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We just go on and on and on

20-Jahr-Jubiläum: Kunst in der Landschaft
Ausgabe IX: „Mein Raum“

  GUT GASTEIL
 09.09. - 28.10.2012

Vernissage: am Samstag, dem 08. September 2012, um 18:00 Uhr



Mit einer spannenden Konfrontation stark graphisch geprägter und abstrakter Werke geht die aktuelle Ausstellungssaison in der Galerie Gut Gasteil unter dem Jahresmotto „ we just go on and on and on“ in den Herbst. Die vielteiligen Bilder der Kärntner Malerin und Graphikerin Monika Kircher stehen den großformatigen ruhigen Impressionen des Künstlerduos „Die Schichtarbeiter“ gegenüber. Am 8. September lädt das Bildhauerpaar Charlotte und Johannes Seidl - die Hausherren von Gut Gasteil – zur Eröffnung der 3. Saisonausstellung und zum Rundgang durch die zahlreichen Kunstwerke in der Landschaft auf dem 16 Hektar großen Areal in Prigglitz im südlichen Niederösterreich. Bis 28. Oktober sind die aktuellen Werke in der Galerie jeweils am Wochenende und an Feiertagen zu sehen, Kunst in der Landschaft ist jederzeit frei zugänglich – geeignetes Schuhwerk ist empfehlenswert! Zum Saisonabschluss findet auch heuer wieder Anfang Dezember ein dreitägiges „full house“ statt, wo kleine Formate der Jahreskünstler, Gobelins einer Teppichkünstlerin, Keramikgefäße von Charlotte Seidl und einige künstlerische Überraschungen zum Gustieren auch in Hinblick auf sinnvolle Weihnachtsgeschenke bereit stehen werden.


Monika Kirchers Traumlogik

Es gibt keine einzig wahre Sicht auf die Dinge und Ereignisse, sondern unendlich viele Möglichkeiten – und damit viel Raum für Miss- und Unverständnis. Von dieser philosophischen Betrachtung ausgehend, lässt sich die Malerin und Graphikerin Monika Kircher in ihren Arbeiten leiten. Sie setzt Zeichen, die keiner logischen Folge entsprechen, entwickelt das Bildgeschehen im Prozess der Entstehung ohne feste Zielsetzung und will dennoch Geschichten erzählen. Allerdings freilich keine letztgültigen, sondern Ausgangsmaterial, Gedankenanstöße für eben diese unendlich vielen Möglichkeiten der Sichtweisen und Interpretationen. Bild- und Schriftzeichen, für sich eine Aussage oder als Zitate, nutzt sie dafür ebenso, wie Symbole, Gegenständliches wird mit Abstraktion konfrontiert.

Als Tochter eines Malers 1946 in Kärnten geboren, studierte Monika Kircher sowohl Graphik an der Akademie der Bildenden Künste als auch Malerei an der Hochschule für Angewandte Kunst – auch hier schon das Streben um die unterschiedlichen Sichtweisen. Hinzu kam ein Studium der Philosophie, das der Lust am Hinterfragen und der Skepsis am Absoluten entgegenkam und sie zusätzlich anspornte.

Das Ergebnis sind verdichtete Bildgeschichten in Mischtechnik auf Papier oder Leinwand in kleineren Formaten von 50 mal 50 oder auch 50 mal 65 Zentimetern. Farblich hat sich Monika Kircher in jüngerer Zeit eher zurückgenommen. Das Ergebnis sind Mosaike wie Schüttelbilder, in denen die gemalten Elemente – Figuren, Objekte oder einfach nur begrenzte Farbflächen – mit den zeichnerischen Eingriffen in einen Zusammenhang gebracht werden. Umrisse, unentzifferbare Textbruchstücke, die ergänzen oder überlagern. Damit werden Monika Kirchers Kompositionen Symbole für die menschliche Kommunikation.

Indem sie mit ihren zusammengesetzten Bildern scheinbar unlogisches Geschichtenmaterial anbietet, das dem Betrachter ermöglicht, seine eigene Version dazu zu finden, kann Monika Kircher aber auch den Anstoß liefern, die eigene Interpretation in Frage zu stellen und offen zu sein, für die Erzählung des Anderen. Oder auch: Für Traumgeschichten.

„Die Schichtarbeiter“: Spaziergang für den Betrachter

Als Künstlerduo gemeinsam zu malen ist eine eher ungewöhnliche Sache, ist der kreative Prozess doch zumeist stark individuell. Bernard Antl und Markus Schmidel, beide Bühnenmaler im Theater in der Josefstadt, haben die künstlerische Zweisamkeit im abstrakten Bereich für sich entdeckt. Als „Die Schichtarbeiter“ widmen sie sich seit dem vergangenen Jahr der Erforschung, dem Experimentieren und der Entdeckung der Möglichkeiten, die ihnen die unterschiedlichen Grund- und Auftragsmaterialien bieten. „Der dritte Verbündete ist das Material“, stellt Antl daher auch fest. Die Ergebnisse können immer wieder Überraschungen bringen.

Keine Botschaft, keine Geschichte wollen die beiden mit ihren meist großformatigen Bildern transportieren, sondern schlicht den Betrachter ins Bild hineinziehen. Und das passiert ganz leicht, führt doch die vertikale Trennlinie in jedem Werk beinahe unweigerlich dazu, das Motiv als eine Art Landschaft zu sehen– unbeabsichtigt. Himmel und Erde, Wolkenstimmungen und Küstenszenen, vielleicht dort hinten auch eine Hügelkette... Sparsam in der Farbe, eher in Erdtönen, in das sich jedoch durchaus ein betörendes Blau oder ein sehr freundliches Gelb hineinsetzen kann – ebenfalls unbeabsichtigt, denn auch die Wirkung der Farben ergibt sich aus der Reaktion des Materials: verschiedenste Papiere, Farbpigmente, Beizen, Tuschen und Knochenleim als Bindemittel.

Wenn also die Neugierde des Betrachters geweckt ist, und er sich auf das Kunstwerk einlässt, sich annähert, eröffnen sich ihm durch die vielschichtige Arbeitsweise des Künstlerduos immer wieder neue Perspektiven, werden darunter liegende Ebenen sichtbar und ergeben neue Bilder, Formen, Figuren – die freilich vor allem im Kopf des Zuschauers entstehen, der nun doch seine eigene Geschichte finden darf – und schließlich darin spazieren gehen kann. Immer weiter hinein.

Die Idee zur gemeinsamen Arbeit kam dem Wiener Bernard Antl und dem aus Waidhofen an der Ybbs stammenden Markus Schmidel beim gemeinsamen Bühnenbild Malen für die dramatisierte Version von Max Frischs Andorra, als man merkte: Das funktioniert! 2008 unter dem Namen 50/50 begann das symbiotische Werken, 2011 präzisierte man die Zusammenarbeit unter „Die Schichtarbeiter“. Seither arbeiten die beiden ausschließlich miteinander, nebeneinander, manchmal auch lustvoll gegeneinander. Weniger wie ein gut aufeinander eingespieltes Jazz-Duo mit viel Einfühlungsvermögen, eher wie ein altes Ehepaar, sagt Schmidel scherzhaft. Das individuelle Schaffen ist abgeschlossen.

Biobuffet und Gästezimmer

Das Kunstangebot wird jeweils ergänzt durch das kulinarische Programm im Biobuffet. In der warmen Jahreszeit stehen auch fünf Gästezimmer in Form von Kunstzimmern zur Übernachtung bereit. Jedes Zimmer wird jedes Jahr mit Bildern und Skulpturen eines anderen Künstlers ausgestattet.