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Heinz Göbel

Zeitspuren


GALERIE IN DER SCHMIEDE
 13.06. - 14.07.2007

Vernissage: am Mittwoch, dem 13. Juni 2007, um 19.30 Uhr
Eröffnung: Dr. Elisabeth Nowak-Thaller,
Stv. Direktorin Lentos Kunstmuseum Linz


Otto Breicha

ZUM BEISPIEL LANDSCHAFT
UM IM WEITEREN NICHT FESTZUFAHREN

Landschaft, so wie sie Heinz Göbel versteht, ist ein (im wortwörtlichen Sinn) weites & breites Thema. So wie er sie auffaßt und darstellt, bezeugt sie starkes terrestrisches (erdbezügliches) Empfinden. Zuerst war es das Weiträumige, das ihn faszinierte, Ausblicke in baumlose und menschenleere Wüstenei, wie er sie zunächst 1974/75 bei einem längeren Aufenthalt in Ägypten erlebte. Sodann waren es (ebenso weiträumig aufgefaßte) Landschaftsformen, Gebirgssockel und Erd-Terrassen und wie im Darüber- hinwegfliegen wahrgenommen. Neuerdings beachtet Heinz Göbel mehr und mehr den Boden unter seinen Füßen. Dabei meidet er, was von dem ablenkt, worauf er sich anlegt. Einerseits sind es die je nach- dem beeindruckenden, nicht schlecht komplizierten Erdbildungen (im Großen wie im Kleinen), andererseits das Substantielle der Krusten-Furchen und Aufschürfungen. Einerseits ist es gewissermaßen die Tektonik einer Gegend, wie sie in Schichten vorkommt, sich interessant überlagert, sich aufstaut und spröd splittert, zum anderen, wie es augenscheinlich und geradezu handgreiflich differenziert.

Eine karge und spröde Bodenbeschaffenheit ist ihm dabei lieber als eine überwachsene und bemooste, wie sie in seinen „grünen" Bildern ihn eine Weile beschäftigt hatte. Seitdem hat er sich im Farblichen umbesonnen, seine Palette auf Schwarz und Grau, auf Ocker und Bräunlich eingestimmt. Poröse und vulkanische Versteinerungen faszinieren ihn, wie sie ihm so am Ätna und auf Lanzarote begegneten. Alles weitere ergab sich förmlich wie von selber.

Gewissermaßen spielt Heinz Göbel, dergleichen Eindrücke vor Augen und im Kopf, selber Natur. Indessen sind es keine Naturgesetzlichkeiten, sondern vergleichbar eindringlich erlebte Bedingungen, die er bildnerisch zur Geltung bringt, auf seinen Bildern schichtet und gewichtet, schiebt und gleiten läßt. Was er auf seinen Bildern darstellt, ist nicht die Wiedergabe bestimmter Gegenden, sondern autonomes Bildgeschehen in landschaftlicher Hinsicht. Indem Heinz Göbel es auf seine Weise entwickelt, erinnert er sich an Gesehenes, an Eindrücke, die ihn dazu ermächtigen, das zu malen, was seine Bilder immer wieder thematisieren und ergründen.

Was aussieht, als wäre es förmlich "ungegenständlich" ist es im Grunde aber keineswegs. Vielmehr möchte Göbel so malen und zeichnen, wie Natur handelt. Was dabei entsteht, sind Phänomene, die beträchtlich konkreter an- und aufzufassen sind, als sonstige in Bildern konterfeite Naturimpressionen. Göbels Bilder geben nicht vor, Landschaften zu reproduzieren, weil sie selber so etwas wie Landschaft sind.

Dies sei, meint ihr Urheber dazu, ganz einfach zu verstehen. Für ihn wenigstens, wie er mürrisch meint. Daran wäre nicht viel herumzureden, wie da Erfahrenes und Erinnertes zu Bildern zusammenwachsen. Eindrücke Eindrückliches hervorrufen, Farben Stimmungen bewirken. Alles das ist, wenn man sich nur einigermaßen darauf einläßt, als ein weites Ausholen anzusehen, als eine innere (inhaltliche) Regung und Bewegung, die sich ihr Programm wie die Ergebnisse je nachdem ertastet, dahin und dorthin lotet, Veränderungen riskiert, um nicht festzufahren.

Sechs neue solche Versuche hat Göbel zu seiner ersten Grafik- Mappe zusammengefaßt. Zum Grafiker ertüchtigte er sich in seinen akademischen Lehrjahren in der Talente- Schmiede Maximilian Melchers. Was er damals erlernte (und noch immer gut "im Griff" hat), kam auch den sechs farbigen Radierungen nicht schlecht zugute, die hiermit gehörig in Zusammenhang und aufeinander abgestimmt vorliegen.

Für sie trifft zu, was für Göbels Landschafterei überhaupt gilt. Wiederum sind es Paraphrasen seines großen angestammten Themas. Wieder ist es ein Wahrnehmen landschaftlicher Umstände (mit dem es freilich bei ihm eine durchaus konkrete Bewandtnis hat). Wozu die Titel der einzelnen Blätter ein gewisses Einsteigen ermöglichen. Gewissermaßen ist es also ein Hochtal, kennzeichnende Schübe und Drangsalierungen, die eine Gegend zur Gegend machen, Schattenschübe oder eine merkwürdige Verwerfung im Terrain.

Göbel bemerkt manches und bedenkt vieles. Er ist, gerade als Grafiker (gelernt ist gelernt!) zweckdienlich gewieft und subtil. Auf seinen Platten schabend und ätzend ist er mindestens ebenso professionell zugange, wie mit dem Pinsel in der Hand. Gerade bei seinen Radierungen bietet Göbel, was er zu bieten hat. Und das ist beträchtlich viel.

Diese sechs von ihm miteinander mappengerecht verfädelten Erdzustands- Darstellungen sind ebenso viele typische Beispiele für Göbels Auseinandersetzung mit dem, was Landschaft, was Natur für ihn bedeutet. Nämlich eine nicht schlecht eindrückliche Vermischung von Empfindung, Erinnerung und speziellem graphischen Inszenierungsvermögen. Etwas Komplexes erläutert sich in Teilansichten und im sechsmaligen Ansatz und Versuch, zum Beispiel Landschaft beispielhaft zu erleben.

Riedl