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Deborah Sengl, Peter Sengl

GALERIE GÖLLES
 12.05. - 15.06.2013

 

Vernissage: am Samstag, dem 11. Mai 2013, um 18:00 Uhr


Doborah Sengl und Peter Sengl
in der Galerie Gölles in Fürstenfeld

Wenn in dieser Ausstellung Tochter und Vater gemeinsam gezeigt werden, bedeutet das nicht, dass sie an kollektiv erarbeiteten Konzepten bzw. Werkkomplexen arbeiten. Es gibt in den separat gezeigten Werkausschnitten allerdings Ähnlichkeiten. Die mögen in den jeweils dargestellten Metamorphosen  zwischen Tier und Mensch bestehen, aber auch die narrativen Kontexte, in denen die Menschen, Tiere und Mischwesen darin vorkommen, können atmosphärisch verglichen werden. Peter Sengls malerische Szenarien zeugen von einer surrealen, phantastischen Grundstimmung, die auf den ersten Blick oft verstört. Sexuell angetrieben und teilweise gewalttätig wirken die ProtagonistInnen oft gleichzeitig als Opfer wie auch als Täter. Jedoch scheinen sie ihrerseits keineswegs irritiert zu sein, sondern lassen sich gerne in ihrem „Lebensraum“ beobachten. Die Delikatesse der Malerei und die schrille Farbigkeit lassen sowohl Bezüge zu Bereichen des Subkulturellen zu als auch zum Vokabular der Pop-Art. Die Spiele der Erwachsenen scheinen in Peter Sengls Werken eine zentrale inhaltliche Komponente zu sein. Apparatehaftes, das oft eine sadomasochistische Dimension erreicht, zeugt vom Rollenverhalten, von den Machtverhältnissen zwischen den Geschlechtern, aber auch von der Kindlichkeit des erwachsenen Menschen, wenn man die wie Attribute beigefügten Kuscheltiere und Kinderspielzeuge zu deuten versucht. Ist am Ende doch alles nicht so tragisch, wie es im ersten Moment erscheint?
Deborah Sengl, ausgebildete Künstlerin und Biologin, geht scheinbar etwas systematischer vor. Sie lässt dem Publikum einen gewissen Glauben an eine gesicherte Realitätsvorstellung. Dabei wird das Misstrauen in das erzeugte Bild jedoch bald evident. Dieses Tier hat eigentlich gar keine Hörner und das Gebiss des Schafes ist ein Raubtiergebiss – die Perfektion des naturwissenschaftlichen Präparates täuscht. In ihren Gemälden werden die Tiere zu Menschen – zumindest zu Mischwesen. Von der Mythologie, die sich in den Bildern der traditionellen Kunst seit Jahrhunderten manifestiert, bis zum bildhaften Verständnis von Natur im Allgemeinen, das durch avancierte Technik immer weiter entwickelbar ist, wird unsere Vorstellung vom Lebensraum abstrakter und beziehungsloser. Die Koexistenz von Mensch und Tier ist gegenwärtig vom Gedanken der hemmungslosen Ausbeutung geprägt. Das Tier wird im Sinne Descartes als Ding verstanden und landet, oft feinsäuberlich in normierten Stücken in Zellophan abgepackt, in der Kühlvitrine. Als Gegenreaktion dazu erleben wir einen militanten Tierschutz und eine weitreichende Vermenschlichung des Tieres – als Kuscheltier, als Prestigeobjekt oder einfach als Projektionsfläche für unsere unfähige Liebe. An diesem Punkt drängt sich die elementare Fragestellung auf, ob das Verhängnis unserer Kultur vielleicht darin besteht, dass sie sich materiell viel stärker entwickelt hat, als geistig. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass wir unser menschliches Dasein eher mit Quantität als mit Qualität ausstatten möchten. Das Verhältnis zur Natur und zu den darin vorkommenden Lebensräumen und Lebewesen ist entsprechend in Disharmonie geraten.
Es ist aber nicht die Ambition, weder von Deborah noch von Peter Sengl, die Fehlentwicklungen innerhalb des Zusammenlebens von Mensch und Tier anzuprangern. Das wäre ein zu einfaches und auch recht sinnloses Unterfangen. Vielmehr ist es die lust-und humorvolle Umsetzung von Konsequenzen, die zwar von sehr unbequemen Grundüberlegungen ausgehen, sich aber gleichsam in satirischen, poetischen und dramolett-artigen Narrationen entladen. Die Empörung wie das Lachen bleiben uns auf diese Weise im Halse stecken.

Günther Holler-Schuste

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DEBORAH SENGL, Von Schafen und Wölfen, 2007,Acryl auf Leinwand, 150 x 120 cm

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PETER SENGL, 13 Flecken hinter Himmelskleid verstecken, 2010, Acryl und Tempera auf Leinwand, 120 x 100 cm

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