MOUSSA KONE: DER KÜNSTLER UND SEIN PUBLIKUM
Eine Auswahl aus Kones, so genannten „Tagebuchzeichnungen“, war der Ausgangspunkt
für die neue Serie. Aus diesen, oft spielerisch anmutenden Notizen seines Alltags,
entstand eine intensive Beschäftigung mit dem komplexen Verhältnis des Künstlers zum
Publikum. In der Ausstellung unternimmt Moussa Kone den Versuch, durch bühnenhafte
Situationen die Konditionierung des Individuums durch die umgebende Gesellschaft
deutlich zu machen. Im Spannungsfeld von Abgrenzung und Anpassung, Individualität
und Uniformität, Privatsphäre und Öffentlichkeit gilt es für jeden Künstler mit
Erwartungs-haltungen umzugehen und sich seiner Rolle zu besinnen.
Moussa Kone: „waist down undressed (dramaqueen)“ ist beispielsweise eine Momentaufnahme
einer Standortbestimmung, eines Moments auf der Kippe der Entscheidung mit offenem
Ergebnis. Wie etwa bei einem Schauspieler auf der Bühne, dem sämtliche Souffleure
abhanden gekommen sind. Er überlegt, ob er improvisiert, oder seiner Rolle treu
bleibt, und wie viel er von sich nun dem Publikum preisgeben möchte, und das bei
heruntergelassenen Hosen.“
In der Ausstellung werden Elemente aus den Zeichnungen auch als Objekte im Raum
umgesetzt, so etwa ein Paravent aus Holz, aus dem Löcher ausgefräst wurden.
Das abstrakte Muster der Löcher ist ein Zitat der perspektivischen Ansicht
des Publikums mit den, für Moussa Kone typischen, gesichtslosen Figuren.
Moussa Kone: „Der Paravent wurde, seiner Funktion, etwas hinter sich zu verbergen,
beraubt und mit einem voyeuristischen Prinzip aufgeladen. Man betrachtet und wird
betrachtet, und ist Teil der Ausstellung; ist selbst auf der Bühne, oder eben ein
Teil des Publikums. Dabei kann man nicht genau sagen, wo das eine aufhört und das
andere beginnt.“
Moussa Kone, geboren 1978 in Österreich, wurde zuletzt für seine Arbeit im Medium
der Zeichnung mit einigen Preisen bedacht (Staatsstipendium, Strabag Art Award,
Reznikov Award, nominiert für Kardinal König Kunstpreis) und erlangte Aufmerksamkeit
für Projekte, die sich mit unterschiedlichen Mechanismen im Kunstbetrieb
auseinandersetzten (u.a. Kunstklappe, Art Critics Award). Weitere Ausstellungen
zur Zeit: „silent narrative“, stadtgalerie schwaz, „originalfunktional“,
Vienna Art Foundation, sowie ab Dezember „stift und zettel“, Künstlerhaus Dortmund.
Showroom: „re-edit“
Paralell zur Ausstellung „places to recall“ findet in unserem Showroom eine
von Moussa Kone kuratierte Präsentation von Werken junger KünstlerInnen statt. „re-edit“ ist die Neuauflage eines Ausstellungsprojektes, an dem er beteiligt war,
als Anfang 2010 KünstlerInnen aus Österreich in der Red Gate Gallery in Beijing
ausstellten. (Katalog: „Heroes of today“ (Englisch/Mandarin), Kerber Artbooks 2010)
Die Neuauflage des Projektes in unserer Galerie richtet den Fokus auf Collagen und
Zeichnung. Die KünstlerInnen zeigen ihre Arbeiten erstmals in der Charim Galerie,
so etwa Scherenschnitte von Alfons Pressnitz, Collagen von Robert Muntean,
Markus Proschek und Iv Toshain, sowie Zeichnungen von Joe Hardesty.
Die Eröffnung findet gleichzeitig mit der Einzelausstellung von Moussa Kone statt.

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