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Ákos Birkás

Ein unmögliches Gespräch

 

  KNOLL GALERIE
 09.11. - 07.01.2012

 

Vernissage: am Mittwoch, dem 09. November 2011, um 19:00 Uhr



Ákos Birkás, Die Spur, Bleistift und Aquarell auf Papier, 70x100cm, 2011.

Ákos Birkás ist vor Kurzem an einem kritischen Punkt in seiner Karriere angelangt. Er geht nun in seiner Malerei bewusst einen Schritt nach vorne, indem er den Betrachter direkt mit jenem philosophischen Kontext konfrontiert mit welchem er sich derzeit auseinandersetzt.

Wir kennen Birkás Interesse für Pressebilder. Seine “Übernahmen” sind gemalte Versionen der Abbildungen internationaler Politik- oder Wirtschaftsmagazine, die seine Aufmerksamkeit finden. Dies betont auch sein Interesse für politschisches Geschehen, globale Wirtschaftsentwicklungen, demographische und ethische Fragen, und unterstreicht seine Rolle als Künstler, der als Intelektueller überlegt auf diese Entwicklungen reagiert.

Birkás arbeitete bis jetzt in einem gedachten Raum zwischen Malerei und Fotografie als Medium, in welchem der metaphorische Wandel einer gewählten, ikonisch aufgeladenen Fotografie sein Hauptinteresse war. Auf der Suche nach aussagekräftigen Bildern wählte er charakteristische Fotografien unserer Zeit. Durch eine freie aber realistische Umsetzung in seine Malerei veränderte er ihre Funktion. Sie erschienen als Malerei mit allen dazugehörigen Problemen des Mediums, ihre Thematik wurde politischen erklärenden Bildern entnommen. Birkás kommentierte mit diesen Arbeiten nicht die Medien oder kritisierte das was wir sehen. Er richtete unseren Blick auf bestimmte Themen die unser Hier und Jetzt definieren.

Die neue Serie dieser Ausstellung versucht seine malerischen Umsetzungen von Fotografien in Richtung Medienkritik zu erweitern. Brikás entschied durch das Zufügen von Texten auf die Bildoberfläche die festgesetzten Bedeutungen der ursprünglichen Fotografien zu stören.

Bezugnehmend auf die Referenzpunkte von Texten auf Bildern liegt sein Interesse in der Unsicherheit der Beziehung zwischen Bild und Wörtern. Der Betrachter eines solchen Werkes versucht die Verbindung der Bedeutungen des gelesenen Textes einerseits, und der gemalten Pressefotografie andererseits herauszufinden. Da uns Bilder globaler und lokaler Fragen bekannt sind, wird der Text sofort zu einer Erklärung, obwohl er nicht die Situation auf der Leinwand kommentiert.

Die Inspiration dieser Serie ist ausschlaggebend. Die Lektüre linksgerichteter philosophischer Theorien lösten in Birkás eine Art Aufregung über eben jene Theorieansätze aus, die an bestimmten Punkten der Geschichte Politik, Wirtschaft und Medien ändern können. Diese Momente führten ihn dazu Texte auf den Bildern zu integrieren – beeinflusst von Autoren eines intellektuellen Feldes, in welchem für Birkás die sinnvollste theoretische Auseinandesetzung im linksgerichtetem Gedankengut zu finden ist. Durch das Infragestellen von Stereotypen und Verhaltensweisen unterbreiten diese Philsophen (Jean Luc Nancy, Jacques Rancières, Alain Badiou, Chantal Mouffe) Vorschläge und Lösungen , die unsere Sicht der Gegenwart und Zukunft verändern kann.

Birkás kürzliche intensive Auseinandersetzung mit Alain Badiou’s “Zweites philosophisches Manifest” – eine theoretische Zusammenfassung des Autors darüber wie Philosophie revitalisiert werden könnte – spielt eine wichtige Rolle in der Entstehung der neuen Werke dieser Ausstellung.

Durch die Verknüpfung von theoretischem Gedankengut mit der Bewusstheit über Bilder, führten Birkás zur Wiedergabe Alain Badiou’s, wobei die Zitate eine Art Referenzbeziehung zum Gemälde haben. Folglich entsteht eine Parallelität in welcher das Aufeinandertreffen der beiden Genres eine Überschneidung der Bedeutungen in unserem Denken ergibt. Wir können sowohl die Destabilisierung des Texts als auch des Bildes erfahren: Auf den ersten Blick bemerken wir eine bemalte Oberfläche die ein Medienbild wiedergibt, sobald wir näher kommen können wir das philosophische Zitat bezugnehmend auf die Szene lesen, aber keines von beidem erhöht unser Verständnis für das Andere. Die Bedeutung des Werks liegt anderswo, abhängig von unserer Erfahrung und unserem Wissen.

Letztendlich geht Birkas ebenso auf die Frage ein welche Funktion und Rolle ein Gemälde im Kontext der aktuellen Kunst haben sollte. Als eines der ältesten Medien hat die Malerei eine unzertrennliche Verbindung mit seiner Geschichte, mit Kunst als technischer Perfektion ausgeführt vom Künstler selbst – als eine Anmerkung – aber auch eine Verantwortung darüber wie das geschaffene Bild wahrgenommen wird. Birkás Meinung nach ist das Gemälde nur interessant wenn es auch längere Zeit betrachtet werden kann. Somit muss es auf vielen Ebenen bestehen, von Farbauswahl zur Komposition, was und wie es darstellt, bis hin zur eigentlichen Bedeutung, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist. Wenn ein Werk verschiedene Bedeutungen in diversen Kontexten und Zeiten erreichen kann, kann es seine Mission erfüllen.