisiert werden. Der Titel der Plastiken spielt auf die fertig vorgefundenen Formen, ein Ready-Made im Duchampschen Sinne, ebenso an, wie auf „maid“, englisch für Mädchen. In der Parterre Galerie findet das REZ-Projekt eine weitere Niederlassung. Diese immaterielle Skulptur erfindet sich immer wieder neu. Gottfried Bechtold betreibt dieses Projekt seit 1994 gemeinsam mit Hubert Matt. Sie legten Titel, Absichten und Konstitutionsbedingungen eines miteinander zu realisierenden Kunstwerkes sowie die zentralen Kriterien seiner Gestaltung innerhalb eines zeitlich und räumlich durch eindeutige Parameter limitierten Rahmens fest. Seither arbeiten die beiden Vorarlberger unter strengster Geheimhaltung an einer sich gleichwohl in aller Öffentlichkeit sukzessive visualisierenden IMMATERIELLEN SKULPTUR. Die Notwendigkeit der Geheimhaltung begründet sich nicht bloß in der unverhohlenen Faszination des Tuns im Verborgenen, das die Kunstproduzenten zu Verbünen mdet acht und ihr Handelmit der Aura des Geheimnishaften umflort. Wesentlich beruht sie auf der fragilen Konstruktion des zu schaffenden Werkes, dessen Zustandekommen durch die Offenlegung seiner Konstruktionsprinzipien gefährdet würde.
|