Michal Budny, Igor
Krenz, Zbigniew Libera, Bartek Materka,
Mochalska & Blachut,
Zbigniew Rogalski, Szymon Roginski
Kuratiert von Severin Dünser in Zusammenarbeit mit der
Galerie
Raster, Warschau
Die gesellschaftliche Realität Polens erschließt sich zwischen
den beiden Eckpfeilern Sozialismus und Kapitalismus. Die Werbung ist
im Straßenbild Warschaus allgegenwärtig - erst Anfang der
90er Jahre aufgekommen, bot sie als neues Medium Beschäftigung
für Kreative, darunter auch viele Künstler. Für junge,
zeitgenössische Kunst ist der Markt nach wie vor zu klein, um den
Künstlern den Lebensunterhalt zu sichern (mit Ausnahme einiger
mittlerweile international agierender Künstler). Das geschaffene
Spannungsfeld zwischen Kunst und Werbung, Mediendarstellung und Wirklichkeit,
schafft Raum für Untersuchungen auf einer Metaebene.
Die Herangehensweisen sind verschieden: Auf der einen
Seite wird die reale, banale Welt des Alltäglichen in Kunstwerke übersetzt,
das mit einem Reflektieren des dabei verwendeten Mediums einhergeht.
Bei Michal Budny sind das Mobiltelefone, Bücher oder auch Häuser,
die er mit billigem Verbrauchsmaterial skulptural nachbildet. Auch Igor
Krenz thematisiert sein Medium und dessen Glaubwürdigkeit, wenn
er etwa eine Flasche am Rand des Videobilds zerschellen lässt (Only
the left side of the screen exists) oder feststellt, Feuer sei besser
als Scheren, nachdem er diesbezüglich Versuche angestellt hat.
Zbigniew Rogalski geht es um das Hinterfragen der Malerei, wenn er den
Künstler beim Herstellen von Geld mittels Pinsel und Farbe darstellt.
In weiterer Folge geht es auch um das Abbild, wenn er Szenen malt, die
zwischen Abstraktion und Realismus schwanken (etwa bei Zbylina, in der
er sich in enger Verschränkung mit seiner Freundin malt - erkennbar
ist nur ein Knödel aus verschiedenen Körperteilen). Szymon
Roginski arbeitet mit Fotografie – es sind irreal wirkende Abbildungen,
vor allem durch die Beleuchtung verursacht: Roginski benutzt die Scheinwerfer
seines Autos, um Unorte zu inszenieren und zu stilisieren. Zbigniew
Libera wiederum arbeitet mit der scheinbaren Objektivität des Mediums
Fotografie, wenn er historische, negativ konnotierte Fotos nachstellt
und sie positiv besetzt (Positives). Ebenfalls interessant ist die Serie
der Masters, in der er Artikel über ihm wichtige polnischer Künstler
schreiben ließ und sie im Layout der großen polnischen Zeitungen
setzte und veröffentlichte. Bartek Materka malt mittels einer Metaebene,
die das Dargestellte nochmals wiederholt – zum Beispiel setzt
er Infrastrukturen in Form von Buchstaben, als bildgewordene Information
um, oder er malt das Fernsehbild samt Störungen nach. Honorata
Mochalska und Andrzej Blachut arbeiten mit einem erweiterten Skulpturbegriff.
Ihre Gipsskulpturen inszenieren Sie mittels Fotografien, geben ihnen
ein Eigenleben das ihren Objektstatus relativiert. Andererseits kehren
sie das Spiel auch um, wenn Sie den Betrachter auf einen Sockel heben
und zum Ausstellungsobjekt machen. |

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