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Jenny Watson

All Tales and True | Malerei


 Galerie Straihammer
  und Seidenschwann

 29.11.2018 - 09.02.2019

 

Eröffnung: am Mittwoch, dem 28. November 2018, 19:00 Uhr
Zur Ausstellung: Hannah Stegmayer, Autorin und Künstlerin
Eröffnung: S.E. Dr. Brendon Hammer, Australischer Botschafter


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ohne Titel, 2018, Acryl auf Stoff

Jenny Watson, 1951 in Melbourne geboren, ist eine der wichtigsten zeitgenössischen Künstlerinnen Australiens. 1993 vertrat sie Australien auf der Biennale in Venedig. Sie arbeitet mit mehrteiligen Installationen aus Malerei, Text und Objekt. In ihren Bildern entwickelt sie komplexe Geschichten, die einen feministischen und sozialkritischen Anspruch haben und gleichzeitig vertrauliche Einblicke in ihr Leben zulassen. Ihre Kunst befasst sich explizit mit Themen der weiblichen Identität.  Die Grenze zwischen autobiographischen Einblicken und fiktiven Findungen ist nicht eindeutig auszumachen. Text und Bild kommen nicht zwingend zur Deckung.  2017 zeigte eine große Werkschau im Museum of Contemporary Art in Sidney (Australien) die weite Spanne ihres Werkes und ihre Herkunft aus der frühen Punkbewegung sowie der Konzeptkunst.  Galerie Straihammer und Seidenschwann freut sich, die international agierende Künstlerin in Österreich zu vertreten. 

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ohne Titel, 2018, Acryl auf Stoff

Die australische Künstlerin Jenny Watson (geb. 1951) trat spätestens 1993 ins Blickfeld einer breiten internationalen Öffentlichkeit, als sie Australien auf der Biennale von Venedig repräsentierte. Der damalige Leiter der Biennale, Achille Bonito Oliva, erkannte die durchschlagende Verbindung aus Fiktion und Autobiographie und war fasziniert von der künstlerischen Selbstreflexion Watsons, die einen autonomen Standpunkt innerhalb der aktuellen Kunstszene behauptete. 

Ihre Gesamtinstallation „Paintings with Veils and False Tails“, die sie dort zeigte, bestand aus Leinwandbildern mit narrativen Zeichnungen, Tafeln mit tagebuchartigen Texten und dreidimensionalen Gegenständen, nämlich Pferdeschwänzen und Stoffschleifen. Diese Attribute ergänzten sich zu typisch weiblichen Themen und es drängte sich auf, die Künstlerin damit zu identifizieren. Immerhin ist sie Dressurreiterin und züchtet Pferde - ein ständig wiederkehrendes Motiv nicht nur in diesem Zyklus. Einige Texte sind in der Ich-Form geschrieben: “I feel like when my father used to dry my hair“ oder haben die Kunstwerke und ihren Verbleib im Fokus: “This painting is in the process of becoming important“. Es liegt nahe, im ersten Fall eine sexuelle Anspielung und im zweiten Fall eine ironische Selbstreflexion zu vermuten. Die Gesamtinstallation war beeindruckend, sie wirkte intim und erhaben zugleich. Sie schien entweder das Psychogramm einer Person offenzulegen oder zumindest umfassend zu konstruieren. Der Betrachter wurde förmlich überwältigt und in einen fremden Innenraum hineingezogen.

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ohne Titel, 2018, Acryl auf Stoff

Wollte man die Person Watson über die Erzählstruktur festmachen, wurde man enttäuscht. Die Verbindung von Text und Bild kam nur ungefähr zur Deckung. Weder illustrierten die Bilder die Texte, noch erklärten diese die Bilder. Text und Bild weichen bei Watson so weit wie möglich voneinander ab und machen die Trennung des geistigen Apparates vom visuellen sichtbar. Wesentlich wird der Verlauf der möglichen Interpretation durch den Betrachter. Im Grunde erfährt dieser im Deutungsverlauf ebenso viel über sich wie über die Künstlerin. Er befindet sich sozusagen in einer psychoanalytischen Versuchsanordnung. Spätestens hier wird bewusst, dass die Künstlerin Deutungsprozesse vorführt. Auf raffinierte Weise fordert sie zur Deutung auf, legt Spuren auf verschiedenen Zeichenebenen, gibt komplex strukturierte Denkräume vor und organisiert damit bereits das Rezeptionsfeld des Betrachters.

Das Werk offenbart sich also nicht mehr selbst. Es repräsentiert eine elaborierte Form konzeptueller Malerei, deren Urheberin sich an der aktuellen Theoriedebatte beteiligt. In den Arbeiten Jenny Watsons verbindet sich die gekonnte, ungeschönte Zeichnung mit der lapidaren Form malerischer Darstellung. Ihre Bildsprache macht komplexe Sachverhalte auf beeindruckende Weise sichtbar. Ihre Bildideen sind schlüssige, auf das Wesentliche verkürzte Metaphern.

Galerie Straihammer und Seidenschwann zeigt, nach einer ersten Ausstellung im Jahr 2017, in ihren Räumen die jüngsten Arbeiten von Jenny Watson, entstanden während eines Aufenthaltes in Japan.

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ohne Titel, 2018, Acryl auf Stoff

Biografie
1951  *Melbourne, Australien 
1972  Diplom in Malerei, National Gallery of Victoria Art School, Melbourne 
1973  Diplom in Pädagogik, State College of Victoria, Melbourne 
1978-84  Partner in div. Kunstprojekte, Melbourne 

Jenny Watson zeigte ihre erste Einzelausstellung 1973; seither präsentierte sie 60 Einzelausstellungen in Australien und 50 Einzelausstellungen in Europa, Asien, Indien, Neuseeland und den Vereinigten Staaten.  Zuletzt fand im Sommer 2018 unter dem Titel Jenny Watson – The fabric of fantasy- eine Personale im MCA Australia in Sydney statt Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Gruppenausstellungen gezeigt und sind in staatlichen und privaten Sammlungen sowie Unternehmenssammlungen in Australien und im Ausland vertreten.

Derzeit lebt Watson abwechselnd in Brisbane, Australien und Europa.