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So nah – so fremd

Julian Taupe, Malerei
Leena Naumanen, Raumstrukturen
Johannes Seidl, Flügel

  GUT GASTEIL
 02.05. - 20.06.2010

Vernissage: am Samstag, den 01. Mai 2010, um 18:00 Uhr
Künstlerin und Künstler sind bei der Eröffnung anwesend.


Nach dem diesjährigen Saisonstart am Gut Gasteil mit einem full house vom 17. bis 25. April eröffnen der Kärntner Maler Julian Taupe, die aus Finnland stammende, in Österreich lebende Objektkünstlerin Leena Naumanen und Hausherr Johannes Seidl selbst am 1. Mai den diesjährigen Ausstellungsreigen der Galerie Gut Gasteil: Komplexe farbenprächtige Mosaike treffen auf erdverbundene Naturelemente und die Leichtigkeit des präzise bearbeiteten Materials.

Julian Taupes abstrakte Poesie
Abstrakte, farbenprächtige Fragmente, Ausschnitte der absoluten Gesamtheit setzt der 1954 in Gritschach bei Villach geborene Julian Taupe immer wieder neu zusammen und schafft damit unterschiedliche Betrachtensweisen. Malen ist für ihn ein Entwicklungsprozess, ein ständiges In Beziehung Setzen seiner Arbeiten, seiner Erfahrungen und Eindrücke. Sein Nachdenken über die Welt. Kleinbildserien werden so zum äußeren Mosaik und sind doch ebenso wie die großen Formate ein Mosaik in sich selbst. Diesen Prozess des Fortschreitens und Fortschreibens versteht Taupe auch als Einladung an den Betrachter, seine eigene Fortsetzung zu finden und weiterzudenken.
Klare Formen mit bisweilen figurativen Elementen, die sich auch erst nach längerer Betrachtung erschließen können, auf leuchtendem Blau, warmem Rot oder Gelborange und in der jüngeren Zeit auch auf helleren Farben erwecken den Eindruck einer tiefer liegenden Ebene. Die Struktur der Farboberfläche verstärkt diese Tiefe. Farbe und Form, in ihrer Einfachheit Erinnerungen an Joan Miró wachrufend, berühren durch ihre Beziehung zueinander in einer lebensfrohen Ästhetik und erzählen Geschichten in poetischer Schönheit. Das innere Bild, das Taupe nach außen kehrt - es strahlt ruhig und freudig.

Leena Naumanens Spuren der Zeit und des Orts
Pflanzliche Materialen, wie Leinen und Holz, sind Leena Naumanes Ausgangsmaterial. Vor allem Holz. Altes Holz, das die 1951 in Jyväskylä, Finnland geborene Künstlerin aus Schindeln ihrer Heimat gewinnt. In Braun-, Rot- und Gelbtönen, Grau in vielen Schattierungen durch die Verwitterung, Dunkelgrün durch Moosbewuchs und dem Weiß der Flechten. Spuren der Zeit, des Klimas und des Ortes. So erzählt das Bild aus Holz seine Geschichte. Struktur und Textur der Schindeln, ihre Brüchigkeit, Farbigkeit, Vielschichtigkeit und natürliche Maserung sind die Gestaltungselemente, die die in Wien lebende Künstlerin dabei ausnutzt, um die Aussagkraft ihrer Objekte zu erreichen. Die Geschichte, die das Holz in sich trägt, wird in jenem Augenblick, wo es durch Naumanens spezielle Zusammenstellung zum Kunstwerk wird, festgehalten und offenbart und erzählt Naumanens Geschichte gleichermaßen: Landschaften, Erinnerungen, Berge und Bäche.
Der Entstehungsprozess der Holzobjekte ist bedächtig, erfordert Geduld und Ruhe. Das Holz wird zerlegt, gespalten, geschnitten, gebürstet und dann in einem mit Leinenfaden oder Draht bespannten Webstuhl in Flächen verwebt und zu zwei- oder dreidimensionalen Objekten gestaltet. Aquarell- oder Erdfarben unterstreichen bei Bedarf die natürliche Farbigkeit. Die Arbeit am Webstuhl ist eine Suche nach dem Weg und ein Prozess der Kontemplation. Das in sich hinein und auf das Material Hören. Den Augenblick erfassen, der dem Betrachter gegenübertritt und der seinerseits seine eigene Geschichte darin erfahren kann.

Empfindsame Flügelwesen von Johannes Seidl
Flügel nach dem Prinzip des Savonius-Rotors lässt Johannes Seidl wieder ihr leichtes Spiel treiben und thematisiert damit einen scheinbaren Widerspruch: Massives Material und höchste Empfindsamkeit. Zwei Seiten eines Ganzen. Zwischen einem halben und zweieinhalb Meter hoch sind die Objekte aus Edelstahl – gehämmert, verschweißt, geschliffen und poliert. Mit ein bis drei halbkugelförmigen, vertikal angeordneten Schalen, die kugelgelagert montiert sind und damit ein Höchstmaß an Leichtläufigkeit erreichen. Die leiseste Luftbewegung setzt die Flügel in Bewegung. Je nach Wetter- und Lichtverhältnissen ändern sie ihre Farbe, ihren Glanz und ihre Bewegung. Aufgestellt werden diese empfindsamen Flügelwesen sowohl im Hof des Wohn- und Arbeitsgebäudes als auch im Areal, wo sie mit Hilfe des Lageplans aufgesucht werden können.

Kunst in der Landschaft VIII
Die Kunst in der Landschaft erhält heuer kontinuierlich Zuwachs. Charlotte Seidl hat über den Winter neun neue Frauen fertig gestellt – Ergänzungen zu den bestehenden Gruppen von „Verhüllten“, „Wilden Mädls“, „Stille“, und „Mamis“. Mittlerweile sind es insgesamt 88 überlebensgroße Frauenskulpturen aus Ton und ebenso viele kleinere. Die neuen „Frauen“ werden bereits zur ersten Ausstellungseröffnung am 1. Mai ihre Plätze eingenommen haben. Gleich zu Beginn ist auch ein Objekt aus Holzbruch von Herbert Hackl dabei: Der notwendige Schnitt von 20 Fichten auf dem Gelände bot dem österreichischen Bildhauer reichlich Material für ein Dinosaurierskelett aus Fichtenästen und Stämmen. Weitere Gäste, die im Laufe des Frühjahrs für die Schaffung ihrer Landschaftskunstwerke am Gut Gasteil zu Gast sein werden, sind die japanische Künstlerin Ohya Rica, die mit einer Vorliebe für Erde und Lehm als Teil ihres Arbeitsmaterials nicht nur ortsspezifische Plastiken schafft, sondern diesen auch bewusst einen Lebens- und Verfallsprozess zuspricht, und die Absolventin der Grafikklasse der Universität für Angewandte Kunst in Wien, Astrid Kitzer, die mit Holzarbeiten quasi graphische Landschaftsinterventionen vornimmt.

Kunst in der Landschaft VIII
Charlotte Seidl: „Mamis“, „Wartende“, „Windfrau“ und „Flammenfrau“
Ohya Rica, Herbert Hackl und Astrid Kitzler