Teilnehmende Künstler: Franziska Bryan und Eberhard
Koch (D), Jürgen Eickhoff und Barbara Späth(D), Andrea
maxa Halmschlager und Ulli Halmschlager (A), Susanne Hammer (A),
Rian de Jong (NL), Jana Machatová ((SK), Eva Tesarik (A),
Haldis Scheicher (A), Marianne Schliwinski (D), Bettina Speckner
(D), Juka Oyama (J), Yasunori Watanuki (J), Petra Zimmermann (A)
Ein Schmuckstück, zunächst nur Objekt, erlangt erst und
nur in der Relation zum Körper seine eigentliche Bedeutung
als Schmuck. Um diesen Bedeutungssprung nachvollziehbar zu machen
und den Kontext festzulegen setzen sich viele Schmuckkünstler
auch mit Fotografie auseinander. Internationale Künstler präsentieren
in der Galerie V&V ihre sehr persönlichen Beispiele gelungener
Synthesen zwischen den beiden Medien Fotografie und Schmuckkunst.
Dabei fungiert die Fotografie als Teil des Kunstwerkes, als Imageträger,
als Untergrund, als Erläuterung des Kontextes in Beziehung
zum Schmuckobjekt, als Umrahmung, als das "Sichtbarmachende"von
Verborgenem und vise versa. Die Fotografie steht als eigenes Kunstwerk,
als Dokumentation oder als Gestaltungselement im Schmuck. Als Bildträger
der Fotografie wählten die Künstlerinnen Papier, Metall,
Kunststoff.
Franziska Bryan (D), Eberhard Koch (D)
"Es war ein spannendes Projekt, die ausgesuchten Steine,
als Schmuck verpackt, wieder an der Fundstelle verschwinden zu
lassen".
Mit handwerklicher Präzision und in Verbindung mit Silber
fertigt Franziska Bryan Ketten aus ihrem Lieblingsmaterial Kieselstein
und fotografiert ihre Schmuckarbeiten am Fundort ihrer Steine.
Hier verschwimmen sie wieder mit dem Ausgangsmaterial, den weissen
Kieseln und werden unsichtbar. Nur über die veränderten
Formen des Materials findet man sie überraschend wieder am
Ort ihrer Herkunft.
Andrea maxa Halmschlager und Ulli Halmschlager (A)
Im Projekt "Latex for Friends"wird von der Kamerafrau
Ulli Halmschlager der Kontext der Schmuckkunst von Andrea maxa
Halmschlager im befreundeten Umfeld definiert. Ulli Halmschlager
fotografiert die aktuellen Schmuckarbeiten ihrer Schwester an Menschen,
Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Alters- und Gesellschaftsgruppen,
in deren engeren und weiteren Lebensumfeld (München, Salzburg,
Wien...). A. m. Halmschlager´s Schmuckkunst aus Latex in
Verbindung mit Swarovski-Steinen ermöglicht so im unterschiedlichen
Getragenwerden eine Vielzahl an individuellen Bedeutungs- und Präsentationsmöglichkeiten.
Susanne Hammer (A)
Susanne Hammer thematisiert die Bedeutung von Zeichen
am Körper
im Zusammenhang mit dem Begriff "Identität"und
verändert die Frage" wer bin ich"in" wer bin
ich im Verhältnis zu den anderen und umgekehrt". In ihrer
Fotoarbeit "YOU"fungiert "das untere Ende des Körpers
als Sitz dessen, was gemeinhin als das gesehen wird, was den Menschen
ausmacht: Seele, Geist, Identität.... Im Gegensatz zur vielzitierten
Aussage: "der eigentliche Mensch beginnt erst oberhalb des
Halses" fängt hier das Menschsein bei den Füssen
an, die hier sprechend sind. Das "DU", das der Achillesferse,
als einem sensiblen und verletzlichen Körperteil eingezeichnet
bzw. eingeprägt ist, meint letztlich natürlich ein "ICH" – ohne
Du gibt es kein Ich. Das bedeutet Beziehung, daraus erst resultiert
Identität". (Susanne Hammer)
Rian de Jong (NL)
Sie benützt das Medium der Fotografie um ihrer Schmuckkunst
eine Heimat zu bieten, um die Geschichte ihrer Arbeiten zu vollenden.
Yuka Oyama (J)
geht künstlerisch und gedanklich zurück
in eine Zeit, in der es noch eine Kommunikation zwischen "Hersteller"und "Träger"
gegeben hat. Heute werden Mode-Trends ganz und gar unabhängig
von der "Trägerpersönlichkeit", deren Ideen, Vorstellungen
und Aussehen entworfen. Sie entwickelt Schmuckstücke vor Ort. "Ich
befrage und betrachte jede Person sorgfältig und fertige unter
dem direkten Eindruck dieser realen Person ein Schmuckstück
für diese an."Juka Oyamas Fotos dokumentieren
ihre Performance "Schmuck
Quickies" im Rahmen des Höfefestes 2003 in St. Pölten
und sind Zeitzeugen eines oft nur für den Moment bestehenden
Schmuckensembles aus Alltagsgegenständen.
Jana Machatova (SK)
"Schichten"von persönlichen, familiären Erinnerungen
aus Fotografien hält Jana Machatova
in spannenden dreidimensionalen Silberbroschen fest.
Eva Tesarik (A)
unterlegt mit ihren Fotos Bergkristalle oder Glas, um
die optischen Eigenschaften dieser Materialien sichtbar zu machen.
Im "100
Jahre Collier"zur Jahrtausendwende ordnet sie jedem Jahrzehnt
ein symbolisches Foto zu. Von Sissi´s Haaren bis zum Chromosom
erinnern ihre "Zeitdokumente", ausschnitthaft hinter
dem Vergrösserungsglas ihres Ausgangsmaterials, kleinen, alten
Armbanduhrgehäusen versteckt, an besondere Ereignisse des
20. Jhdts.
Petra Zimmermann (A)
bindet die Fotografie, mit Kunststoff überzogen, in ihre Schmuckobjekte
ein. Bettina Speckner (D)
arbeitet mittels Fotoätzung auf Zink
und setzt ihre Bilder an der Oberfläche ihrer Schmuckarbeiten
ein, fast wie wertvolle Steine. Für ihre Fotos wählt die
Künstlerin "zufällige
Ausschnitte des Lebens, nichts Bedeutendes, sie handeln vom Alltäglichen.
Manche Bilder erzählen Geschichten, obwohl ich die Menschen
und deren Geschichte gar nicht kenne. "Geheime Geschichten".
Klassische Schmuckformen lässt sie unkonventionell werden,
bekannte Formen besetzt sie mit anderen Inhalten.
Haldis Scheicher (A)
Auch Haldis Scheicher setzt Fotografie als oberflächengestaltendes
Bildelement ein. Ausschnitte aus Zeitungen, Zeitschriften, Werbezusendungen,
die häufig ungelesen und unbetrachtet in den Papierkorb wandern
erhält die Künstlerin "in einer Art Lebensverlängerung"in
ihren Ringen, Arm- und Ansteckobjekten am Leben.
Marianne Schliwinski (D)
fotografiert Kunsträume von innen nach aussen und
bringt damit einen Teil der Aussenwelt in das Museum. Ein "Ausblick"
wird zu einem Bild und damit zu einem Bestandteil der "Kunstwelt".
Die geschlossene Sphäre des Museums wird "gestört"und
relativiert. Dieses Durchmischen von "Kunstwelt" und "richtiger
Welt"ist ein wesentlicher Kern ihrer Fotoarbeiten. In ihren
Schmuckarbeiten fängt sie dieses Thema wieder ein, indem sie
Teile ihrer Fotografien unter Drahtglas legt. "Schmuckwelt", "Kunstwelt",
eines ist Bestandteil des anderen.
Jürgen Eickhoff (D) und Barbara Späth
(D)
"Der Zufall/Unfall eines zerbrochenen Glases ergab
die Landung einer Scherbe im Hosensaum. Dort schillert, glänzte
und glitzerte dieses verunfallte Teil so sehr, dass wir unwillkürlich
zur Kamera griffen und diesen Schmuck festhielten. Letztlich beruft
sich dieses Foto auf eine der ursprünglichsten Eigenschaften
von Schmuck, dem Erlangen von Aufmerksamkeit unter Berücksichtigung
der persönlichen Bedürfnisse." (Eickhoff)
Yasunori Watanuki (J)
Eine Brosche aus Silber und Gold, feinst gearbeitet,
einem Blatt gleich, festlich, ein Traum von Luxus... daneben dieselbe
Brosche
in Form einer Fotobrosche, innovativ, reproduzierbar. Original
und Abbildung, eine Gegenüberstellung, mit der der Künstler
die Thematik von Kunst und Reproduktion augenscheinlich auf den
Tisch bringt und zur Auseinandersetzung auffordert. |
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