
Mit Was wir schon immer wollten präsentiert die Galerie 422 eine Ausstellung des Otto-Mauer-Preisträgers 2019 Alfredo Barsuglia und des Berliner Malers Philip Grözinger. Beide verbindet eine Freundschaft – und eigens für diese Schau entstand eine Gemeinschaftsarbeit, die für die Ausstellung titelgebend war und ihren künstlerischen Dialog sichtbar macht.
Alfredo Barsulgias Oeuvre ist geprägt von einer konsequenten Vielstimmigkeit – er arbeitet über Mediengrenzen hinweg und verbindet Malerei, Installation, Skulptur, Performance und Interventionen im öffentlichen Raum. Für die Ausstellung in der Galerie 422 legt er den Schwerpunkt auf das Medium der Malerei. Barsuglias Arbeiten bestechen durch präzise Reduktion. Alltägliche Gegenstände, Tiere oder Früchte erscheinen auf neutralem Grund, meisterlich ausgeführt – und zugleich durch subtile Brüche irritierend. Diese vermeintlich kleinen Verschiebungen öffnen einen Reflexionsraum zwischen Schein und Sein, Erwartung und Täuschung.
Philip Grözingers Oeuvre entfaltet sich aus einem genuin malerischen Verständnis. Seine Arbeiten strahlen in farbgewaltiger Fülle. Leuchtende Töne, florale Motive und spielerische Figuren führen in eine fantastische Welt. Doch hinter dieser Fassade entfaltet sich ein komplexes Netz aus Symbolen, Brüchen und gesellschaftskritischen Kommentaren. In dieser oszillierenden Bewegung zwischen Leichtigkeit und Ernst, zwischen Utopie und Abgrund, liegt die eigentliche Sprengkraft seiner Malerei. Ekstatisch blickende Figuren mit übergroßen Augen fixieren sehnsüchtig banale Alltagsobjekte wie Blumensträuße, Handys oder Swimmingpools. Was verspielt wirkt, offenbart sich als Panorama aus janusköpfigen Glücksversprechen, Suchtmomenten und simuliertem Trost. In den installativen Arbeiten begegnen uns Kamine, Radios, Vasen mit Blumen im Minecraft-Stil oder keramische Hotdogs mit Gesichtern, die in Mikrowellen rotieren, die das Gemalte als absurd-poetische Objekte in den Raum verlängern.
Im Zusammenspiel eröffnen Barsuglia und Grözinger eine Schau, deren Gegensätze sich symbiotisch ergänzen: Reduktion trifft Überfluss, stille Präzision begegnet expressiver Energie. Was wir schon immer wollten verweist auf die Sehnsüchte und Wunschbilder, die uns antreiben – und zugleich die fragile, mitunter absurde Natur ihrer Erfüllung.
Die Galerie 422 lädt ein zu einer Schau, die Staunen und Nachdenken gleichermaßen provoziert, den Blick schärft und Fragen offenlässt, die weit über den Ausstellungsraum hinausreichen.
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