Liebe Kunstfreunde,
die ARTELIER CONTEMPORARY präsentiert die CD Sonderedition
Night and Day plays them all.
Die erste Zusammenarbeit mit Night and Day unter der ursprünglichen
Formation Rüdiger Carl, Sven-Åke Johansson, Alexander
v. Schlippenbach und dem 1993 verstorbenen Bassisten Jay
Oliver fand bereits 1991 in der von Richard Hoeck kuratierten
24 hours Night and Day Party anlässlich seiner Ausstellung
... Maßstab korrigiert statt.
Die Premiere der Band war 1984 in Essen anlässlich der Eröffnung
der Ausstellung
"Wahrheit ist Arbeit" mit W. Büttner, A. Oehlen
und M. Kippenberger. Infolge plazierten die vier Musiker klassischen
Jazz in einen Kontext, der für diese Zeit ungewöhnlich
war: "als Tanzorchester auf geräuschvollen Parties,
Filmfestspielen, Künstlerfesten .... Die Musik wurde nicht
"ehrwürdig" in Clubs zwischen stillen Zuhörern
vorgestellt, sondern inmitten plaudernder, tanzender Massen ."
(Johansson)
Die CD Edition Night and Day plays them all wird im Rahmen
einer Performance von
Rüdiger Carl und Sven-Åke Johansson
vorgestellt und bietet mit 115 Titeln eine Dokumentation dieser
Band und Zeit. Die Sonderedition, gefasst in einer von Peter
Kogler und
Heimo Zobernig gestalteten Box (sign./num.), umfasst
6 CDs in einer Auflage von 30 Exemplaren.
Wir laden Sie herzlich ein und freuen uns auf Ihren Besuch,
mit freundlichen Grüssen
Petra Schilcher
ARTELIER CONTEMPORARY
Derzeitige Ausstellung: 0003 Edition 4. Stock
NIGHT AND DAY
Die frühen Kenntnisse der Jazzmusik aus Schulbands, Tanzbands
usw. führten in der Zeit des Freejazz- Einheitsspiels zu der
seltsamen Überlegung jene zu einem Kontrapunkt im Geschehen
einzuführen (ob es einer war, sei dahingestellt). Die Vorstellung
jedenfalls nach dem Freejazzkonzert (wo der klassische Jazz kein
Zutritt hatte) ein tanzantes Swingorchester auftreten zu lassen,
war schon gewagt: manche tanzten, vergnügten sich, manche ahnten
Verrat.
Wir vier hatten auf einmal unsere frühere Begegnung und Aufführungspraxis
mit dem "klassischen"
Jazz wieder hervorgeholt und in einen Kontext gestellt,
der für diese Musik in dieser Zeit ungewöhnlich war; als
Tanzorchester auf geräuschvollen Parties, Filmfestspielen,
Künstlerfesten und wie gesagt als Aperçu nach einem
Freejazz-Abend. Die Musik wurde nicht "ehrwürdig"
in Clubs mit stillen Zuhörern vorgestellt, sondern mitten in
plaudernde, tanzende Massen hineinplatziert, gewissermassen als
Funktionsmusik, was uns nicht störte, Hauptsache die Anwesenden
tanzten. Es inspirierte uns "Eins- zu- sein" mit den Tanzenden.
Wir vier spielten ja auch hauptsächlich "neue" Musik,
ausschliesslich zum Zuhören gedacht, bot sich jetzt den Gästen,
denn es waren oft solche, konnten sie doch gut Swing tanzen (meistens
nach einem oder zwei Glas Wein), die Möglichkeit zu einem Jazzorchester
zu tanzen !
Der leider viel zu früh verstorbene Künstler Martin Kippenberger,
war ein oft gesehener Gast auf den Künstlerfesten und tanzte
meistens "mit" der Band bis in die Morgenstunden. Die
Premiere der Band war eine Kunsteröffnung in Essen 1984 anlässlich
der Ausstellung "Wahrheit ist Arbeit" mit Werner Büttner,
Albert Oehlen und Martin Kippenberger. Zu den schwierigsten, aber
interessantesten Aufgaben gehörte das während des Essens
oft verlangte leise Musizieren: Swingend und ganz leise sich ins
Tischgeklapper und Gemurmel einzufügen. Gelegentlich hatten
wir die Möglichkeit einen Gastsänger dazu zu holen. So
war der Engländer Lol Coxhill mehrmals zu Gast, sowie auch
die aus Nordamerika kommende Sängerin Shelley Hirsch. Die Gastspiele
in der DDR brachten Gäste wie der Saxophonist Ernst Ludwig
Petrowsky und die Sängerin Uschi Brüning!
Zu manchen Auftritten mit Tanz in Nachtclubs, mussten wir ein eigens
mitgebrachtes dickes Seil um die Band aufspannen, damit die Tanzenden
nicht in die Instrumente fielen. Dann auch das selten Erlebte: Musikstücke
aufgeführt zu haben, wobei die Kommunikation unter den Gästen
und Tanzenden so auf dem Höhepunkt war, dass sie auf das Klatschen
vergaßen.
Unser Bassist Jay Oliver hatte ein schwaches Herz, er verstarb
leider schon 1993 und ist in Berlin Kreuzberg begraben. Ein sehr
liebenswürdiger Mann, der mit seiner weichen Baritonstimme,
die Damen oft in Verzückung versetzte. Oftmals fand er, nach
reibungslos durchgestandener Probe, mitten in einem "Tanz-Set"
die Noten zum nächsten Stück nicht in seiner Mappe vor
und mit der legendären Aussage "I dont have it"
uns schnell entscheiden ließ, zum nächst besten Stück
voranzuschreiten!
- Also spielten wir nach Noten, Noten die wir mühsam zusammengesucht
hatten aus Bibliotheken, Notensammlungen und welche von befreundeten
Musikern, zum Beispiel Arjen Gorter, Bassist aus Amsterdam (der
auch gelegentlich eingesprungen war für Jay Oliver) uns zugeschickt
wurden. Schließlich sind hier auf dieser Dokumentation die
115 Titel aufgenommen, die wir für die Gestaltung eines Tanzabends
zur Auswahl hatten.
Viel Vergnügen!
S.A.Johansson 2002
...Morning may come without warning
and take away the stars...
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