"Im Urschlamm der Existenz eine vergrabene und wieder ausgegrabene
Puppe, ein Leib, mit einem Zauber belegt, getränkt mit Tränen."
(Michel Nedjar)
1947 in Soisy-sous Montmonrency geboren.
Mit 14 Jahren verließ er die Schule, absolvierte eine Schneiderlehre
und besuchte später eine Schule für Modedesign. Mit 22
Jahren traf er Theo Hernandez. Zusammen mit ihm unternahm er zuerst
eine große Reise durch Europa und Marokko und später durch
Asien, die Türkei, Afganistan, den Iran, Indien und Mexiko,
wo er 18 Monate verbrachte. Nach seiner Rückkehr, 1975, entstanden
seine ersten Puppen. In dieser Zeit drehte Theo Hernandez den Film
"Salome", in dem Nedjar eine Rolle übernahm. 1977
drehte er den ersten eigenen Film "Le gant de l'autre"
zusammen mit Theo Hernandez und GaÎl Badaud. Es folgten weitere
Filme. 1979 traf er Jean Dubuffet, der einige seiner Arbeiten für
die Collection de L'Art Brut erwarb.
Michel Nedjar lebt in Paris.
Einzelausstellungen: Rosa Esman Gallery, New York. Galerie Susanne
Zander, Köln. Galerie Michael Haas, Berlin. Carl Hammer Gallery,
Chicago. Galerie Latal, Zürich.
Michel Nedjar arbeitet rasch, ohne Ausbesserungen, ohne Reuestriche.
Er nimmt sich ein Werk nicht noch einmal vor. Er verfährt in
Serien. Dieses Schaffen kennt keine andere innere Bewegung als die
einer schrittweisen Häutung. Sein unendliches Variationenspiel
entfaltet sich zwischen zwei Polen:- einem Chaos, wo grelle Farben
aufeinanderprallen und wo sich, an der Grenze der Erkennbarkeit,
eine Menge ohne individueller Züge drängt ñ eine
Nacht, aus der, unverwechselbar trotz der Reduzierung auf das Wesentliche,
ein Umriss, ein Gesicht, Augen auf uns zukommen und sich einprägen.
Aus einem undeutlichen Geflecht, aus einem unentwirrbaren Dickicht
lösen sich Figuren. Vielfältige Figuren, die einander
überlagern und gleichsam einander hervorbringen. Sie treten
uns vor Augen und wirken auf uns als unerschöpfliche Fülle.
Sie erscheinen uns "aus den Tiefen einer unerklärlichen
ständigen Erneuerung" (Henri Michaux).
Zwar sind Nedjars materiellen Interventionen und formellen Variationen
endlos und polyvalent, seine Ikonen jedoch sind konstant und bestehen
aus einer Reihe von Figuren, die auf endlose Weise wiederholt werden:
Gesichter und Masken, menschliche Körper, Mumien, Stockfiguren
und Silhoutten, sowie bestimmte Tiere und Vögel.
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