Krinzinger Projekte freut sich, von 29. Oktober 2008 bis 10. Jänner 2009 erstmals aktuelle Arbeiten
von Sakshi Gupta, Zakkir Hussain, Srinivasa Prasad, Navin Thomas und Avinash Veeraraghavan in
Wien zeigen zu können. Die Ausstellung gibt einen Einblick in das Schaffen der Kunstszene in Bangalore
und eröffnet die Indien-Serie bei Krinzinger Projekte, die nächstes Jahr mit den Schwerpunkten Mumbai
und Neu-Delhi ihre Fortsetzung findet. Die Ausstellung wird bei freiem Eintritt bei Krinzinger Projekte,
Schottenfeldgasse 45, 1070 Wien, zu sehen sein.
Der Indien-Serie geht eine Recherche von Dr. Ursula Krinzinger voraus, die von Sri Lanka aus (wo es mittlerweile
ein Krinzinger-Residency-Programm gibt) zunächst Bangalore, dann Mumbai und Neu-Delhi bereiste, um dort
Künstlern und Galeristen zu Gesprächen zu treffen. Aus dieser Auseinandersetzung ging bislang die Ausstellung
„Leaving Home“ von Sudarshan Shetty in der Galerie Krinzinger (19. September – 8. November 2008) hervor, auf
die nun bei Krinzinger Projekte eine Ausstellung mit dem Schwerpunkt auf der Kunstszene in Bangalore folgt. In
der Ausstellung werden aktuelle Arbeiten von Sakshi Gupta, Zakkir Hussain, Srinivasa Prasad, Navin Thomas und
Avinash Veeraraghavan gezeigt, die zum Teil auch vor Ort entstanden sind.
Sakshi Gupta (1979 in New Delhi geboren) beschäftigt sich mit der Idee einer stetigen Erneuerung. Sei es auf
der Ebene des körperlichen Prozesses einer Häutung oder auf einer metaphysischeren Ebene von vielen kleinen
Toden und Wiedergeburten die eine Person im Laufe eines Lebens durchläuft - Gupta empfindet den Prozess von
gleichzeitigem Tod und Wiedergeburt sehr belebend und verwendet ihn in ihren aktuellen Arbeiten sehr häufig.
Sie äußert ihre Ideen zur Erneuerung mittels Abfall - weggeworfenen Maschinen und Industrieschrott. „There is
something empowering about being able to find potential in what has been labelled as waste and transform it, give it another kind of existence“ merkt Gupta zu ihrer künstlerischen Praxis an. Eine der in der Austellung gezeigten
Arbeiten etwa benutzt das Gehäuse eines ausrangierten Kopierers. Obwohl die Maschine sich teilweise bewegt,
hat es keine Funktion mehr, verweist nur noch auf eine frühere Funktionalität, der Gupta eine neue Ästhetik der
Funktionslosigkeit übergestülpt hat, und damit wieder eine Referenz zum Menschen schafft, für dessen Inneres
die Nutzlosigkeit, Erneuerung und Entwicklung der von der Künstlerin geschaffenen Objekte steht.
Zakkir Hussain (1970 in Chandiroor, Alappuzha Kerala geboren) zeigt eine Serie von Arbeiten auf Papier. Die
Wasserfarben und Tuschezeichnungen sind Teil der Serie „Un Holy Drawings“. Inspiriert von Zeitungen und
Fernsehen, beschäftigen sich die Arbeiten mit der in allen Ebenen des Lebens ansteigenden Gewalt: Gewalt
gegen Frauen, Gewalt gegen die schwachen Teile der Gesellschaft, Gewalt die sich gegen Andersdenkende
richtet. Die Serie stützt sich auf diese uns täglich in den Medien begegnenden Bilder, von denen ausgehend
Hussein seine Metaphoriken entwickelt. Der Künstler versucht mit den Arbeiten, die Wirkung dieser menschlichen
Katastrophen auf die eigene Psyche zu untersuchen. Eine Frau wird von einer blauen Blume attackiert, ein
männlicher Kopf trägt eine Sonne auf sich während er von einer Schere eingeklammert wird, ein nackter Körper
wird von Reihenhausarchitektur nahezu erdrückt - Zakkir Hussains Zeichnungen bedienen sich einer lokalen
Bildsprache um sich gleichzeitig auf eine Entweihung des Lebens auf globaler Ebene zu beziehen.
Srinivasa Prasad (1974 in Bangalore geboren) zeigt drei Arbeiten in der Ausstellung: Bekleidung, eine Waage und
ein Fahrrad. Die Arbeiten konstruieren eine implizierte Narration um die Sehnsucht nach einer Reise - nicht nur einer
physischen Reise, vielmehr einer geistigen Reise, wie man sie im Laufe eines oder mehrerer Leben unternimmt. Die
Bekleidung steht für den Start der Reise, zu dem man sich für bevorstehende Strapazen vorbereitet. Die Waage bezieht
sich auf den Epos von Ramayan, in dem ein Junge mehrere tausend Meilen zu Fuß zurücklegt und seine gebrechlichen
Eltern in einer adaptierten Waage transportiert. Bei Prasad sind es keine Eltern sondern Haushaltsgegenstände
in der Waage, Dinge die uns an unser sesshaftes Leben binden. Mit dem letzten Objekt, dem Fahrrad, wird die
angenommene Reise erleichtert und gleichzeitig in der heutigen Zeit verortet. Es gibt aber keinen Protagonisten
zwischen den Objekten, er wird nur impliziert durch die persönlichen Gegenstände, und schliesslich im Betrachter
selbst angenommen, dessen Sehnsucht nach einer physischen und metaphorischen Reise hervorgerufen wird, ohne
einerseits gestillt zu werden, und ohne andererseits ein Ziel zu verheissen.
Navin Thomas (1974 in Chennai geboren) zeigt in der Ausstellung Inkjetprints auf Aluminium sowie eine Installation.
Aufgewachsen in einer Generation, die die Geburt des Farbfernsehens miterleben durfte, verbrachte der Künstler wie
die meisten Altersgenossen seine Sonntag Nachmittage fasziniert vor dem Fernseher mit obskuren ausländischen
Filmen mit noch obskureren indischen Untertiteln. Auch Marathon Film Festivals gehörten zu seinen Freizeitaktivitäten,
und nach drei bis vier Filmen nacheinander kam es nicht selten vor, dass Thomas schon in Untertiteln dachte.
Mittlerweile kommt es öfter vor, dass sich der Künstler beim Einschlafen während des Fernsehen ertappt, und dabei
dann Verbindungen zwischen zwei völlig verschiedenen Filmen herstellt. Dieser Effekt findet sich vor allem in seinen
Inkjetprints wieder, die das Überblenden verschiedener Narrationen und Untertitel (die sich auch auf diesen Zustand
zwischen Wachen und Schlafen beziehen) reflektieren. Auch seine Installation, bestehend aus einem alten Holzboot,
einer stählernen Pferdeschaukel, einem selbstgemachten Radiotransistor, menschlichem Haar und einem schwarzen
Spiegel beruht auf Thomas Idee einer Verquickung von Traum und Fiktion zu einer künstlerischen Realität.
Avinash Veeraraghavan (1975 in Chennai geboren) zeigt neben Photomontagen und einer Videoarbeit die
Lichtinstallation »Lost in Traffic«. Die Installation besteht aus 80 von der Decke abgehängten Glühbirnen, die in
wilkürlichen Abständen aus- und anzugehen scheinen. Nach längerer Betrachtung scheint doch ein Muster dahinter
erkennbar zu werden. Die Lichter scheinen eine abstrakte Abbildung von Fahrzeugen zu sein, die sich einem
Verkehrssignal nähern und sich wieder entfernen. Auf die Arbeit »How Many Shadows Have You« aus dem Jahr
2004 aufbauend, schafft die Arbeit auch ein desorientierende Erlebnis der eigenen Schatten, die mit dem Aus- und
Angehen der Lichter ständig ihre Position wechseln, als hätten sie ein Eigenleben. Veeraraghavans Arbeiten sind
zumeist autobiografisch und introspektiv, und beziehen sich auf alltägliche aber unscheinbare mentale Vorgänge.
Auch Fotografien sieht er weder als Dokumentationen noch als eigenständige künstlerische Arbeiten, sondern als
Fragmente einer sich ständig verändernden »Ready Made«-Realität, die sich in seinen in der Ausstellung gezeigten
Photomontagen wiederspiegelt. |










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