Künstler:
Lawrence Weiner (US)
Suzy M. Halajian/Marlies Wirth
*1980 in Neunkirchen, lebt und arbeitet in Wien/*1982 in Los Angeles, lebt und arbeitet in New York
Suzy M. Halajian ist unabhängige Kuratorin und schloss mit einem MA am Center for
Curatorial Studies am Bard College, New York, ab. 2007–2010 war sie Mitbegründerin und Leiterin von Eighteen Thirty Collaborations, eines experimentellen Kunstraums für Performance in Los Angeles. 2008 entwickelte sie Concept Store, ein kollaboratives Projekt zwischen Skulptur und Fashion, welches sie während ihrer Residency in SOMA in Mexico City weiterentwickelte. Weitere Projekte erarbeitete sie für das Urban Future Initiative Fellowship Program (2008–2009) gemeinsam mit dem MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles. 2011 entstand das jüngste Projekt These are not obligations but I want to (a response in two parts) gemeinsam mit den Künstlern Simon Fujiwara and Dawn Kasper. Außerdem fungierte sie als Co-Kuratorin für Matters of Fact, einer Ausstellung im Hessel Museum of Art, Bard College.
Marlies Wirth studierte Kunstgeschichte in Wien und ist seit 2006 Kuratorin im MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst. Sie kuratiert die Veranstaltungsreihe MAK NITE Lab als angewandtes Experimentierfeld für zeitgenössische Positionen aus Kunst, (Mode-)Design, Performance, Architektur und Medienkunst sowie die Ausstellungsreihe ANGEWANDTE KUNST. HEUTE mit Einzelpräsentationen von Absolventen der Universität für angewandte Kunst Wien aus den Bereichen Design und Architektur. Weitere Projekte umfassen Projektkoordination und kuratorische Mitarbeit an Ausstellungen und Publikationen des MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles.
Betrachtet man die Frage, wie sich Kunst und Leben zueinander verhalten vor dem
Hintergrund von Weiners Arbeit wird offenbar, was er selbst in seiner Referenz zu
Wittgenstein zitiert: „Ein Ausdruck hat nur im Strome des Lebens Bedeutung“. Die
wechselseitige Verknüpfung von Kunst und Leben ist in die Arbeit Lawrence Weiners
eingeschrieben. Seinen Skulpturen begegnen wir, oft unerwartet, auch außerhalb von
Galerien und Museen, im öffentlichen Raum, an den Orten, wo das Leben und die Kunst
aufeinandertreffen. In seinen Statements zeigt er, immer anspruchsvoll, aber nie belehrend,
Fragestellungen auf, die wir selbst anhand unserer Erfahrungen und unserer eigenen
Wahrnehmung von Arbeit, Kultur und Lebenswelt interpretieren können; er bietet
Möglichkeiten an, nicht Meinungen. Die Bedeutung bleibt immer im Fluss; sie wird niemals
statisch oder eindimensional, sondern eröffnet zu jeder Zeit neue Wege die materielle Realität
und die aktuelle soziale und politische Umgebung zu begreifen und zu hinterfragen.
Weiner lebt seine Kunst und erlaubt zugleich den BetrachterInnen, seine Arbeit zu beleben;
die Sprache ist sein Material, und gleichermaßen ist es das Leben. Seine Arbeiten tragen eine
selbstverliehene Ambiguität in sich und setzen sich einer endgültigen Bestimmtheit entgegen,
indem sie einen subjektiven Zugang zu ihrer Bedeutung, ihren jeweiligen Referenzen und zu
dem Umfeld schaffen, in dem sie wahrgenommen werden. Durch die Temporalität der
Sprache, und in ihren wechselnden Erscheinungsformen, rekontextualisiert sich auch die Zeit:
Sie eröffnet denen, die schauen und wahrnehmen eine Vielzahl unterschiedlicher
Zugangsweisen und Blickwinkel; in ihrer poetischen Aktualität wird Weiners Sprache immer
wieder gegenwärtig und macht uns den Aspekt der Zeitlichkeit seines Konzepts und des
Lebens an sich bewusst.
Suzy M. Halajian und Marlies Wirth (2012) |