Tessa ist der Name einer
Chinesin, die Erik van Lieshout während eines Auslandsstipendiums
in Xiamen, China, kennengelernt hat. In den 3 Monaten dort wollte
Van Lieshout eigentlich einen Kung-Fu-Film drehen, als er allerdings
in einem Kentucky Fried Chicken von der 20-jährigen Tessa angesprochen
wurde, kam alles erst mal ganz anders. Auf ihr Bitten hin, ihr doch
Englisch beizubringen, begann er sie zu unterrichten. Es wurden bald
mehr und mehr Frauen die sich dem Kurs anschlossen, und aus dem Englischkurs
entstand eine kleine Frauenbewegung.
Als Erik van Lieshout nach China ging um seinen Film
zu drehen nahm er eigentlich an, die Frauen dort wären bewandert in Kampfsportarten.
Doch die Position der Frau in China erwies sich generell als eine sehr
schwache innerhalb der Gesellschaft - die Frauen denen er Englisch beibrachte
warteten eigentlich nur auf einen Mann, und bereiteten sich auf das
Eheleben vor. Und so beschloss Van Lieshout, die ursprüngliche
Idee für seinen Film im Kopf, den Frauen selbst Kampfsport
beizubringen. Er übte Tai-Chi mit ihnen, später Tae-Kwon-Do,
dann Kung-Fu und Schwertkämpfe. Schliesslich ging er mit ihnen
in die Öffentlichkeit und performte mit der Gruppe, deren Selbstwertgefühl
er über die Zeit aufbauen hatte können.
Nach den 3 Monaten in China (Dezember – März 2004) brachte
es Van Lieshout auf eine stattliche Filmmaterialansammlung, da er die
Aktivitäten hinsichtlich seines Films mit der Kamera dokumentiert
hatte. Er stand nun vor dem Problem dieses Material auch zu verwerten,
und musste sich zuerst einmal einen Überlblick verschaffen. Wenn
normalerweise ein Film gemacht wird, sind es die Storyboards die zuerst
einmal angefertigt werden, und nach denen dann der Film geschossen wird.
Weil Van Lieshout nun aber sein Konzept für einen Kung-Fu-Film
aufgeben musste, und auf einem Haufen Filmmaterial saß, ging er
den umgekehrten Weg. Er zeichnete die Storyboards nach dem Drehen des
Materials, auch um das Geschehene zu verinnerlichen. Über seine
Erinnerungen entstanden also zunächst Zeichnungen, die Van Lieshouts
unmittelbaren Blick auf die Vorgänge in China zum Vorschein brachten.
Diese Zeichnungen dienten dann als Basis um eine Essenz aus dem Material
zu gewinnen – den eigentlichen Film.
In der Ausstellung werden sowohl die Zeichnungen gezeigt,
wie auch der Film selbst, der in eine eigens dafür gefertigte Installation
buchstäblich „eingebettet“ ist.
Erik Van Lieshout wurde 1968 in Deurne, Niederlande,
geboren und lebt und arbeitet in Rotterdam. Unter anderem waren seine Arbeiten
2003 auf der Biennale in Venedig zu sehen, wie auch schon 2002 in der
Ausstellung „Politically Correct? Dutch!“ bei Krinzinger
Projekte. Bekannt wurde er vor allem durch seine Zeichnungen, die mit
einem trashigen, karikaturhaften Stil das politisch Korrekte, den guten
Geschmack wie auch Stereotypen untergraben. Seine Zeichnungen gehen
oft mit Installationen einher, die den Zeichnungen in ihrer Trashigkeit kaum
nachstehen, meist aber eine praktische Funktion besitzen, oder auch
als Präsentationsrahmen für seine Videos dienen. |

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