Ausstellungsliste nach Galerien
 Ausstellungsliste nach Künstlern

Die Schönheit der Anomalie

Helga Schager, Herbert Schager, Oona Valarie, Ufuk Serbest und Felix Schager

 GALERIE IN DER SCHMIEDE
 22.01. - 23.02.2016


Vernissage am Donnerstag, 21. November 2016 um 19:30
Eröffnung:
Mag.ª Wiltrud Katherina Hackl
Journalistin und Kulturarbeiterin



BIld
Oona Valarie

FAMILIE IST ETWAS SCHÖNES – und doch gibt es oft Generationskonflikte und Abnabelungsprozesse, aber auch Synergieeffekte, die zu erstaunlichen künstlerischen Ergebnissen führen. Zu sehen ab 21. Jänner in der „Galerie in der Schmiede“, wo sich Helga, Herbert und Felix Schager, Oona Valarie und Ufuk Serbest als Künstlerkollektiv präsentieren und gleichzeitig unter Beweis stellen, dass Talent weitergegeben werden kann.

Viele glauben, dass Schönheit messbar und mit den Methoden der Logik und Vernunft auslotbar ist. Dabei stellt gerade das Ungewöhnliche und Fremde neue Herausforderungen an das ästhetische Empfinden jedes Einzelnen. „Die Schönheit der Anomalie“ lautet der Arbeitstitel einer Werkschau der Familie Schager. Helga präsentiert Röntgenaufnahmen und Tapeten als Bildträger, auf denen Sujets wie Papierflieger, Gummistiefel, Absperrketten und Wärmflaschen durcheinandergewürfelt und durch serielle Anordnung jedes Mal eine neue Geschichte erzählen. Diese handeln von selbstbestimmter Lebenslust und den Stolpersteinen, die deren Erfüllung im Weg stehen. Herbert Schager betätigt sich als Jongleur verschiedener Gestaltungsmittel – ein Hochseilakt, der bildhaft Familie und Kunst, Leben und Comics, Banalität und Genie, kurzum das Sammelsurium unserer Welt offenbart. Sohn Felix bringt seine gesellschaftspolitischen „Text-im-Bild- Arbeiten“ zum Thema Migration und Zivilcourage ein: Bilder und Videoclips sollen den Einbruch realer Zeltstädte und Zäune in die Scheinwelt der Medien protokollieren.

Der Rand in der Mitte
Tochter Oona Valarie bietet in ihrer Bilderserie „Army of Montanitas“ archaische Portraits von Außenseitern, die zeigen, dass die Ränder der Gesellschaft quer durch deren Mitte verlaufen. Ebenso packt sie das glühend heiße Thema Burka an und trägt die Auseinandersetzung hinter das plakative Bild selbst: Jede Frau, ob verhüllt oder nicht, hat eine Persönlichkeit mit allen Facetten der Weiblichkeit. Ihr Mann Ufuk Serbest stellt in „Portraits“ die Transformation innerer Organe dar, sie werden Opfer eines schleichenden Angriffs und bringen das chaotische System einer natürlichen Ordnung zum Ausdruck. Zusätzlich plant er eine Installationsarbeit über Migration, Flucht und Identität – aktueller als je zuvor!

Diesen Spannungsfeldern der heutigen Zeit gilt das Hauptaugenmerk der Künstlerinnen und Künstler. So wird der Ausstellungsbesucher auf einer Metaebene mit Problemen und Problemlösungen konfrontiert werden – man betritt einen Kosmos der „Uneindeutigkeiten“ und wird vom Familien-Kollektiv auf eine Reise in deren Herzen und Gehirne geschickt. Was im ersten Moment wie eine persönliche Betrachtung der postmodernen Herausforderungen wirkt, könnte das Bewusstsein und den Blickwinkel der Besucher verändern – NACHDENKEN ausdrücklich erlaubt und erwünscht!

Gerald Polzer
kulturbericht oberösterreich 01/2016