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Father's Name: Nemes Csaba

 

  KNOLL GALERIE
  4.04. - 09.06.2012

 

Eröffnung und Filmpräsentation: am Mittwoch, dem 18. April 2012, um 19:00


In seiner Serie „Father’s Name: Nemes Csaba“, beschäftigt sich der Künstler seit 2009 mit den Fotografien seines gleichnamigen Vaters, der seit Ende der 60er Jahre bis Mitte der 80er Jahre verschiedenste Ereignisse festgehalten hat. Neben typischen Aufnahmen des gemeinsamen Familienlebens in Alltag oder Freizeit, dokumentierte er auch das Leben in und mit der Dorfgemeinschaft. Dabei verarbeitet Nemes Csaba biografische Momente bei gleichzeitiger Einbindung jener variabler Faktoren, die Gesellschaft und Erinnerung konstituieren, und in den Ursprungsfotografien zunächst nur als sekundäre Information, hinter der autobiografischen Ebene erscheinen. Durch die Auswahl der Aufnahmen, der jeweiligen Ereignisse und der entsprechenden malerischen Umsetzung, zeichnet er nicht nur einen Teil seiner eigenen Geschichte nach, sondern auch die des Kontexts – eine sozialistisch geprägte Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die sich nach tiefgreifenden Umwälzungen weiterhin in einer prekären Lage befindet. Zu Beginn der Serie setzte Csaba Nemes die Fotografien sehr direkt um, die Gemälde fungierten gleichsam als Bewahrer fragiler Aufnahmen und Erinnerungsstücke. Mit zunehmender Beschäftigung änderte sich jedoch auch die methodische Herangehensweise: Details wurden ausgeblendet oder hervorgehoben, Farben verändert, Ausschnitte bewusst aus einem Gesamtzusammenhang gehoben. Nicht zuletzt verweisen die Gemälde mit ihren oft ironisch gesetzten Titeln auf die gegenwärtige politische Situation in Ungarn, und lassen den Betrachter Geschichte als nicht lineare Entwicklung vergangener und gegenwärtiger Erfahrungen erleben.
Neben Malerei wird auch sein neuester Film „Stand here!“ (2010, 5min.) präsentiert, ein animierter Puppenfilm, der ein weithin bekanntes Vorurteil gegen Roma behandelt - den Hang zum Diebstahl. In einem Wald begegnen sich zwei Figuren, ein weißer Mann und ein junger Roma, welcher sehr schnell von Ersterem ohne jegliche Grundlage des Holzdiebstahls bezichtigt wird. Der kurze, subtile Dialog entfaltet auf einfache, aber sehr eindringliche Weise zugeschriebene Rollen- und Machtverhältnisse, wie sie nach wie vor erlebt werden können.


Nemes Csaba, Father's Name: Nemes Csaba (TV Tower), 2011, Öl auf Leinwand, 160x160 cm  4.04. - 09.06.2012