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Martha Jungwirth

überschwemmte Ränder

 KUNSTHANDEL GÖLLES
 11.07. - 14.08. 2004
 
Vernissage: Samstag 10.Juli 2004, 19.00 Uhr


Reisen sind für die Malerin Martha Jungwirth lebensnotwendig. Von Zeit zu Zeit packt sie ihre Sachen - und damit sind vor allem die Farben und das sorgfältig verpackte Malpapier gemeint - und macht sich auf den Weg. Bali ist eines der regelmäßigen Ziele, wo sie im Haus von Freunden wohnen und sich ungestört den Natureindrücken und dem Versuch, diese in ihre Malerei umzusetzen, hingeben kann. Ein anderes oft besuchtes Ziel sind die Kykladen, vor allem die griechische Insel Paros.

Eine Serie von Bildern, die dort 2002/2003 entstanden ist, zeigt die 1940 in Wien geborene, an der Angewandten ausgebildete und im Zusammenhang mit der Gruppe "Wirklichkeiten" zu erstem Ruhm gelangte Künstlerin diesen Sommer bei Gölles im steirischen Fürstenfeld. "Wo Odysseus gestrandet ist", so könnte das Motto dieses Zyklus lauten. Denn die meisten Arbeiten sind aus jenen Eindrücken entstanden, die Martha Jungwirth in einer ganz bestimmten Bucht dieser Insel aufgenommen hat. Nahe dem abgelegenen, meist menschenleeren Strand verrotten dort alte Schiffsrümpfe. Die Relikte einer längst aufgelassenen Werft wirken in der sonst weit gehend unberührten Umgebung wie gestrandete Lebewesen, die ihrer unvermeidlichen Verwesung entgegensehen.

Die Auseinandersetzung mit einer bestimmten Umgebung ist essenziell für Martha Jungwirths Malerei. Auch wenn nicht alles im Stil der Pleinaristen von anno dazumal direkt vor der Natur entsteht. Das meiste, vor allem die Ölbilder, wird später im Haus gemalt. Doch der konkrete Ausgangspunkt, der Eindruck den ein Motiv hinterlässt, ist ihr wichtig: die Stimmung, das Licht, die bizzare Szenerie der Schiffwracks, die Kykladenarchitektur mit ihrer naturnahen Körperhaftigkeit.

Manchmal ist die Distanz notwendig, um die Sinneswahrnehmung zum Bildinhalt zu sublimieren. Das lebhafte Interesse an der griechischen Mythologie bildet den Hintergrund, der immer vorhanden ist, immer durchschimmert.

Abbildhaftes, Erkennbares wird der Betrachter selten in Martha Jungwirths Ölbildern und Aquarellen entdecken. In gestischer Manier spürt sie vielmehr aufgenommenen Formen und Farben nach und legt in einem langen Arbeitsprozess Schichten über einander, von denen jede für sich sichtbar bleibt. Ihre Bilder entstehen in Serien, gleich einem Tagebuch. und wenn sie ein Thema wieder und wieder abwandelt, so tut sie es im Bewusstsein, in seismografischer Art und Weise vor allem den eigenen Zustand wiederzugeben.

(Text von Frau Dr. Maria Rennhofer, Parnass, nach einem Gespräch mit Martha Jungwirth über die Ausstellung „überschwemmte Ränder“)

Biografie
geb. 1940 in Wien,
1956 - 63 Hochschule für Angewandte Kunst (Unger und Rader-Sulek)
1967 -1977 Lehrtätigkeit an der Hochschule für Angewandte Kunst
1968 Mitbegründerinder Gruppe „ Wirklichkeiten“ mit Herzig,  Kochenscheidt, Pongratz, Ringel und Zeppel-Spert
1977 Documenta V/ Kassel,
1982 Preis des BMUK für Aquarell
1991/92 Lehrtätigkeit an den Sommerakademien Salzburg und Berlin
bis 2004 zahlreiche Ausstellungen im In- und
Ausland, lebt und arbeitet in Wien und Burgenland, Bali und Griechenland