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Bruno Gironcoli

Skulpturen und Arbeiten auf Papier


KUNSTRAUM WALKER
 16.02. - 13.04.2018

 



 



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Bruno Gironcoli, Kind im Tulpenbeet, Aluminiumguss, 2006, 140x160x121 cm (c)Galerie Walker

Im Kunstraum der Galerie Walker sind Skulpturen Gironcolis (Aluminiumgüsse aus Editionen) zu sehen, welche ab 1998 entstanden sind und die Reduktion auf einfachere Formen veranschaulichen. Das „Baby im Tulpenbeet“ aus 1998/1999 ist, ebenso wie „Androgyn“ aus 1999/2000, großen Skulpturen – gigantischen Muttermaschinen im Aggregatzustand der Erstarrung – entnommen. Sie entspringen der Phantasie von Retorten- und Maschinenwelten, einer obsessiven Vorstellung von Geburt, deren Voraussetzung, die Zeugung, weitgehend ausgeblendet wird. Die Anonymität und Geschlechtslosigkeit der Babyfiguren haben als weiteren Aspekt die Faszination Gironcolis für das massenhaft Produzierte, das Billige, Funktionsgerechte, wobei es dem Künstler darum geht, Funktionen zu negieren und die Form zu vereinzeln. Das Warme, Schützenswerte und Einmalige eines Babys wird entzogen, es wird anonymisiert und zur Schau gestellt Die Kinder zeigen sich verlassen, aber auch befreit von der alles dominierenden, beherrschenden und gebärenden Mutter.

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Bruno Gironcoli, Der Traum, Mischtechnik auf Papier, 73x49 cm,(c)Galerie Walker

In den Papierarbeiten Gironcolis, die teilweise mit Metallfarben gearbeitet sind, geht es thematisch wie bei den Skulpturen um die elementaren Probleme des Lebens: Eltern – Kind Verhältnis, die Dialektik von Mann und Frau, Eros und Sexualität bis hin zu Religion, Gewalt, Tod, Macht und Entfremdung. Waren die frühen Bleistiftzeichnungen vor allem Ausgangspunkt für die Entfaltung ins Dreidimensionale, spiegeln die Papierarbeiten ab 1990 eigenständig das komplexe, verschlüsselte Formvokabular des Künstlers noch deutlicher wider. Immer wieder ist eine männliche Gestalt zu sehen, ausgesetzt, entfremdet: Ausgangspunkt hierfür könnte die Gestalt des „Murphy“ (Romanfigur Samuel Becketts) und deren bis zum „Nichts“ eingeschränkten Lebensbereiche sein. Die verwendeten Metallfarben entheben die Papiere ihrer „Billigkeit“ und „Schäbigkeit“ (Zit. Gironcoli), sie bilden eine Aura, die für den Künstler – und für den Betrachter – zur Entrückung aus der Wirklichkeit beiträgt.

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Bruno Gironcoli Ohne Titel (Androgyn) 1999-2000 Aluminiumguss 85x33x41cm (c) Galerie Walker

Bruno Gironcoli (geb. 1936 in Villach und 2010 in Wien gestorben) besucht zunächst das Gymnasium, danach absolviert er ab 1951 eine Lehre als Gold-, Silber- und Kupferschmied. Anschließend studiert er an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien (Eduard Bäumer) und verbringt 1960 ein Jahr in Paris, wo ihn die Werke Alberto Giacomettis künstlerisch beeinflussen. Zurück in Wien arbeitet Gironcoli mit den Materialien Holz, Nylon, Eisen, Aluminium, Glas und Draht und begeht somit seine ersten Schritte in die Dreidimensionalität.

Als Nachfolger von Fritz Wotruba wird Gironcoli 1977 als Leiter der Bildhauerschule an die Wiener Akademie der Bildenden Künste berufen.
Der Künstler erhält 1993 den Großen Österreichischen Staatspreis für Bildende Kunst und war 2003 der offizielle Vertreter Österreichs bei der Biennale di Venezia.
Die größte Gesamtschau seiner Werke ist seit September 2004 in einem eigenen Museum im Park von Schloss Herberstein in der Steiermark zu sehen.

Der Kunstraum lädt aufgrund seines Schaufenstercharakters bei Tag und bei Nacht zu einem Lokalaugenschein ein und ist jederzeit nach tel. Vereinbarung geöffnet:
+43 (0) 650 213 05 05

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Bruno Gironcoli, Ohne Titel, Siebdruck, 68 x 96 cm, (c) Galerie Walker

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Bruno Gironcoli, Ohne Titel, Mischtechnik auf Papier, 60x96 cm, ca. 1997, (c) Galerie Walker

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Bruno Gironcoli, Ohne Titel,Mischtechnik auf Papier, ca. 1990, (c)Galerie Walker