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Herman Kremsmayer

Malerei

Nina Maron

Malerei und Grafik

  GUT GASTEIL
 10.09 - 01.11-2011

Vernissage: Samstag, 10. Sept. 2011 um 18 Uhr


Während des Sommers erweiterte die japanische Objektkünstlerin Ohya Rica die Kunst in der Landschaft auf dem Gut Gasteil mit einer sehr persönlichen Installation "My home - my safety Place". Ganz im Sinne des Jahresmottos "Mein Raum". Der Savoiniusflügel von Hausherr Johannes Seidl, der bisher im Herrenhauspark in Ternitz platziert war, wird künftig in Prigglitz quasi die Eingangspforte zur begehbaren Kunstlandschaft bereichern und vom 10. September bis 1. November stehen in der dritten Saisonausstellung des Jahres die mystisch-symbolreichen Bilder von Hermann Kremsmayer der ironisch-schrillen Malerei und Graphik von Nina Maron gegenüber. Ein buntes Herbstspiel.

Hermann Kremsmayer - Verlockung in Farbräume
Die Entschlüsselung seiner Bilder ist für Hermann Kremsmayer das Spiel mit seinem Publikum. Und sie soll, so der 1957 in Salzburg geborene Maler auch nie vollständig möglich sein. Zumindest ein Rest Ungewissheit soll bleiben. So sind es einerseits die Themen, die Kremsmayer bearbeitet, andererseits auch seine Technik, die manches einem kontrolliertem Zufall überlässt und in den unterschiedlichen Ebenen manches verdeckt oder verschleiert, was dem Bild seine Mehrdeutigkeit verleiht. Eine große Ruhe und Gelassenheit geht von diesen Bildern aus. Und dann kommt noch eine ganz spezielle Formen- und Zeichensprache hinzu - Hieroglyphen, die zur Dekodierung auffordern und die einen bei der Spurensuche immer weiter hineinlocken in den Kremsmayer’schen Raum. Der hat etwas Mystisches, Archaisches und bricht auch mitunter in eine bezaubernde Romantik durch. Ganz wie der Zugang des Künstlers zu seinem Modell gerade beschaffen ist, wie er sein Gegenüber, das er auf die Leinwand übersetzt, empfindet. So werden sie seine Vertrauten, seine „Besucher“, wie er sie nennt, mit einer Beziehung, die eine weite Bandbreite an Emotionen einnehmen kann. Geäußert in der Farbintensität und im Kontrast zum Umfeld - von zart nuanciert bis kräftig strahlend, von vehement im Vordergrund stehend bis sanft zurücksinkend. Die Person hat sich für Hermann Kremsmayer einen wichtigen Stellenwert in seinem Werk erobert. Manchmal auch nur als Ausschnitt, als Torso. Mit seiner Mischung aus Techniken hat sich der Künstler eine ganz spezielle Erscheinungsform seiner Bilder geschaffen. Ölfarben, Sande und Farbpigmente sind die Zutaten, mit denen die Vielfalt des Flächenaufbruchs von plastisch-reliefartig bis zum luzid mehrfach geschichteten Farbauftrag reicht. Und dann sind da noch die Grenzziehungen, die sich in den aktuellen Bildern durch Brüche wiederfinden, sowohl zwischen den Bildern als auch in den einzelnen Werken selbst, wo ein Stil-, Technik- oder Farbwechsel die Grenze aufsprengt. Der Diskurs findet im Bild selbst statt, jedes Bild hat für sich Gültigkeit und ist in sich geschlossen.

Nina Maron – knallbunt mit Tiefgang
So unbeschwert und naiv, wie Nina Marons Comic-artige Bilder auf den ersten Blick erscheinen, sind sie natürlich nicht. Das hat eine gewisse Bösartigkeit an sich - mit Wiener Schmäh. Das Amusement, mit dem man die knallbunten, mit Vorliebe in viel zuckerlrosa gehaltenen Motive betrachtet, gefriert bald und weicht einer beabsichtigten Nachdenklichkeit. Die Verführung, sich mit dem Thema zu beschäftigen, ist gelungen. Die Themen, das sind für die 1973 in Mödling bei Wien geborene Nina Maron, vor allem die vielfältigen Unterdrückungen und Emanzipationsversuche von Frauen, die Ausländerproblematik und die Menschenrechte generell. Aufmüpfigkeit hat Nina Maron jedenfalls schon von klein auf mitbekommen als Tochter des Musikers und kritischen Liedermachers Sigi Maron. Mit ihrem markanten, aus dem Erscheinungsbild der Pop-Art schöpfenden Stil geht sie ihre Themen auf eine einerseits spielerischer Art an, die eben untergründig sehr viele Botschaften transportieren. Comicfiguren wie Lucy von den Peanuts oder Micky Mouse werden zu realen Menschen, reale Menschen zu Comicfiguren. Um die Vielseitigkeit ihrer Figuren auch im äußeren Erscheinungsbild gleich erkennbar zu machen, arbeitet die Absolventin der Hochschule für angewandte Kunst überwiegend in Serien. Das sieht dann in seiner Schablonenhaftigkeit manchmal aus wie eine Siebdruckserie von Andy Warhol, wo scheinbar nur die Farbe wechselt. Ist es aber nicht. Auch Details verändern sich – einmal stärker, einmal schwächer. Gemalt wird mit Öl auf Leinwand. Einfache, klare Linien reichen für die ausdrucksstarke Darstellung aus. Wie etwa in den trotz rosaroter Farbgebung recht rebellisch wirkenden Dessousteilen in „Pink Gang“, die mit einem verschmitzten Lächeln deren Trägerinnen in die Phantasie projizieren. Unangepasst, frech. So gibt Nina Maron also ihren Figuren ihr eigenes Nachdenken über sie mit, ihre Überlegungen und ihre Einfühlsamkeit, die sie damit auch dem Zuschauer als Einladung zur Auseinandersetzung weitergibt. Eine freundliche Einladung. Der leichte Strich und die fröhlichen Farben bewahren die Bilder mit Ironie und Tiefgang trotz einer unbekümmerten Zugänglichkeit vor der Banalität. Keine Schwermut, sondern Anstoß, sich zu engagieren oder zumindest, sich auf das Thema einzulassen.

Kunst in der Landschaft
Im vergangenen Jahr hat die japanische Landart-Künstlerin Ohya Rica mit ihrem versunkenen Schiff „Container for Life" einen Glanzpunkt in die Prigglitzer Landschaft gestellt, gebaut aus Baumverschnitt und Lehm. Im Nahbereich dieses Objekts schuf sie nun diesen Sommer ihre Antwort auf die japanische Mehrfachkatastrophe des heurigen Frühjahrs und die tiefe Verunsicherung, die dies bei ihr auslöste: "My Home - my Safety Place" behandelt das Thema mit ironischem Akzent in Form einer riesigen Holzkonstruktion unter Verwendung von sechs Meter hohen Baumwipfeln aus dem Bergwald, Schwartlingen - also dick abgeschnittenen Baumrindenteilen - und allem möglichen anderen lokalem Holzmaterial.
Der Strom erzeugende Savoniusflügel, den Johannes Seidl gemeinsam mit Richard Bandera im Rahmen des Viertelfestivals Niederösterreich im Projekt „Stahlflügel als Kraftwerk - Kunst als Windkraftanlage“ erarbeitete und der seit Mai in Ternitz, im Herrenhauspark seine klare Ästhetik entfaltete, wird ab nun das Edelstahlportal auf der Hügelkuppe im Zufahrtsbereich nach Prigglitz von Gloggnitz kommend ergänzen. Die optimalen Windbewegungen werden hier dafür sorgen, dass der kunstvoll gelagerte Flügel, der auch vom leisesten Lufthauch in Bewegung gesetzt wird, möglichst ausdauernde Drehmomente erhält. Bewegung, Energie und Kunstwerk.