Christy Astuy: Simple Pleasures
Als „simple pleasures“ gelten im Allgemeinen jene kleinen Freuden des Alltags, als die sie persönlich erlebt und empfunden werden. Sie können zufällig und überraschend von außen kommend ausgelöst werden, sie können aber ebenso gut in unseren Köpfen entstehen oder uns durch uns selbst bereitet werden. In Zeiten, in denen äußere Anlässe für solche freudigen Momente rar sind, kann die Erinnerung an lustvollere Tage helfen, sie in die Gegenwart heraufzuholen.
So zeigt Christy Astuy in der Ausstellung Simple Pleasures Stillleben und Frauenakte, in denen Reminiszenzen an ihre Jugendzeit in Kalifornien mitschwingen. Dort hatten gerade die Schriftsteller der Beatgeneration (etwa Jack Kerouac in On the Road) das „glückselige Leben“ jenseits der bürgerlichen Erfolgsmoral des American Dreams entdeckt. Es war die Zeit des Free- Jazz, Poetry und Sex.
Und so dürfen auch Christy Astuys Frauenfiguren jetzt mal (halb)nackt, mit einen Drink am Tisch oder einem Tschick in der Hand posieren. Zugleich führen uns Bildzitate aus der Kunstgeschichte – Goya, Picasso, Modigliani oder Bernard Buffet lassen da und dort grüßen – weit hinaus über die orts- und zeitspezifischen Grenzen der kalifornischen Sixties. Mittels ihrer speziellen Art der Kombinatorik von autobiografischen Aspekten mit diversen kulturellen Chiffren elaboriert Christy Astuy seit Jahren ihr Konzept der Darstellung verschiedener Identitäten mit gemeinsamen Charakteristika. So sind zwar die Gesichtszüge der Frauenakte in Simple Pleasures mit denen der Künstlerin verwandt, doch keiner der Körper ist mit ihrem eigenen ident: für die Gesichter ihrer Figuren hat sie ein von ihrem einstigen Studienkollegen Herbert Mayer gemaltes Jugendporträt als Vorlage verwendet – ein durchgehend nachdenkliches Gesicht, das über mehr als nur von „simplen“ pleasures spricht.
Lucas Gehrmann
Fotos: © 2022 Farid Sabha |