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Daniel Knorr

Lunarium

GALERIE nächst ST STEPHAN
 26.03. - 03.05.2014


Eröffnung: am Dienstag, dem 25. März 2014, um 19:00 Uhr



DANIEL KNORR Lunarium

Bezugnahmen zum urbanen Raum und das Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit sind Daniel Knorrs Themen, die er in künstlerischen, oft interaktiven Projekten unterschiedlichster Gattungen bearbeitet. Seit seiner aufsehenerregenden Installation „Explosion“ vor der Kunsthalle am Karlsplatz, seiner Beteiligung an den Ausstellungen „Reflecting Fashion“ im MUMOK und „At Your Service. Kunst und Arbeitswelt“ im Technischen Museum und der Erste Foundation, Museumsplatz, (alle 2012) ist Daniel Knorr in Wien kein Unbekannter mehr. „Lunarium“ ist seine zweite Einzelausstellung in unserer Galerie.

„Die Ausstellung untersucht den Zustand der Dinge außerhalb ihrer Reichweite, dort, wo sie einmal waren und wovon sie sich weg-verändert haben. Die Arbeit erscheint, als ob man die Kraft der Veränderung sichtbar machen würde. Das Ziel ist ein Vorausblick ins Unbewusste, dorthin, wo man die Veränderung als ‚erträumte‘ zu wissen glaubt.
Das straßenseitige Login der Galerie ist der erste Kontaktpunkt mit dem Publikum. Hier findet eine Verbindung statt, die Funktionalität des Raums ist aber so gestaltet, dass sie eine Umkehrung materialisiert, das Umgekehrte eines ‚Solariums‘. Das ‚Lunarium‘ knüpft an die Blassheit, die Vornehmheit an, welche eine wiederkehrende Emblematik in der Kultur der Stadt Wien darstellt. Es geht darum, das Potential der Nacht zu spüren, es zu entdecken und darüber nachzudenken, was man damit anfängt, wenn andere ihrem Schlaf ausgeliefert sind. Denn das ‚Lunarium‘ ist nur in der Nacht zwischen 0 und 5 Uhr für Besucher geöffnet.
Die Nacht ist vielleicht für uns die letzte Domäne, die uns als unser Eigentum erscheint, da, wo wir für uns da sind, in unserem Körper und mit unseren Träumen allein. Darüber hinaus geht es darum, auch eine Wachheit zu injizieren, als Kommentar und Gegenhaltung zu dem, was das Pathos der Verschwörung und des Verbrechens der Nacht mit sich gebracht hat.
Ist das ‚Lunarium‘ nur sichtbar bei Nacht, so werden die Pfützen, die ‚Depression Elevations‘, nur sichtbar bei Regen. Sie sind die tiefsten Vertiefungen der Erdoberfläche, hier umgemünzt auf die Stadt Wien. Die Formen sind die Darstellung der Verformung der Straße, ihrer Abnutzung und Geschichte als Zeugen einer bestimmten Zeit und Praxis. Die Materialien sind Kunststoffe, kristallklares Polyurethan, die ausschließlich für die Creative Industries in den Vereinigten Staaten geschaffen wurden. Die Farben entsprechen dem aktuellen industriellen Design-Code des öffentlichen Raums, orientiert an Farben von Verpackungen, diversen Verkaufsobjekten oder Firmennamen. In der Ausstellung sind Pfützen spezifisch ausgewählter Orte Wiens zu sehen.
Die Arbeit ‚Block‘ schlägt vor, die eigene Geschichte und kulturelle Tradition von einem neuen Standpunkt aus zu betrachten. Die klassischen Musikinstrumente, in Wien seit hunderten von Jahren beheimatet, werden in einem Käfig eingesperrt. Sind sie gefährlich? Wenn ja, in welcher Weise? Die Arbeit, zunächst in anderer Form 2009 im Artspace in Auckland, Neuseeland, realisiert, untersucht die Instrumente als Kolonialisierungsmittel, territorial und kulturell. Die Instrumente klingen gut, sie bestechen mit ihrer Zartheit und Bestimmtheit, sie sind Ausdruck einer Kultur und Haltung und sie implizieren diese jedes Mal, wenn sie gespielt werden. Die Instrumente stehen dem Publikum zum Musizieren zur Ver-fügung, es gibt einen Schlüssel zum Käfig.
Der dritte Raum zeigt eine neue Serie, die auf den Straßen Berlins entwickelt wurde. An verschieden Orten der Stadt wurden illegal Plakatwände aufgestellt und diese in kürzester Zeit von Wildplakatierern mit Postern beklebt. Die Cut-Outs sind ein subjektiver Ausschnitt und Zeitdokument des ‚reellen Kulturdschungels‘ Berlin.“

Daniel Knorr, geboren 1968 in Bukarest, lebt in Berlin. Ausstellungen (Auswahl): 2013 Museum of Contemporary Art, Chicago; Musée d’Art Contemporain, Marseille; 2012 Kunsthalle Wien Karlsplatz (E); 2011 Färgfabriken, Stockholm (E), Steirischer Herbst, Graz; 2010 Kunstverein Arnsberg (E); Centre Pompidou, Paris; Lodz Biennale, Lodz; 2009 Kunsthalle Basel (E); Museum of Modern Art, Warschau (E); Artspace, Auckland (E); 2008 Fridericianum, Kassel (E); 5. Berlin Biennale, Berlin; Manifesta 7, Rovereto; 2007 Triennale für Kleinplastik, Fellbach; 2005 Biennale Venedig, rumänischier Pavillon (E)
Museen und öffentliche Sammlungen (Auswahl): Erste Bank collection, Wien, Folkwang Museum, Essen, Lenbachhaus, München, Migros Museum, Zürich, Museo ALT, Bergamo, MuHKA Antwerpen, Museum im Stasi-Bunker, Leipzig, Pinakothek der Moderne, München, Museum of Modern Art, Warschau