Ausstellungsliste nach Galerien
 Ausstellungsliste nach Künstlern

Giovanni Rindler und Brigitte Trieb

Im Dialog der Dimensionen


 Galerie Straihammer
  und Seidenschwann

 28.02. - 07.04.2018

 

Eröffnung: am Dienstag, dem 27. Februar 2018, von 19:00 bis 21:00 Uhr
Giovanni Rindler und Brigitte Trieb werden anwesend sein.


Die Ausstellung „Im Dialog der Dimensionen“ in der Galerie Straihammer und Seiden­schwann zeigt ab 27. Februar mit den Skulpturen von Giovanni Rindler und den Gemälden von Brigitte Trieb zwei nur auf den ersten Blick sehr unterschiedliche künstlerische Ausdrucksweisen: Fläche versus Raum.

Das Reizvolle der Schau, die in jedem Raum der Galerie die Werke von Künstlerin und Künstler „in Dialog“ treten lässt, liegt in der Entdeckung der Gemeinsamkeiten. Dass Trieb und Rindler als Künstlerpaar seit 1982 in Wien leben, hat biografischen Charakter. Beide aber sind von Berufs wegen Bildhauer. Beide haben sich am Beginn ihrer Ausbildung mit dem Werkstoff Holz beschäftigt. Beide haben in Wien bei Joannis Avramidis Bildhauerei studiert. Während allerdings Rindler im Laufe seines Schaffens die Perfektionierung der dreidimensionalen menschlichen Ansicht wesentliches Anliegen war und ist, hat sich Brigitte Trieb, nach einer intensiven Beschäftigung mit dem Holzschnitt, letztendlich der Malerei gewidmet.

Trieb ist die perfekte Ansicht ebenfalls wichtig: Ihr Hauptmotiv sind Frauen, oft reisende Frau­en. Jedem ihrer flächig anmutenden Gemälde liegt dabei eine detailgetreue Skizze zugrun­­de, die den dahinterliegenden Raum genau vermisst und definiert. Dieser verschwin­det in der Malerei im vordergründig Zweidimensionalen, das Dahinterliegende bleibt trotzdem präsent – dort finden sich die Details der nonverbal erzählten Geschichten: Autos, Landschaf­ten, diverse symbolische Gegenstände als Anspielung auf die Kunstgeschichte, ab und an eine Katze. Geöffnete Türen verweisen auf weitere, nicht näher definierte Räume, Fenster erlauben den Blick in die freie Natur. Je länger man sich aber auf ein Bild einlässt, desto mehr schleicht sich in die vordergründig idyllische Stimmung eine ungewisse Spannung ein. Die Frauen tragen alle das gleiche, makellose, ovale Gesicht, die Augen blicken jedoch ins Leere.

„Im Dialog der Dimensionen“ ist die zweite Ausstellung von Giovanni Rindler und Brigitte Trieb in der Galerie Straihammer und Seidenschwann. Sie präsentiert aktuelle Arbeiten von Rindler, die in den letzten beiden Jahren entstanden sind, sowie neue Aktzeichnungen, die für den Künstler unverzichtbarer Teil seiner Arbeit sind. Ein Video gibt Einblick in das Atelier.

Brigitte Trieb zeigt, ergänzend zu ihren neuen Ölbildern, auch Zeichnungen.

Giovanni Rindler – auf der Suche nach der idealen Ansicht

Bild
Schwebende, 2014, Originalmodell aus Speckstein, Bronze/Kunststein, 1/3, 20 x 42 x 20 cm, (Foto: Pfluegl)

Der 1958 im Südtiroler Bruneck geborene und bei Josef Pillhofer in Graz ausgebildete Bildhauer Giovanni Rindler erhielt sein erstes Rüstzeug als Künstler während seiner Holzbildhauerlehre in Gröden. Die handwerkliche Perfektion ist bis heute Qualitätsmerkmal seiner harmonischen, die Rundungen betonenden Arbeiten. Die nächste Station führte ihn an die Kunstgewerbeschule in Graz zu Josef Pillhofer. In Pillhofers Meisterklasse lernte er, dem rein Statuarischen eine Schwerelosigkeit gegenüberzustellen, die bis heute das formal Eigenständige im Werk Rindlers kennzeichnet. In Graz begegnete er auch der angehenden Bildhauerin Brigitte Trieb aus Weiz.

Bild
Titel 2, 2012, Bronze, 41 x 24 x 25 cm, (Foto: Pfluegl)

Im Anschluss daran war das klassische Studium der Natur, das Aktzeichnen, während seines Studiums an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Joannis Avramidis prägend. Noch heute bilden Aktzeichnungen einen nicht wegzudenkenden Teil der Arbeit des Künstlers.

Bild
Augusta, 2016, Bronze (Alu-Platte), 1/3, 58 x 40 x 40 cm , (Foto: Pfluegl)

Die Steine und Bronzen von Giovanni Rindler zeigen die Suche nach Balance, die Figuren drehen sich um Horizontale und Vertikale. Sie bieten verschiedenste, immer neu zu entdeckende Ansichtsseiten. Rindler schafft Werke, an denen das „Naturleben“ und der Geist gleichermaßen beteiligt sind. Auf den ersten Blick stellen sich seine Arbeiten naturalistisch dar. Erst bei genauerer Auseinandersetzung offenbart sich das perfekte Zusammenspiel von geometrischen Formen, die die Dargestellten, trotz ihres Volumens, leichtfüßig erscheinen lassen. 

Bild
Blauer Kopf, 2017, Bronze, Alu, Unikat, 54 x 44,5 x 10 cm, (Foto: Seidenschwann)

Zitat seines Lehrers Josef Pillhofer: „In seiner schöpferischen Freiheit ist Giovanni Rindler ein Künstler, dessen Credo ein sehr persönliches, unverwechselbares Ergebnis zeigt."

Bild
Brücke, 2016, Bronze, Alu, Unikat, 20 x 73 x 37 cm, (Foto: Seidenschwann)

Brigitte Trieb – Chronistin des Alltags

Bild
Zeit der Ernte, 2016, 100 x 100 cm

Mit kräftigen, überraschenden Farbkombinationen besticht die Malerei dieser Bildhauerin, deren Ausgangspunkt der Holzschnitt war. Das erkennt man in der klaren Formgebung ihrer Malerei, deren immer wiederkehrendes Motiv der kräftigen Ölbilder von Brigitte Trieb die Frau ist, die entweder auf Reisen oder in Innenräumen dargestellt wird.

Diese Frauen entspringen der Erinnerung von Brigitte Trieb, der Erinnerung an Situationen, Plätze, Begegnungen, Landschaften. Die Stücke dieser Erinnerungen werden zu neuen Situationen zusammengestellt, nur wenige Bilder erzählen tatsächliche Begebenheiten. 

Sie malt das, was sie interessiert.

Bild
Regen im Frühling, 2016, 100 x 80 cm

Auf den ersten Blick erscheint dem Betrachter eine ruhige, friedliche Atmosphäre. Je länger man sich aber auf ein Bild einlässt, desto mehr schleicht sich in die idyllische Stimmung eine Spannung und Ungewissheit ein, die Augen der Dargestellten blicken ins Leere, sie scheinen von einer geheimnisvollen Einsamkeit umgeben zu sein. Ihre Haltung, vor allem die der Hände, wirkt gekünstelt. 

Die besondere Stimmung in Brigitte Triebs Bildern, die Emotionen, die sie hervorrufen, ist dem Einsatz der kräftigen Farben zuzuschreiben, auch wenn sich in den neueren Arbeiten ein leichter Schleier über die sonst starke Abgrenzung der Figuren und Gegenstände legt. So entsteht eine traumhafte Aura, die in parallele Wirklichkeiten führt: voller Symbolik und selbstironisch durchsetzter Melancholie. 

Bild
Kolumbianisches Mädchen, 2008, 70 x 80 cm

Neben den Frauen sind Gegenstände, Tiere oder Pflanzen abgebildet, die in der Kunstgeschichte mit verschiedenen Bedeutungen aufgeladen sind, die Künstlerin überlässt es dem Betrachter, dieser Symbolik nachzugehen. Brigitte Trieb gibt keine Antwort. In ihren Arbeiten blitzt jedoch eine leise Ironie auf, eine besondere Form des Humors, der uns zeigt, dass sie nicht alles ernst nimmt und sich und uns zu Komplizinnen der Frauen macht.

Bild
Asiatin, 2008, 100 x  100 cm