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Christoph Holzeis

Undercover

GALERIE GERERSDORFER
 27.02. - 05.04.2014


Vernissage: Donnerstag, 27. Februar, 19 Uhr
Christoph Holzeis ist anwesend
Zur Eröffnung spricht Barbara Baum, Kuratorin
 


BIld Bild
   

 

Christoph Holzeis' Malerei bewegt sich zwischen Narration und Abstraktion. Sie verfolgt eine sehr einfache, nicht manipulative, fast reduktive Vorgangsweise. Der Maler bedient sich einiger weniger Motive, Alltagsgegenstände, Utensilien, die dem Repertoire des eigenen Umfelds entstammen – ein vorgefundenes Bildvokabular, das stets den Rahmen für einen äußerst spezifischen, prägnanten Stil bietet.

Da jedes Kunstwerk eine eigene Geschichte verfolgt, benötigt der Künstler zur Weiterentwicklung inhaltlicher, malerischer und formaler Qualitäten die Rückschau auf frühere Werke. Der vorgefundene, sich wiederholende, oft abstrahierte Gegenstand im Fundus ist nicht nur von formalem Interesse sondern direktes Bildmaterial, akzentuiert das Bildfeld, rückt herein, heraus, ist stets erkennbar, aber nicht unbedingt an eine Funktion gebunden.

Fast alles was die Malerei benötigt ist im Atelier vorhanden: Schachteln, Vorhänge, Kübel, Stapel, Holzlineale, Rahmenteile, Bücher, Teller voller Farbe. Alles wird direkt in den Spielraum der Malerei integriert. Es entstehen Bilder im Bild, es entsteht ein Bild aus Bildern, es entsteht ein neues Bild, das alle Bestandteile der ewig klassischen Malerei beinhaltet: bemalte Leinwand, Farbschichten, Holzleisten, Grundformen als abstrakte Elemente, Rechteck, Kreis.

In das Bildfeld eingebracht sind die zunächst unscheinbaren Fundstücke Schätze, wertvolle Werkzeuge, die manchmal zufällig eingesetzt werden, aber immer sinnvoll wiederverwendet und behandelt werden. Das Material wird zum Inhalt.

Die kunstgeschichtliche Auseinandersetzung mit Zitaten der Gotik und Renaissance fließt zwar mit ein, ist jedoch nie zentrales Thema. Einprägsam ist jedoch die daraus entwickelte, nuancierte Farbpalette im Einsatz auf äußerst virtuos gemalten, differenzierten Farbflächen.

In das Repertoire der Gegenstände bringt der Künstler die menschliche Figur ein. Vorlage für diese Arbeiten sind Selbstauslöser – Fotos des Künstlers im Atelier vor seinen an der Wand hängenden Werken. Malt er eine Szene, malt er seine eigene Figur, umgibt diese mit abstrahierten Elementen aus den fotografierten Bildern – dies passiert oft unbewusst. Die Figur ist hinter Utensilien oder Stoff verborgen, sie ist skulptural, objekthaft, zentral ins Bild gesetzt. Spürbare oder sichtbare Emotion scheint hier nicht auf, verführt aber auch nicht zu Fehlinterpretation.

Unsichtbar sein, nicht ertappt werden, „undercover“, Scheinidentitäten, Anonymität, „the missing link“ – Gedankengänge, Schlagworte zum neuesten Zeitgeschehen bestimmen manche Titel der Arbeiten, jedoch unsentimental, nicht belehrend. Christoph Holzeis verfolgt eine sachliche, bedachte Malerei, die in sich selbst ruht und sich langsam erschließt, um auf behutsam, subtile Weise auf Phänomene der Gegenwart hinzuweisen.

 
Barbara Baum