
Die Malerin Lotte Seyerl ist eine aufmerksame Beobachterin: So erzählen die Momentaufnahmen, die sie in ihren Bildern festhält, trotz ihrer reduzierten und leicht unscharfen Darstellung viel über die Protagonisten. In oft durchscheinendem Farbauftrag vermittelt sie Intimität und Distanz gleichzeitig und widmet sich immer wieder den tatsächlichen und vermeintlichen Interaktionen im städtischen Raum.
Personen, die aneinander vorbei- oder für eine kurze Zeitspanne nebeneinander gehen, Menschen, die aus einer bestimmten Perspektive im Kaffeehaus scheinbar am selben Tisch sitzen – diese zufälligen Gleichzeitigkeiten im Stadtraum zeigt Lotte Seyerl ebenso gerne auf, wie die tatsächlichen Begegnungen und das vertrauliche Zusammensein. Unterschiedliche Lichtsituationen reflektieren den Eindruck der Tages- und Jahreszeit und die Atmosphäre, in der die dargestellte Szene stattfindet. Das Licht der nordischen Länder fasziniert Lotte Seyerl besonders und hat ihre Farbgebung stark beeinflusst: Leicht, durchscheinend und zurückhaltend, wobei sich aktuell durchaus auch kräftigere Farben in den Bildern finden mit Orange und Lila als Favoriten.
Die Motive hält die 1953 in Wien geborene Seyerl, die an der Akademie der bildenden Künste die Meisterklasse für Malerei absolvierte, später an der Akademie für Angewandte Kunst unterrichtete, zunächst mit dem Fotoapparat manchmal eher zufällig fest. Die Aufnahmen dienen ihr später als Grundlage für ihre Bilder, die sie mit dünn lasierter Ölfarbe auf Leinwand sowie Tempera oder Aquarell auf Papier malt. Aufgrund des vorübergehenden Motivmangels im öffentlichen Raum in der Corona-Pandemie begann sie, die Bildkomposition selbst zu inszenieren, wie sie erzählt, und die Szenen freier zu arrangieren.
Der Ort als Hintergrund löst sich zunehmend auf und wird abstrakter, die Personen verschmelzen teilweise damit. Manches ist mit Kreide, Graphit oder Tintenstift nur andeutungsweise in das Bild hineingezeichnet und verstärkt den Eindruck der Flüchtigkeit oder betont Konturen und Details. Zum Abschluss erhält jedes Werk einen Titel – und gibt dem Betrachter damit eine zusätzliche Information, die freilich viele Deutungsmöglichkeiten offen lässt.

Károly Klimós Bilder sind expressiv und kraftvoll, sie entziehen sich jeder absichtlichen erzählerischen Aussage und entfalten in ihrer Unberechenbarkeit eine sinnliche Poesie. Sie bewegen sich zwischen Figuration und Abstraktion und sie sind sowohl was ihre Bezüge als auch den Entstehungsprozess betrifft vielschichtig. In jedem Bild stellt der 1936 in Südungarn geborene Künstler die existenziellen Fragen des Seins und sucht für sich in einem kontinuierlichen Annäherungsprozess die ideale Antwort.
Im sozialistischen Ungarn in einer sehr strengen gegenständlichen Maltradition an der Akademie ausgebildet, setzte sich Károly Klimó bald mit westeuropäischen Entwicklungen in der darstellenden Kunst und mit den hier geführten philosophischen und gesellschaftlichen Diskussionen auseinander. Diese Einblicke gab er auch mit grossem Engagement an seine Studenten an der Budapester Kunstakademie weiter. Aus der gegenständlichen Bildschöpfung ging Klimó über die zunehmende Abstraktion und Reduktion seinen ganz persönlichen Weg zur freien Malerei, in der die Farben und Formen der äußeren Welt ihre verdichtete Entsprechung finden und in die unterschiedliche Gestaltungsmaterialien verarbeitet werden.
Die Impulse für das Bildgeschehen kommen für Klimó aus dem Material, der Farbe, Licht und Schatten und den Erscheinungen und Kontrasten der materiellen Welt. „Die Farben bedeuten fundamental die Schönheit der Welt“, stellt er fest. Sie sind in dieser Schönheit selbst Material und sie verfügen ebenso wie die organischen oder geometrischen Formen über überlieferte und immer wieder neu gestaltete Symbolkraft.
Da kommen Ölfarben, oft pastos aufgetragen, Pastellstifte, Tinte oder Goldfarbe auf Papier, Karton oder Holzplatten zum Einsatz. Papierstücke oder auch Textseiten finden sich in tieferen Schichten des Bildes. Übermalungen lassen Darunterliegendes nur andeutungsweise erkennen oder völlig verschwinden. Teilweise werden tiefer liegende Ebenen wieder erkennbar. Leuchtendes Rot oder Gold kontrastiert mit einem satten Schwarz. Die verschiedenen Bildebenen können, so Klimó, wie in einem Kaleidoskop gemeinsam an der Oberfläche erscheinen.
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