Ausstellungsliste nach Galerien

Michael Huey

"Betsy and I killed the bear"


 GALERIE CHARIM
 14.02 - 31.03.2007

 

Vernissage: am Dienstag, den 13. Februar 2007, um 19:00 Uhr



„Betsy and I Killed the Bear“ ist ein veraltetes amerikanisches geflügeltes Wort, dessen Bedeutung heutzutage beinahe völlig verloren gegangen ist. So wie viele Sachen, mit denen ich arbeite, ist es ein evokativer, etwas rätselhafter, gleichsam archäologischer Fund, dessen Signifikanz nicht sofort auf der Hand liegt.

Ich arbeite mit Archivmaterial – alten Fotos, Dokumenten, Objekten – und mache es durch minimale Eingriffe für andere sichtbar. In meiner Arbeit bin ich an Mängeln interessiert und daran, diese wieder zu beheben, in einer neuen Art und Weise. Ich setze mich viel mit dem Konzept des Nachlasses auseinander: was verschenkt, was enthalten und was angeeignet wird. Ich suche nach Spuren der Existenz Anderer in verworfenen oder unbeachteten Dingen und sehe meine Arbeit als Kollaboration mit der Vergangenheit. Bei „Betsy and I Killed the Bear“ habe ich mich fast ausschließlich auf gefundene Bilder der eigenen Familiengeschichte konzentriert: des Großvaters und Urgroßvaters 35 mm Kodachrome Kleinbilddias, die ich übernommen und im analogen Verfahren neu präsentiere.

Beinahe all die abgebildeten Menschen kenne ich in ähnlichen Situationen; ich kenne die abgebildeten Orte. Mein Wissen über die tatsächlichen Ereignisse, jedoch, ist zugleich eigenartig spezifisch und überraschend ungenau. Inzwischen bin auch ich selbst so unentwirrbar mit den Bildern verbunden, dass sie wie bizarre unwahrscheinliche Darstellungen meines eigenen Lebens und meiner Erinnerungen geworden sind. Sie kommen mir zutiefst vertraut vor, gleichzeitig sind sie aber auch etwas verschwommen, wie Dinge, die ich beinahe vergessen hätte. Mein Bemühen ist daher zweierlei: in diesen fiktiven „Erinnerungen“ zu schwelgen, sozusagen meine eigene Präsenz darin zu finden, und trotzdem eine offene Geschichte daraus zu machen – die Fiktion also zu expandieren, um für Nichtbeteiligte Platz zu schaffen. Ich habe die Dias ursprünglich nicht „genommen“, später „nahm“ ich sie aber sehr wohl – beides physische Gesten, wobei es darum geht, dass man zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Platz bereit ist, etwas zu sehen und eine Verbindung damit einzugehen.